In letzter Minute:
Literatur-Empfehlungen kompakt (1)
Lieber Leser, verehrte Leserin,
sozusagen „auf den letzten Drücker“ für die Unschlüssigen, die noch nicht für alle Freunde oder sich selbst das passende Buch-Geschenk gefunden haben, möchte Ihnen die Musenblätter-Redaktion zur Anregung in kompakter Form einige Bücher vorstellen, die uns gefallen haben und die vielleicht genau das sind, was Sie noch für sich und andere gesucht haben.
Wenn Sie Bücher beim örtlichen Buchhandel Ihres Vertrauens bestellen, können Sie sicher sein, daß Sie rechtzeitig und zuverlässig vor Weihnachten beliefert werden.
Bitte beauftragen Sie den lokalen Buchhandel, dessen Existenz davon abhängt, und bestellen Sie nicht beim Steuern vermeidenden und seine Mitarbeiter ausbeutenden internationalen Multi.
Aber nun der erste Teil unserer Empfehlungen:
Eine spannende Reise durch die internationale Welt
der Kunstfälschung
Ob Dürer, Michelangelo oder van Gogh: Kaum ein großer Name der Kunstgeschichte, der nicht Betrügern und Kriminellen zum
Gemeinsam mit Stefan Koldehoffs Buch „Kunst und Verbrechen“ ist „Täuschend echt!“ in diesem Jahr ein gelungenes Doppel für Kunstfreunde.
Henry Keazor ist Professor für Neuere und Neueste Kunstgeschichte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Forschungsschwerpunkte sind Neuere und Neueste Kunstgeschichte, Kunst der Frühen Neuzeit (Spätrenaissance/Barock), zeitgenössische Kunst (Architektur) und Medien (Film, Musikvideo), Kunstfälschung.
Henry Keazor – „Täuschend echt!“
Eine Geschichte der Kunstfälschung
© 2015 WBG / Theiss Verlag, 256 Seiten, gebunden, Fadenheftung, 41 s/w-Illustrationen, Register, Literaturverzeichnis, Lesebändchen - ISBN 978-3-8062-0050-8
24,95 € / 19,96 € für Mitglieder
Weitere Informationen: https://www.wbg-wissenverbindet.de/
Die geheimen Aktionen der CIA in Europa
Ein Tatsachenroman über die geheimen Aktionen der CIA, über die Schattenwelt von Politik und Macht und den »amerikanischen Geist« in Europa.
Als der Journalist Fabrizio Gatti von einem angeblichen CIA-Agenten kontaktiert wird, der ihm seine Geschichte anvertrauen will, ist er zunächst skeptisch. Doch als »Simone Pace« ihm bei ihren klandestinen Treffen von den unzähligen verdeckten Aktionen des mächtigsten Geheimdienstes der Welt erzählt, in die er selbst involviert war, beginnt Gatti ihm zu glauben, recherchiert, führt Interviews mit Zeugen. Dieses Buch erzählt die wahre Geschichte einer geheimen Einheit der CIA, die versteckt Einfluß auf die europäischen Demokratien nimmt. Sie haben getötet, Parteien finanziert, Anschläge unterstützt. Die Liste ihrer Operationen umfasst Verbrechen, die in einem Zeitraum von dreißig Jahren verübt wurden. In Brüssel sind sie an der Ermordung Gerald Bulls beteiligt, in Italien haben sie bei der Revolution der Justiz ihre Hand im Spiel. Sie stehlen die Kommunikationscodes von Putins Rußland, Bankgeheimnisse aus der Schweiz. Sie entführen islamistische Imame. Fabrizio Gatti rekonstruiert die Ereignisse in Form eines Tatsachenromans, der sich wie ein Thriller liest und uns einen Einblick verschafft in die Abgründe eines Geheimdienstes und der die amerikanische Politik in Europa in neuem Licht erscheinen läßt. Fabrizio Gatti – „Der amerikanische Agent“
Aus dem Amerikanischen von Friederike Hausmann und Rita Seuß
© 2020 Verlag Antje Kunstmann, 438 Seiten, gebunden Schutzumschlag - ISBN: 978-3-95614-354-0
25,00 € Weitere Informationen: www.kunstmann.de Hinreißend erzählte Geschichten um Bilder und mit Bildern
Blicke, Bilder und Geschichten: ein Buch, in dem sich Kunst und Leben auf einzigartige Weise verweben – mühelos und elegant erzählt von einer argentinischen Exzentrikerin.
