Der kurze Aufstieg und lange Fall des Malers Caspar David Friedrich

Caspar David Friedrich und die Düsseldorfer Romantiker im Kunstpalast Düsseldorf

von Andreas Rehnolt/Bec.

Caspar David Friedrich, Die Lebensstufen, um 1835

Der kurze Aufstieg und lange Fall des Malers Caspar David Friedrich
(Caspar David Friedrich und die Düsseldorfer Romantiker)
 
Eine Ausstellung im Kunstpalast in Düsseldorf
15. Oktober 2020 - 7. Februar 2021
 
Von Andreas Rehnolt
 
Erstmals in der Kunstgeschichte nimmt die Ausstellung 'Caspar David Friedrich und die Düsseldorfer Romantiker' die spannungsvolle Beziehung des Malers zu den Vertretern der Düsseldorfer Romantiker in den Blick“. Der Direktor des Kunstpalastes in Düsseldorf, Felix Krämer, verweist darauf, daß die Düsseldorfer Malerschule „einen wesentlichen Anteil am Vergessen“ von Friedrich (1774-1840) hatte.
Maler wie etwa Andreas und Oswald Achenbach, Carl Friedrich Lessing oder Johann Wilhelm Schirmer seien es gewesen, die dem als bedeutendster Maler der deutschen Frühromantik geltenden Friedrich schon zu Lebzeiten schlicht „den Rang abgelaufen“ hätten, so Krämer weiter. Ab den 1820er Jahren verlor Friedrichs Werk an Popularität und geriet schließlich in den Schatten der damals aufstrebenden Düsseldorfer Malerschule. 
 

Carl Friedrich Lessing, Zwei Jäger (Die Freunde Lessing und Schirmer), 1841

Etwa 60 Werke Friedrichs werden gemeinsam mit den Arbeiten seiner Dresdener Malerfreunde wie Carl Gustav Carus (1789–1869), Ludwig Richter (1803–1884) und Ernst Ferdinand Oehme (1797–1855) der Malerei der Düsseldorfer Andreas Achenbach (1815–1910) und Oswald Achenbach (1827–1905), Carl Friedrich Lessing (1808–1880), Johann Wilhelm Schirmer (1807–1863) und weiteren gegenübergestellt.
Die Ausstellung stellt den ernsten, oft düsteren und nachdenklichen Bildern von Friedrich die heitereren, manchmal etwas verkitscht wirkenden und großformatigeren Werke der Düsseldorfer Malerschule gegenüber. Die Schau im Erdgeschoß des Museums am Rheinufer veranschaulicht zudem den Geschmackswandel von der Frühromantik zu den Anfängen des Realismus.
 

Caspar David Friedrich, Kreidefelsen auf Ruegen 1818

„Die Düsseldorfer galten vielen Zeitgenossen damals als die wahren Romantiker. Ihre Gemälde zeigten mehr Dramatik und Pathos als die ruhigen Stimmungslandschaften Friedrichs“, betonte Kuratorin Bettina Baumgärtel beim Gang durch die Ausstellung. Der gläubige Protestant Friedrich habe „die Natur als göttlich und als Ausdruck des Glaubens“ angesehen, so Baumgärtel gegenüber dem epd. Die Düsseldorfer Malerschule dagegen brachte die Natur deutlich weltlicher auf die Leinwand und war somit nicht zuletzt „gefälliger“, so die Kuratorin.
Mitkurator Jan Nicolaisen vom Museum der bildenden Künste Leipzig, wo die Ausstellung nach ihrem Ende in Düsseldorf ab März 2021 zu sehen sein wird, ergänzte, die Ausstellung hätte auch „Der kurze Aufstieg und lange Fall Caspar David Friedrichs“ heißen können. Nach nur einem Jahrzehnt Erfolg sei der Maler “vom Ausstellungsbetrieb und Kunstmarkt verdrängt“ worden. Dafür verantwortlich sei auch Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe gewesen, der Friedrichs Bilder als „eintönig und monoton“ abtat, so Nicolaisen.
 

Caspar David Friedrich, Das Kreuz im Gebirge 1808

Wichtige Bilder von Friedrich sind in der Ausstellung am Rheinufer in Düsseldorf zu sehen. Das berühmte Bild „Lebensstufen“ von 1834/35 etwa, das Friedrich und seine Familie am Strand abendlicher Seekulisse zeigt oder „Kreidefelsen auf Rügen“ von 1818. Düster und bedrohlich das Ölbild „Kreuz im Gebirge“ von 1812. „Hier entspricht der steinige, dornengreiche Vordergrund dem schweren Weg zur christlichen Erlösung“, so die Aussteller.
 
Faszinierend auch das Bild „Winterlandschaft mit Kirche“ von 1811. „Durch die symbolträchtige Landschaft möchte Friedrich für den Betrachter die schützende Kraft des christlichen Glaubens erfahrbar machen“, sagen die Kuratoren. Kirchen, Kreuze, Friedhöfe, Bergkulissen, Meer-Bilder, Wolken, Wälder oder einzelne Bäume. All das können Besucher in der Schau von Friedrich entdecken und zugleich „die Gemeinsamkeiten aber auch die Unterschiede“ zu ähnlichen Motiven der Künstler der Düsseldorfer und der sächsischen Landschaftsmaler seiner Zeit kennenlernen.
 

Andreas Achenbach, Ein Seesturm an der norwegischen Küste, 1837

Anders als Friedrich in seinen meditativen Bildern verbinden die Düsseldorfer Romantiker etwa ihre Gebetsszenen mit märchenhaften oder idyllischen Geschichten. Friedrichs Seestücke rufen Melancholie oder das Gefühl von Einsamkeit hervor, Andreas Achenbach dagegen inszeniert in seinen Sturmbildern große Dramen. 
Bedeutende Leihgaben aus der Alten Nationalgalerie, Berlin, der Hamburger Kunsthalle, dem Folkwang Museum Essen, dem Musée du Louvre, Paris, der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, dem Städel Museum, Frankfurt, dem Thyssen-Bornemisza Museum, Madrid, und etlichen anderen renommierten öffentlichen und privaten Sammlungen bereichern die umfangreiche Schau. 
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet.
Kunstpalast - Ehrenhof 4-5 - 40479 Düsseldorf - Tel.: 0211 - 56642100
 
Weitere Informationen: www.kunstpalast.de
  
Redaktion: Frank Becker
 
 
 
Caspar David Friedrich, Küstenlandschaft im Mondschein, 1818, Öl auf Leinwand, 22 x 30,7 cm Paris, Musée du Louvre, Department of Paintings © bpk / RMN - Grand Palais / Musée du Louvre, Foto: Jean-Gilles Berizzi
 
Carl Friedrich Lessing, Zwei Jäger (Die Freunde Lessing und Schirmer), 1841, Öl auf Leinwand, auf Holz Düsseldorf, Kunstpalast © Kunstpalast, Foto: Horst Kolberg – Artothek