Ein feines Swing-Revival

Harry „Sweets“ Edison / Coleman Hawkins / Benny Carter – „Session At Midnight“

von Frank Becker

Ein feines Swing-Revival
 
Aufnahmen mit der Crème des Jazz der 50er
 
Schon bei den Besetzungen der beiden hier vom Label Essential Jazz Classics für eine CD zusammengestellten beiden Alben läuft dem Jazzfreund ein angenehmer Schauer über den Rücken, denn für „Sessions at Midnight“ (1955 Capitol T-707) und „Sessions at Riverside“ (1956 Capitol T-761) hat sich die Crème de la Crème versammelt. Namen wie Coleman Hawkins, Harry „Sweets“ Edison, Benny Carter, Willie Smith, Charlie Shavers, Plas Johnson, Billy Butterfield, Al Hendrickson, Urbie Green, Milt Hinton, Osie Johnson u.v.a. versammelt zu sehen, verspricht a priori Genuß. Die seinerzeit bereits in Hi-Fi auf Vinyl gepreßten Langspielplatten sind sorgfältig digital remastert worden und bieten ganz vorzüglichen Sound.
Zitatenreich mit u.a. The Surrey with a Fringe on Top eröffnet Bennie Motens „Moten Swing“ die erste Session mit sechs Titeln, am 2. Dezember 1955 in den Melrose Capitol Studios aufgenommen. Standards aus dem American Songbok wie „Sweet Georgia Brown“ und „Stompin´ at the Savoy“ wechseln sich mit neuen Titeln wie Dave Cavanaughs „Making the Scene“ und dem Titelstück „Session at Midnight“ als Closer. Da spielen sich Könner den Ball zu und es hat mit zahlreichen brillanten Soli Swing, Tempo und Drive, eine Perle unter den Aufnahmen der 50er Jahre.
 
Nicht weniger Genuß zieht man aus den am 26. Mai 1956 im Riverside Plaza Ballroom aufgezeichneten sechs Nummern mit Charlie Shavers als Frontmann neben Billy Butterfield an der Trompete. In der Eröffnung mit „I Want to Be Happy“ spielen sich die beiden vor dem groß besetzten Bläserensemble den Ball zu, geben Milt Hinton am Kontrabaß und Lou Stein am Klavier reichlich Raum. Der Swing-Klassiker „Broadway“, den Count Basie lange Zeit bei seinen Shows als Erkennungsmelodie hatte, wird auch hier zum Fuß-Wipper. Leader Charlie Shavers hat auch das Titelstück „Session at Riverside“ beigetragen, in dem Lou Stein ein bißchen wie Count Basie klingt. Art Ryerson an der Gitarre bekommt hier sein Solo. Für Johnny Greens Standard „Out of Nowhere“ übernimmt Coleman Hawkins die Führung, Billy Butterfield das Trompeten-Solo und Arwell Shaw den Kontrabaß – ein Bonbon.
Als Bonus, weil noch Platz auf der CD war, wurde ein Stück von Osie Johnson hinzugenommen, drei Jahre später am 3. April 1959 in New Jersey aufgezeichnet, „Stealin´ the Bean“. Auch hier hören wir einige der Besten: Coleman Hawkins (ts), Charlie Shavers (tp), Ray Bryant (p), Tiny Grimes (g), George Duvivier (b) und Osi Johnson (b) – von der erlesenen Besetzung möchte man mehr hören.  
Das Ganze ist ein äußerst gelungenes Swing-Revival, das wir sehr empfehlen können.
 
 „Session At Midnight“ – Jazz Reunion at Melrose + „Session At Riverside“
© 2020 Essential Jazz Classics (CD)

„Session At Midnight – Jazz Reunion at Melrose“ mit Harry „Sweets“ Edison, Shorty Sherock (tp) – Benny Carter (as, tp) – Willie Smith (as) Plas Johnson, Babe Russin (ts) – Murray McEachern (tb, as) – Gus Bivona (cl) – Jimmy Rowles (p) – Al Hendrickson (g) – Mike Rubin (b) – Irv Cottler (dr):
1. Moten Swing – 2. Making The Scene – 3. Sweet Georgia Brown – 4. Blue Lou – 5. Stompin’ At The Savoy – 6. Session At Midnight
 
„Session At Riverside“ mit Charlie Shavers, Billy Butterfield (tp) – Coleman Hawkins, Jerry Jerome (ts) – Earle Warren (as) – Urbie Green, Lou McGarity (tb) – Peanuts Hucko (cl) – Lou Stein (p) – Art Ryerson (g) – Milt Hinton (b) – Osie Johnson (dr)
7. I Want To Be Happy – 8. Broadway – 9. Session At Riverside – 10. Undecided - 11. Out Of Nowhere – 12. Escape Hatch
Bonus: 13. Stealin’ The Bean
Gesamtzeit:  1:13:39
 
Weitere Informationen: www.in-akustik.com