„Davon glaube ich kein Wort!“

Albert Einstein in der Anekdote

von Ernst Peter Fischer

Ernst Peter Fischer
„Davon glaube ich kein Wort!“
 
Albert Einstein in der Anekdote

 Von Ernst Peter Fischer

 
Der Mann des Jahrhunderts (3)
 
 
Zurück zu Einsteins Mantra, von dem natürlich nicht garantiert werden kann, daß es den Menschen hilft, mehr von dem Kosmos zu erfahren, in dem sie leben. Wahrscheinlicher ist es eher, daß die Relativitätstheorie auch nach den meditativen Übungen unverstanden oder unnahbar bleibt, wobei der berühmte Charlie Chaplin die Schwierigkeiten mit Einsteins Gedanken einmal in einer paradoxen Beobachtung zusammengefaßt hat. Als sich die beiden Größen der westlichen Kultur einmal in Hollywood begegneten, um gemeinsam ins Kino zu gehen – zu einer Filmpremiere –, meinte der britische Schauspieler und Filmstar Chaplin beim Anblick einer begeistert jubelnden Menge um sie herum, „Mich lieben die Leute, weil sie alles verstehen, was ich sage, und Sie lieben die Leute, weil sie nichts vom den verstehen, was Sie sagen.“
       Eine ähnlich vertrackte Kombination von Ansichten hat Einstein einmal selbst fabriziert, als er von seiner Frau zu einem frühen Zeitpunkt seiner Karriere gebeten wurde, sich für einen öffentlichen Auftritt gut anzuziehen. „Wieso ist das nötig?“, wollte Einstein wissen, „in dem Publikum kennt mich doch keiner.“ Als er dann berühmt war und alle Welt sein Gesicht mit den ungewöhnlichen Haaren kannte, wiederholte seine Frau die Bitte, sich in der Öffentlichkeit anständig angezogen zu zeigen. „Wieso ist das nötig?“, wollte Einstein erneut wissen, „dort kennt mich doch jeder.“
       Was die langen Haare angeht, so fanden sich einige junge Männer, die ihre Kopfbedeckung auch so wachsen ließen wie der große Mann, wobei in einem Fall einem Schauspieler von seinem Regisseur vorgeworfen wurde, er versuche so wie Beethoven auszusehen, der auch eine wilde Frisur trug. „Nein“, verteidigte sich der Schauspieler, „er trage so lange Haare wie Einstein“, worauf ihm erwidert wurde, „Einstein trägt die langen Haare nicht als Physiker, sondern als Geiger, und da ist er schlecht“ – was von Menschen bestritten wird, die ihm beim Spielen zugehört haben, vor allem wenn Mozart auf dem Programm stand. „Mozarts Musik ist so rein und schön, daß ich sie als die innere Schönheit des Universums selbst ansehe“, wie Einstein einmal geschrieben hat, um erklärend hinzuzufügen, wie er sich mit seiner Geige, die er Lina nannte und gerne in einer gekachelten Küche ertönen ließ, musizierend entspannte:
        „Zuerst improvisiere ich, wenn das nicht hilft, suche ich Trost bei Mozart. Aber wenn sich beim Improvisieren doch ein Weg anbietet, brauche ich Bachs klare Konstruktionen, um meinen Gedanken weiterzuführen“. 
       Übrigens – nicht nur Einsteins Haare sind berühmt, sondern jeder kennt auch seine Zunge, die er auf einem Bild herausstreckt, das in New York am Abend seines 72. Geburtstags von Arthur Sasse aufgenommen worden ist, wobei den Rolling Stone diese Geste offenbar so gefallen hat, daß sie genau solch eine Zunge 1970 zu ihrem Markenzeichen erkoren haben – was sie machen konnten, ohne dafür besondere Gebühren zu zahlen. Einsteins Gesicht und seine Teile existieren auf so vielen Abbildungen und Illustrationen, dass zuständige Behörden es frei gegeben habe. Wer soll auch allen Um- und Einsetzungen nachspüren und dafür kassieren?
 
 
© Ernst Peter Fischer