Literatur-Tips aus unseren Regalen (1)

Aus den letzten 20 Jahren zusammengestellt

von der Musenblätter-Redaktion

Jules Stauber pinx.
Literatur-Tips aus unseren Regalen (1)
 
Wir haben mal aus unserer Hausbibliothek ein paar Bände für Sie herausgesucht, auf denen zum Teil schon etwas Staub lag, die zu empfehlen sich aber heute, nach fast 20 Jahren noch immer lohnt. Wo nicht mehr bei den Verlagen zu bekommen, findet man sie gewiß noch bei Antiquariats-Portalen.
 
1. Das Leben von Monsieur Eme erfährt eine bestürzende Wende, als die Rezeptur des Eau de Toilette verändert wird, das seit 40 Jahren sein Leben begleitet. Mit seinem brillanten Erstling „Musk“ hat Percy Kemp einen kleinen, beklemmenden Roman beschrieben, der den morbiden Witz und die sprachliche Eleganz von Süskinds „Das Parfüm“ erreicht. Argon Verlag, 160 S., 16,90 €.
 
2. Endlich ist „84 Charing Cross Road“, der 1970 erstmals verlegte zauberhafte Briefwechsel der New Yorker Schriftstellerin Helene Hanff mit dem Londoner Antiquar Frank Doel auch in Deutschland zu haben. Diesem warmherzigen Buch über wahre Freundschaft und die Liebe zur Literatur gebührt ein Stammplatz auf dem Nachttisch. Hoffmann und Campe, 159 S., 12,90 €. Auch als Hörbuch: Doppel-CD, 104 Min., 14,90 €.
 
3. Wer Irland und seine Menschen und britischen Humor schätzt, kommt an Pete McCarthys Sammlung skurriler Geschichten nicht vorbei. „McCarthy´s Bar“ zeichnet ein etwas anderes Bild der liebenswerten grünen Insel, voll sprühendem Witz, Selbstironie und immer mit augenzwinkernder Sympathie. Zu lesen vor einer Irlandreise, danach oder immer wieder zwischendurch. Malik, 388 S., 19,90 €.
 
4. Georges Simenons Wert an seinem Kommissar Maigret festzumachen, hieße, sein Romanschaffen nur im Ausschnitt zu sehen. Der Diogenes Verlag hat sich der überarbeiteten Neuedition des Gesamtwerks angenommen und legt jetzt mit „Die grünen Fensterläden“ einen weiteren Band vor, die ergreifende Geschichte des Verfalls und Endes des einst gefeierten Schauspielers Maugin. detebe 20373, 230 S., 8,90 €.
 
5. Ein Abenteuer, das heute noch fasziniert: „Die Entdeckung des Nordpols“ des Arktis-Forschers Robert E. Peary ist der Bericht über seine Expedition 1908/09, mit der er den Punkt erreichte, den er für die nordpolare Achse der Erde hielt. Bei der Edition Erdmann ist jetzt eine Neuausgabe des vergriffenen Bestsellers von 1910 erschienen. 317 S. mit vielen Fotos, 22,- €.
 
6. Von raffinierter sprachlicher Dichte ist „Der Sushimeister“ von Nani Power, die in ihrem Roman das Entstehen einer hoffnungsvollen Liebe in einer kalten, ja häßlichen Welt minutiös beschreibt. Unendlich vorsichtig nähern sich Katsuyuki Ito und Mariane einander, zwei Einsame, die in der Neonwüste Manhattans ohne einander verloren gegangen wären. Goldmann, 320 S., 21,90 €.
 
7. Das Essay ist eine vernachlässigte Kunst. Stephan Wackwitz hilft sein Überleben mit Würze und gescheiten Zutaten im Grenzbereich zwischen dem Essay Siegfried Lenz´ und dem Feuilleton Hellmuth Karaseks zu sichern. „Selbsterniedrigung durch Spazierengehen“ ist ein schmaler Band, dessen Breitwandformat sich beim Lesen sofort erschließt. S. Fischer, 156 S., 18,- €.
 
8. Um Erbarmen, Mit-Leid und ewigen Dank dreht sich der ganz kleine, tief erschütternde Roman „Die schrecklichen Gärten“ von Michel Quint. Ein Mann wird zum Narren, um damit den Clown in deutscher Uniform zu ehren, der ihn während der deutschen Besetzung Frankreichs 1943 vor dem Tod bewahrte – und gewinnt damit, spät, die Liebe seines Sohnes. btb, 86 S., 15,- €.
 
9. Metropolis wird zu L.A., der „Daily Planet“ zur „Angel Times“, Clark Kent zu Cynthia Lelague - wo einst Superman für Gerechtigkeit sorgte, schlägt „Fuckwoman“ zu. In Warwick Collins´ gleichnamigem parodistischen Roman voll knallharter Action und gewitzter Dialoge wird eine Frau zur Rächerin, die gedemütigte Sextäter auf der Walstatt zurück läßt. Keine Lektüre für schlimme Finger – oder doch: zur Warnung! Kunstmann, 272 S., 19,90 €.
 
10. Große Literatur hat Herbjörg Wassmo mit ihrem Entwicklungsroman „Die siebte Begegnung“ geschaffen. Die Geschichte der Malerin Rut Nesset und des Geschäftsmanns Gorm Grande, deren Lebenswege sich seit der Kindheit beständig treffen, malt ein episches Bild Norwegens und seiner Menschen, und sie beschwört die Bestimmung der Liebe. Luchterhand, 570 S., 25,- €.
 
Die Reihe wird fortgesetzt.