María – nicht zu verwechseln mit der Autorin, oder doch? – ist um die vierzig. Sie entstammt der Upper Class von Buenos Aires, schlägt sich aber mit prekären Kulturjobs durch. María hat stets ein lebenskluges Bonmot parat, hält sich selbst jedoch für träge, vergeßlich, kurzum: lebensunfähig. Ihre leicht verschrobene Familie sieht das genauso – besonders die wirklich schwierige Mutter, die sich als Schwiegersohn mindestens einen Polospieler wünscht.
Vor allem aber führt María ein Leben mit Bildern, vertieft sich in das Leben vor und hinter und in der Kunst. Bekommt sie Panik oder schlechte Laune, flieht sie ins Museum. Manchmal folgt María einer Frau im roten Kleid, weil die Farbe sie an ein bestimmtes Gemälde Mark Rothkos erinnert. Und so fließen die Eskapaden der Erzählerin zusammen mit faszinierenden Bildbeschreibungen, Kunstgeschichten und Anekdoten um bekannte und unbekanntere Künstler wie Gustave Courbet, Henri Toulouse-Lautrec oder Cándido López.
Gainza schreibt mit bittersüßer Ironie und großer Eleganz: Unversehens kommt man nicht nur Marías Leben näher, sondern auch der Kunst.
María Gainza – „Lidschlag“
Erzählungen - Aus dem argentinischen Spanisch von Peter Kultzen
© 2019 Wagenbach Verlag / SALTO, 168 Seiten, rotes Ganzleinen, Fadenheftung mit Schildchen und Prägung - ISBN 978-3-8031-1341-2
19,– € Weitere Informationen: www.wagenbach.de
Ein Sommerkrimi
Der Abend ist schwül, die Straße leer. Es dunkelt. Die Strecke zieht sich. Widerwillig fährt Laurent zur Hochzeit einer Cousine in sein Heimatdorf. Begleitet von Claire, die er als Constance vorstellen wird. Er wird sie alle wiedersehen. Oder vielmehr alle, die noch übrig sind.
Warum irritiert ihn so sehr, dass seine Cousine heiratet? Weshalb meidet er den Ort seit dem Tod seines Vaters? Will der Onkel, nun Mann seiner Mutter, sich tatsächlich verabschieden? Und wieso nennt Laurent seine Freundin Claire nun Constance?
Dieser Sommerausflug aufs Land ist wenig romantisch. In Saint-Fourneau erwarten das junge Paar ein leeres Haus, tote Fliegen auf dem Fußboden und ein Onkel in schmutzigen Gummistiefeln. Nur seinetwegen ist Laurent zurückgekommen. Die Begegnung mit der Mutter wird auf den nächsten Tag verschoben. Die Stimmung ist zugleich träge und aufgeladen, morastig wie der nasse Waldboden. Jedes Schweigen ist beredt, jede Erinnerung suspekt. Untergründig lauert Gewalt. Etwas muß vorgefallen sein.
