Schöne Augenblicke mit Politikern

Festgehalten

von Erwin Grosche

Erwin Grosche - Foto © Frank Becker
Schöne Augenblicke mit Politikern
 
Man kann auch mit Politikern schöne Augenblicke erleben. Ihre hervorgehobene gesellschaftliche Stellung verhindert oft ein näheres Kennenlernen, aber manchmal ergeben sich Situationen, wo sie einem richtig an Herz wachsen können. Ich hatte kürzlich in der Naturwerkstatt Schloß Neuhaus die Ehre einen Preis der UN zu überreichen. Wie es der Zufall wollte, umflog dabei ein Insekt mein Mikrophon, als wollte es die Gelegenheit nutzen, um den geladenen Gästen auf die Notlagen von Insekten aufmerksam zu machen. Spontan begrüßte ich den kleinen Gast mit den Worten: „Hau ab, du Biene.“ Wie veredelt wurde dieser Augenblick durch Bürgermeister Michael Dreier, der mich mit einem Wort korrigierte: „Wespe“ Natürlich war das eine Wespe. „Hau ab, du Wespe“ hätte es heißen müssen. Da hatte ich aus der Biene eine Wespe gemacht, und einer hatte es bemerkt. „Die Stadt ist in guten Händen“, dachte ich nur. Ich hatte auch mal unseren früheren Landrat Rudolf Wansleben ins Herz geschlossen, der mir in einer schwierigen Situation zur Seite stand. Wir waren mal gemeinsame Gäste bei den Winterfestspielen in Harth-Ringelstein. Wir standen in der Pause nicht zusammen, aber sahen uns, zumal wir beide ein Würstchen aßen. Das Würstchen schmeckte gut, aber ich wollte trotzdem Senf haben, fand aber den Senfspender nicht. Zum Glück erfaßte unser damaliger Landrat die Situation und ließ mir von seinem Tisch aus den Landrat-Senf überreichen. Der ging von Hand zu Hand über die Köpfe hinweg, bis er bei mir eintraf. Ich freute mich dermaßen darüber, daß es mir nichts ausmachte, daß die Quetschflasche dann leer war. Es war ein schöner Augenblick. Sind es nicht oft diese kleinen Gesten, die uns über politische Programme hinweg verbinden? Ich kenne auch Politiker, die hätten mich mit meiner Wurst allein gelassen. Wie mir einmal Klaus Schröder von den Grünen in der Westernstraße zuwinkte war auch berührend. So etwas vergißt man nicht. Man kann sich auch ohne große Worte verständlich machen und Schröder ist jemand, den man sieht, wenn er winkt. Er kennt die Wirkung der kleinen Geste und kann diese groß ausführen. Ich habe natürlich zurück gewinkt, war mir aber nicht sicher, ob dies auch so ein schöner Anblick gewesen war. Wenn kleine Menschen winken, wirkt daß immer so, als brauchten sie Hilfe. Einen der schönsten Augenblicke durfte ich aber mit unserem ehemaligen Bürgermeister Heinz Paus erleben. Paderborn war Fair-Trade-Town geworden und ich sang als Schirmherr dieser Aktion im Rathaus ein Lied, wo ein Chor an einer Stelle ein „Lidl Lidl Lidl“ einwarf. Herr Paus reagierte sofort mit der Anmerkung: „Es gibt aber auch noch andere Supermärkte, die fair gehandelte Waren anbieten.“ Das war schon sehr komisch. Ein unvergeßlicher Augenblick. Ich weiß noch, daß ein Vertreter der Fair-Trade- Bewegung, der aus Köln angereist war, mir später anvertraute, daß er nie gedacht hätte, wie lustig es in Paderborn sein kann. Was hatte er denn gedacht?
 
Anmerkungen für Nicht-Paderborner:
1. Bürgermeister Dreier ist nicht nur der derzeitige Paderborner Bürgermeister, sondern auch ein begeisterter Hobby-Imker.
2. Klaus Schröder war der Bürgermeisterkandidat der Grünen.
3. Heinz Paus hieß der ehemalige Bürgermeister der Stadt Paderborn
 
© 2020 Erwin Grosche