Ein Sommerwind

Götz Alsmann – „L.I.E.B.E.“

von Frank Becker

Ein Sommerwind
 
Liebevolle Schlager-Interpretationen
von Götz Alsmann & Band
 
Dem Begriff „Schlagersänger“ haftet ärgerlicherweise der negative Beigeschmack des Trivialen an. Nun, gelegentlich ist das ja sogar nur allzu berechtigt. Einschlägige Namen verkneife ich mir hier und jetzt. Einer jedoch, der seit Jahren ganz hinreißend, ja verzaubernd gegen solche Vorurteile und Klischees ansingt und –musiziert, ist das Vielfachtalent Götz Alsmann, ein Vollblutkünstler und Glücksfall für die deutsche und vor allem deutschsprachige Musikszene. Mit seiner eingeschworenen Band hat er sich der promovierte Musikwissenschaftler, Jazzpianist, Multiinstrumentalist und patentierte Charmebolzen darauf spezialisiert, deutsche Schlager und Filmmelodien überwiegend der 30er bis 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wiederzuentdecken und frisch arrangiert à jour zu bringen.

Sein neues Album L.I.E.B.E. mit dem von Kurt Schwabach neu getexteten Titelsong L.O.V.E. von Bert Kaempfert ist eine Perlenkette solcher deutschsprachiger Schlager-Bonbons von Komponisten-Legenden wie u.a. Friedrich Schröder, Michael Jary, Heinz Gietz, Erwin Lehn, Kurt Doerflinger, Peter Igelhoff, Heino Gaze, Werner Bochmann und ihren Texter-Kollegen Helmut Käutner, Aldo von Pinelli, Eckhard Hachfeld, Kurt Feltz, Bruno Balz, Marthe Berger (deren durch Ilse Werner unsterblich gewordenes Lied „Die kleine Stadt will schlafen gehen“ den Reigen schließt) u.a.m.. Hörer der wunderbaren Radiosendung „Musik zum Träumen“, die auf WDR 4 regelmäßig den Abend in die Nacht überleitet, haben das eine oder andere Stück in der Interpretation von Götz Alsmann schon mit Vergnügen zu später Stunde gehört. Das bewährt (zum sechsten Mal) vom Label Blue Note mit Roof Music produzierte neue Album schließt sich nahtlos an seine hier im Lauf der Jahre vorgestellten Vorgänger „Mein Geheimnis“ („007) „Engel oder Teufel“ (2009), „In Paris“ (2011), „Am Broadway“ (2014) und „In Rom“ (2017), „…eventuell“ (2018) und das herrliche Hörbuch „Herrenabend“ (2011) an.

Wußten Sie übrigens, daß der Schauspieler Joachim „Blacky Fuchsberger den Text zu Udo Jürgens´ Erfolgslied „Was ich Dir sagen will“ geschrieben, daß Greetje Kauffeld ursprünglich die sarkastische Liebhaber-Abrechnung „Nur eine schlechte Kopie“ von 1961 gesungen und Ilse Werner auch Mein Herz hat heut´ Premiere im Film Wir machen Musik 1942 Erfolg gebracht hat? Ein Wermutstropfen dieses ansonsten vergnüglichen Albums ist der rhythmisch wie orchestral überladene Schlußtitel „Die kleine Stadt will schlafen geh’n“, den man sich sanfter, lyrischer gewünscht hätte. Im übrigen eine Empfehlung der Musenblätter.
 
Götz Alsmann – „L.I.E.B.E.“
(Limited Deluxe Edition)
© 2020 Roof Music / Blue Note (CD)
Götz Alsmann (Gesang, Klavier, Kinderklavier, Akkordeon, Orgel, Banjo, Ukulele, Gitarren) – Altfrid M. Sicking (Vibraphon, Xylophon, Marimba, Glockenspiel, Röhrenglocken, Trompete, Pauken) – Markus Paßlick (Congas, Bongos, Percussion) – Ingo Senst (Kontrabaß) – Domonik Hahn (Schlagzeug, Percussion) + das Swonderful Orchestra unter Leitung von Fabrizio Ventura
 
Titel:
1. L.I.E.B.E – 2. So einen jungen Mann – 3. Man müßte Klavier spielen können – 4. Unter den tausend Laternen – 5. Musik liegt in der Luft – 6. Was ich dir sagen will – 7. Gestern Abend ging ich aus – 8. Der Sommerwind – 9. Ganz leis‘ erklingt Musik – 10. Amigo – 11. Nur eine schlechte Kopie – 12. Mein Herz hat heut‘ Premiere – 13. Sag mir nie wieder „Je t’aime“ – 14. Du darfst mir nie mehr rote Rosen schenken – 15. Zauberlied – 16. Liebe ist doch kein Ringelreih’n – 17. Wo? – 18. Bim Bam (Bonustrack) – 19. An einem Abend im April (Bonustrack) – 20. Die kleine Stadt will schlafen geh‘n
Gesamtzeit: 1:13:57
 
 

Das Album »L.I.E.B.E.« erscheint als Standard-CD mit jeweils 18 Tracks. Die separat erhältlichen Special Editions als Digipack-CD und Doppel-Vinyl-LP warten mit den zwei Bonus Tracks „Bim Bam“ und „An einem Abend im April“ auf.

Götz Alsmann, Jahrgang 1957, lebt weiterhin im westfälischen Münster, seiner Geburtsstadt. Seit 1982 veröffentlicht er Schallplatten unter eigenem Namen (u.a. mit den Sentimental Pounders 1985 den Chart-Hit »People Are People«), seit gut 20 Jahren konzentriert er sich vornehmlich auf Musik mit deutscher Sprache. Einige seiner Aufnahmen wurden mit Preisen versehen (Echo Jazz, Goldene Stimmgabel). Für die 2016 nach 20 Jahren und fast 700 Folgen beendete TV-Sendung »Zimmer frei« (WDR) erhielt er 2000 zusammen mit Christine Westermann den Grimme-Preis und 2016 den Deutschen Comedypreis (Sonderpreis).