Schwarzer Humor, falsche Fährten, raffinierte Dialoge, verdichtete Spannung. Almendros erzählt einen eleganten Mini-Familienthriller, eine kunstvoll reduzierte, immer wieder überraschende Novelle über mehr als eine unerhörte Begebenheit …
Vincent Almendros – „Ins Schwarze“
Aus dem Französischen von Till Bardoux
© 2019 Wagenbach Verlag, SALTO, 116 Seiten, rotes Ganzleinen, Fadenheftung mit Schildchen und Prägung - ISBN 978-3-8031-1339-9
16,– € Weitere Informationen: www.wagenbach.de
Eine Kindheit auf dem Lande
Bei der Heuernte gibt es für alle „Muckefuck“ aus der Blechkanne. Der „Kappes“ aus dem Garten wird noch eigenhändig zu Sauerkraut verarbeitet und im Tornister der Kinder finden sich Griffelkasten und Schiefertafel. Zum Nachtisch gibt es Dickmilch mit Zimt und Zucker oder Rhabarberkompott mit Vanillepudding – ein herrlicher Geschmack!
Von diesen und anderen Erinnerungen an ihre Kindheit auf dem Bauernhof der Familie erzählt uns die Autorin Dorothee Kotthaus-Haack auf anrührende Art und Weise – eine beinahe olfaktoriasche und haptisch erlebbare Zeitreise in die 1950er und 1960er Jahre mit etlichen s/w-Fotos.
Dorothee Kotthaus-Haack – „Kühe, Kappes und Kartoffeln“
© 2018 Bergischer Verlag, 224 Seiten, Klappenbroschur - ISBN: 978-3-945763-54-4
14,- €
Weitere Informationen: https://www.bergischerverlag.de/
Wagemutige Asien-Fahrt im Jahr 1934
Lili Körber zählte zu einer Generation von deutschsprachigen Schriftstellerinnen, die in den 1920er- und 1930er-Jahren mit sozialkritischen Reportagen und Büchern ein großes Publikum erreichten. Ihre Werke erschienen als Fortsetzungsromane in verschiedenen Tageszeitungen, darunter der ebenso humorvolle wie politische Reisebericht „Begegnungen im Fernen Osten“, der
Die Schilderungen setzen mit der Zugreise von Moskau nach Wladiwostok ein, von wo aus Lili Körber nach Japan übersetzt. In Osaka kommt sie im Haus von Bekannten unter und beginnt die japanische Alltagskultur und die gesellschaftliche Verfassung zu untersuchen. Ihr scharfes Auge für die sozialen Zustände im faschistischen Kaiserreich macht die Reportage dabei ebenso lesenswert wie ihr tiefes Eindringen in die Kultur und die Bräuche der Menschen. Als allein reisende Frau gerät sie zu einer Sensation in der strikt patriarchalisch verfassten japanischen Gesellschaft.
Von Nagasaki aus nimmt sie das Schiff nach China und berichtet aus der „Hölle Shanghai“ über das Leben der einfachen Leute im Angesicht der japanischen Bedrohung und des Bürgerkriegs zwischen den Truppen Tschiang Kai Scheks und den von Mao angeführten KommunistInnen. Dabei wechselt auch mitunter ihre Erzählperspektive, um das Leben ihrer chinesischen Kameradinnen unverfälschter zu dokumentieren.
