Fünfundzwanzig Jahre Fauré Quartett

Fauré Quartett – Gabriel Fauré: Quartet No. 1&2, Songs

von Johannes Vesper

Fünfundzwanzig Jahre Fauré Quartett

Die Jubiläums-Aufnahme
 
Erika Geldsetzer (Violine), Sascha Frömbling (Viola), Konstantin Heidrich (Cello) und Dirk Mommertz (Klavier) musizieren oder genauer spielen seit 25 Jahren miteinander. Erfolgreich sind sie, gelten als das führende Klavierquartett der Welt, spielen in den bedeutenden Konzertsälen von Buenos Aires bis London und Berlin, mit den verschiedensten Formationen bis zur Jazz Bigband, spielen natürlich das klassische Repertoire aber auch Pop, unterrichten usw. usw..
Individualität und Gemeinschaft über eine so lange Zeit zu bewahren gelingt nicht allen Kammermusikensembles. „Unberechenbarkeit, fliegende Leichtigkeit und musikalische Tiefe“ jedes Einzelnen bei technischer Vollkommenheit in der Beherrschung der Instrumente seien für die Interpretation der anspruchsvollen Musik, der sich die vier widmen, unabdingbar. Jedenfalls wird so Dirk Mommertz im lesenswerten Essay von Ralf Dombrowski (Begleitheft) zitiert. In den mittlerweile mehr als zwei Jahrzehnten gemeinsamen Übens immer der gleichen, zahlenmäßig beschränkten Klavierquartettliteratur ist die Faszination daran, beginnend bei den Quartetten von Mozart, nie verloren gegangen, eher gestiegen und ausgeweitet worden. Es entstanden Bearbeitungen verschiedenster ursprünglich nicht für diese Besetzung komponierten Werke, die hohen Reiz bieten.
 
Geübt wird solange, bis der „Geist zwischen den Noten“ hör- und spürbar wird und sich aus dem Inneren der Musiker heraus bei der Aufführung auf den Zuhörer überträgt. Davon wußte Gabriel Fauré, als er schrieb: „La musique de chambre, c´est la véritable musique et la traduction la plus sincére d´une personalité“ (Die Kammermusik ist die eigentliche Musik und der aufrichtigste Ausdruck der Persönlichkeit). Das Fauré Quartett hat seine Jubiläums-CD unter dieses Motto gestellt und dem Namensgeber gewidmet. Zu hören sind die beiden Klavierquartette c-moll op.15 (1879) und g-moll op. 45 (1886) und Bearbeitungen von Liedern des selben Komponisten. In diesen Werken löst sich der Komponist von der deutschen Romantik unter dem Einfluß von Schumann und Brahms und bereitet Farbigkeit und Eleganz den französisch-musikalischen Impressionismus vor, was auch bei den von Dietrich Zöllner für Klavierquartett wunderbar arrangierten Liedern des Komponisten deutlich wird. Fauré kam ursprünglich von der Kirchenmusik her und hatte als Organist in Rennes und Paris gewirkt, bevor er als Kompositionslehrer am Pariser Konservatorium tätig wurde. Sein kompositorisches Werk hatte mit Liedern (u.a. von Verlaine, Bussine) begonnen. Stürmisch-übermütig (Notre Amour) öffnet sich der Himmel (Aprés une reves, Clair de lune) auch ruhigeren Glücks (Les Berceaux). Zuletzt (Mandoline) wird gar augenzwinkernd mit Pizzicato gesungen.
Temperamentvoll, transparent, sensibel und kantabel, mit Gefühl, lebendig erklingen die beiden Klavierquartette auf der CD. Der entzückte Liebhaber, obwohl bei der Aufführung leibhaftig nicht anwesend, läßt dich davon ergreifen. Er denkt nicht darüber nach, wie viele Tracks einer solch perfekten Aufnahme wohl zugrunde liegen, erinnert sich aber spätestens bei der herrlichen Cellokantilene im 3. Satz von op. 15 an Egon Friedell: „Was ist alle Kunst? Sie gestaltet unsere Sehnsucht“. Recht hatte er.
 
Fauré Quartett – Gabriel Fauré: Quartet No. 1&2, Songs
© 2020 Berlin Classics/Edel Germany GmbH, Beiheft mit Essay von Ralf Dombrowski in Deutsch und Englisch.
Stücke:
Klavierquartett Nr. 2, op. 45: Allegro molto moderato, Allegro molto, Adagio non troppo Allegro molto Notre Amour op.23, No.2 - Les Berceaux op. 23, No. 1 - Après un rêve op.7 No.1 - Clair de lune op. 46, No. 2 - Mandoline op.58,No1 Klavierquartett Nr. 1 Op.15 : Allegro molto moderato, Scherzo. Allegro vivo-Trio – Adagio – Finale.
Gesamtzeit:  1:12:00