Ein (kleiner) Jahrmarkt der Eitelkeiten

Michel Houellebecq – „Ein bißchen schlechter“

von Ludwig Lenis

Ein (kleiner) Jahrmarkt der Eitelkeiten
 
oder: die Kunst der Selbstbespiegelung
 
Aah! – Ein neuer Essayband von Michel Michel Houellebecq! Und schon horcht die intellektuelle Welt auf, um sich an seinen erwartbar kontroversen Äußerungen zu ergötzen oder sich mit viel Eklat an ihnen zu reiben. Womit er wohl jetzt wieder provoziert und zum Aufreger wird? Die neugierige Kultur-Journaille (ich nehme mich da nicht aus) stürzt sich also auf das chronologisch geordnete schmale Auswahlwerk mit Aufsätzen und Gesprächen aus den letzten acht Jahren, mit einem Ausreißer aus dem Jahr 2003, in dem es wenig erhellend um den Konservatismus als Quelle des Fortschritts geht.

Das ganze ist – um es gleich zu sagen – nicht viel mehr als ein kleiner Jahrmarkt der Eitelkeiten, seien es die, welche Monsieur Houllebecq umtreiben oder die jener, die sich in Gespräche oder Interviews mit ihm begeben haben. Bei Künstlern würde man unter dem Strich von l´art pour l´art sprechen, hier bleibt der literarische Vergleich des Gesprächs um der gesetzten Worte willen. – Wenn auch, das sei eingeräumt, ein paar interessante Gedankengänge bleiben, denkt man an Houllebecqs klugen Essay über den Fotografen Marc Lathuillière oder seine Äußerungen zum Status der Vereinigten Staaten von Amerika in der Welt (nicht aber seine billige „Provokation“, Donald Trump zu einem guten Präsidenten zu stilisieren, denn das ist dumm und dumm argumentiert).

Ansonsten ist es ein recht beliebiges, eher kaum inspirierendes Buch: Viel laue Luft – der Berg kreißte und gebar eine Maus.

 
Michel Houellebecq – „Ein bißchen schlechter“
Neue Interventionen
Aus dem Französischen von Stephan Kleiner
© 2020 DuMont Buchverlag GmbH, 202 eiten, gebunden, Lesebändchen -  ISBN: 9783832181659
23,- €

Weitere Informationen: www.dumont-buchverlag.de