Auf ihrer Rückreise macht Lili Körber Halt im sowjetischen Jüdischen Autonomen Gebiet Birobidschan. Von dort berichtet sie über den für Europäer seltsamen Alltag der „jüdischen Robinsone“. Bei der Abfahrt zu Ende ihrer aufregenden Reise notiert sie: „In neun Tagen bin ich in Moskau, wenn es keine Verspätung gibt. In elf Tagen zu Hause, in der ‚Bequemlichkeit‘, wo es nichts mehr zu schaffen gibt.“
Lili Körber – „Begegnungen im Fernen Osten“
Eine Reise nach Japan, China und Birobidschan im Jahr 1934 Mit einem Vorwort von Viktoria Hertling © 2020 Promedia, 296 Seiten, 12 x 20 cm, gebunden - ISBN: 978-3-85371-478-2
24,00 €
Annäherung an Theodor Fontane
»… ich bin weder ein Kreuzzeitungs-Mensch, noch ein Manteufflianer, noch ein besonderer Anhänger des neuen Ministeriums von Bethmann-Hollweg bis Patow, ich bin ganz einfach Fontane …«
(Aus einem Brief Theodor Fontanes an Bernhard von Lepel) Sich dem Dichter, Theaterkritiker und Pharmazeuten Theodor Fontane (1819-1898) und seinem Werk über seine Beschwerlichkeiten und Krankheiten zu nähern, ist eine besonders intime Methode, die unser Musik-Kritiker, Cellist und Arzt Johannes Vesper seit geraumer Zeit erfolgreich an Komponisten praktiziert. Hier nun hat es bei Fontane sein Kollege, der Arzt Klaus Holzegel getan, der uns seinen „Patienten“ anhand von zahlreichen biographischen Fakten, Anekdoten und eben der körperlichen Unannehmlichkeiten wie Akne vulgaris, Zahnleiden, Thyphus, Polyarthritis rheumatica, Schwindsucht (Tbc), Blasenleiden und Bradykardie - natürlich nicht nur! – vorstellt. Das vermittelt ein höchst interessantes Bild, zu dem frühere Biographen nicht gekommen sind. Eine ebenso kurzweilige wie aufschlußreiche Lektüre.
Dr. Klaus Holzegel wurde 1934 als Sohn eines Apothekers in Leipzig geboren. Medizinstudium in Leipzig mit Promotion 1958. Weiterbildung zum Facharzt für Dermato-Venerologie. Bis 1976 leitender Arzt der Hautabteilung im Betriebskrankenhaus und der Betriebspoliklinik der VEB Film- und Farbenklinik Wolfen. 1976 Flucht nach Niedersachsen. Dort 15 Jahre in eigener Praxis und im Berufsverband der Deutschen Dermatologen in verschiedenen Funktionen tätig. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. das Bundesverdienstkreuz am Bande. Seit Anfang der neunziger Jahre wieder wohnhaft in Dessau / Anhalt. Klaus Holzegel - „... ich bin ganz einfach Fontane“
Der Dichter als Mensch
© 2020 Haag + Herchen, 142 Seiten, Paperback, 22 Abbildungen - ISBN: 978-3-89846-867-1
18,- €
Weitere Informationen: www.haagundherchen.de
Ausgangs- und Zielort: Barmen
Zweimal in seinem Leben trat er in die Kommunistische Partei ein, einmal wollte er, aber man ließ ihn nicht, einmal sollte er ausgeschlossen werden, zweimal verließ er sie freiwillig. Zweimal sollte er beseitigt werden: einmal von Kommunisten erschossen, einmal von der Nazi-Justiz durch Strick oder Fallbeil. Er ging als Deutscher nach Holland, Spanien und Frankreich, als Österreicher nach Deutschland. Man steckte ihn als Kommunisten ins Gefängnis, als feindlichen Ausländer in französische Internierungscamps, als Widerstandskämpfer in ein deutsches Arbeitslager. Er heiratete, wurde zwangsgeschieden, heiratete erneut. Er legte Tausende von Kilometern zu Fuß zurück, als Wandervogel, fahrender Geselle, als Soldat gegen die Franco-Falangisten, als Zwangsarbeiter und auf der Flucht vor den Nazis, Ausgangs- und Zielort: Barmen. Er war Schlosser und Taxifahrer, Parteifunktionär, Sekretär, einfacher Soldat und Offizier, Gewerkschafter, Hilfsarbeiter und städtischer Angestellter. Meist hieß er Arthur, mal auch Jan oder Jean: Arthur Gießwein, dessen Lebens-Geschichte Hans Werner Otto bilderreich aufgeschrieben hat. Hans-Werner Otto – „Rotter Blüte“
Biografische Erzählung. © 2020 NordPark Verlag, 224 Seiten, Broschur, 24 s/w-Fotos - ISBN: 978-3-943940-67-1 15,- €
Weitere Informationen: http://www.nordpark-verlag.de
Wird am Montag fortgesetzt.
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