Lucky Luke und das Erbe des Südens

Lucky Luke (99): Fackeln im Baumwollfeld

von Frank Becker

© 2020 Lucky Comics/Egmont Ehapa
Lucky Luke
und das Erbe des Südens
 
Eine Gratwanderung zwischen Comic und Satire
 
In seinem 99. Abenteuer wird der sympathische Cowboy aus dem Wilden Westen politisch. Eine Verehrerin aus Louisiana hat ihm ihre Baumwollplantage „Pinkwater“ nebst Herrenhaus vererbt und so zum reichsten Mann von Louisiana gemacht. Aber was will ein Lonesome Cowboy mit Besitz und Reichtum? Und werden ihm die Nachbarn gefallen, die sich noch nicht daran gewöhnen wollen, daß seit dem Sezessionskrieg die Sklaverei abgeschafft ist? Da sind handfeste Auseinandersetzungen abzusehen, denn Lucky Luke kann Ungerechtigkeit nicht ausstehen.
 
Sehr bemüht führen die Autoren Achdé und Jul, die seit dem Tod des Lucky Luke-Erfinders Morris im Jahr 2001 sein Werk mit Erfolg fortsetzen, allerlei historisches und literarisches Personal in die Geschichte ein, so Mark Twains kleine Helden Tom Sawyer und Huckleberry Finn, den Konföderierten-General und Ku-Klux-Klan-Mitgründer Nathan Bedford Forrest, den legendären ersten schwarzen Sheriff der USA, Bass Reeves und fiktive Vorfahren des nachmaligen US-Präsidenten Barack Obama. Da darf das Zitat „Yes we can“ nicht fehlen. Natürlich mischen  auch die Dalton-Brüder wieder mit, und die weibliche schwarze Protagonistin ist selbstverständlich, wie anders, nach der Black Power Ikone Angela Davis benannt. Die Cajuns Louisianas und ihre Lebensart werden freundlich karikiert, die selbsternannten weißen Herrenmenschen des Südens fies und bösartig und die rechtlosen Schwarzen brav, verängstigt und bieder. Das ist in jedem der Fälle sehr klischeehaft, aber erlaubt.
 
Es ist vor allem nicht leicht, den mörderischen Ku-Klux-Klan, der im Süden der USA, ermutigt durch die Politik des (noch) amtierenden Präsidenten Donald Trump, wieder an Fahrt aufnimmt, lustig zu karikieren. Wer jüngst die arte-Dokumentation über den KKK gesehen hat, dem sitzt der Schrecken noch in den Gliedern. Es ist ein Comic, keine Satire, was die Gratwanderung  besonders schwer macht. Doch lächerlich machen kann auch Comic. Das gelingt hier z.B. unter anderem damit, daß einer der reaktionären KKK-Anführer Trumps lächerliche Frisur trägt, und seit den Illustrierten Klassikern wissen wir, daß Geschichte auch so vermittelt werden kann.
 
Das neue Lucky Luke Album ist ab heute, rechtzeitig zur Präsidentenwahl in den USA im Handel.
 
Lucky Luke (99): Fackeln im Baumwollfeld
(Un Cow-boy dans le cotton)
Zeichnungen: Achdé – Text: Jul – Übersetzung: Klaus Jöken
© 2020 Lucky Comics/Egmont Ehapa, 48 Seiten, Broschur 
6,90 €
 
Weitere Informationen:  www.egmont.de