Steig in das Traumboot der Liebe

Heute feiert Caterina Valente ihren 90. Geburtstag

von Frank Becker

Foto: caterinavalente.de
Steig in das Traumboot der Liebe...

Heute feiert Caterina Valente
ihren 90. Geburtstag

„Bonjour Kathrin!“ -
Ein Programm der guten Laune

Claudia Schill und Helmut Sanftenschneider
mit Geschichten über und Schlagern
von Caterina Valente


Sie ist eine der populärsten und vielseitigsten Künstlerinnen unserer Zeit, die Grande Dame des deutschen und internationalen Showbusiness: Caterina Valente. Ein Star wurde am 14. Januar 1931 in Paris als Sproß einer Artistenfamilie geboren, wie es ihn ein zweites Mal wohl in der Welt des europäischen Showbusiness nicht gibt und geben wird: Sängerin, Musikerin, Tänzerin, Schauspielerin, Clown, Artistin, Grande Dame der deutschen und Internationalen Show-Bühnen, Ton- und Filmstudios. Claudia Schill und Helmut Sanftenschneider haben ihr eine Show gewidmet, die unter dem Titel ihres ersten Kinofilms „Bonjour Kathrin!“ (1955) vor einigen Jahren Erfolge auf deutschen Bühnen feierte. Gemeinsam mit Hajo Wiesemann am Klavier und Caspar van Meel am Kontrabaß präsentierten die beiden zwei Dutzend Schlager aus dem Repertoire Caterina Valentes und ihres Bruders Silvio Francesco (1927-2000).Wir erinnern zu Caterina Valentes 90. Geburtstag heute noch einmal daran.
 
Ohrwürmer
 
Ohrwürmer waren das und offensichtlich Lieder, mit denen schöne Erinnerungen verbunden sind,

Claudia Schill, Helmut Sanftenschneider - Foto © Frank Becker
denn im Publikum wurde mitgesungen und mitgesummt - und man kann auch von dem einen oder anderen
gerührt verdrückten Tränchen berichten. Das sind natürlich Freudentränen, denn die kleine amüsante Show, in die Schill und Sanftenschneider Schlager wie „Tipitipitipso (beim Calypso)“ (1957), „Tschau, tschau, Bambina“ (1959), „Komm ein bißchen mit nach Italien“ (1956) oder „Eventuell“ (1955 mit Peter Alexander) verpackt haben, ist ein einziger Quell des Vergnügens. Gut gelaunt und mit enormer Spielfreude gaben die beiden Künstler Interpretationen der großen Erfolge Caterinas und Silvios - dicht am Charme des Originals, doch ohne eine Kopie zu sein.
Claudia Schill stand als Caterina im rot-weiß getupften 50er-Jahre-Kleid mit passendem Haarband und schicken roten Schuhen natürlich im Zentrum des köstlichen Abends. Mit variabler Stimme erwies sie sich nicht nur als veritable Epigonin der Sängerin, sondern auch als Gitarristin und an der Ukulele tritt sie beachtlich in die Spuren der Valente. Zwar ist Helmut Sanftenschneider kein Klarinettist wie weiland Silvio, als Gitarrist ist er ihm jedoch mehr als ebenbürtig und als Gesangspartner im roten Dinner-Jackett und als Spaßmacher ein durchaus würdiger Interpret. Und sicher ist er der einzige Künstler, der Gitarre und Kastagnetten gleichzeitig spielen kann!

Multitalent des Showbiz


Foto © Frank Becker
„Nit mööööglich!“ - dieser legendäre Ruf des großen Dr. Adrian Wettach, der als Clown „Grock“ die Zirkusmanegen und Varietés der Welt erobert hatte, gilt nicht der jungen Caterina Valente, deren Talent er 1952 in seinem Zirkus heraus stellte. Da hatte die Tochter des Akkordeon-Virtuosen Giuseppe Valente und der Musik-Clownin Maria Valente auf Gastspielreisen mit den Eltern durch ganz Europa bereits einschlägige Erfahrungen in der Unterhaltungsbranche sammeln, viel lernen können und den Jongleur Eric von Arno geheiratet, der sie später als ihr Manager zu Weltruhm führte. Einmal aus der zweiten Reihe ins Licht geschoben, rissen sich von 1953 an Filmstudios und Plattenfirmen um die attraktive junge Frau, die schließlich als Synonym für die populäre Kultur der 50er Jahre in das Bewußtsein des Publikums eingegangen ist. Nicht ohne Grund wählten z.B. der Jonas-Verlag 1995 für Thommi Herrweths Buch „Itsy Bitsy Teenie Weenie“ und Schwarzkopf & Schwarzkopf 1998 für Manfred Hobschs „Liebe Tanz und 1000 Schlagerfilme“ Fotos der Valente als Titelbild. Auch eine umfangreiche Biographie der Künstlerin erschien bei Schwarzkopf & Schwarzkopf - eine komplette Diskografie (1954-2000) von Hermann Vilser/Ingrid Grünwald 2001 bei Hannibal.

Schlagerfilme und Jazz
 
Filme wie „Ball im Savoy“, „Liebe Tanz und 1000 Schlager“, „Bonjour Kathrin“, „Du bist Musik“,

© Bear Family Records
„Casino de Paris“, „...und abends in die Scala“, „Du bist wunderbar“, „Schneewittchen und die 7 Gaukler“ , „Hier bin ich, hier bleib ich“ und „Das einfache Mädchen“ füllten die Kinos der deutschen Wirtschaftswunderzeit und begründeten die ungeheure Beliebtheit dieser Künstlerin, die auch neben Stars wie Vittorio de Sica, Boy Gobert, Gilbert Bécaud und Dietmar Schönherr eine gute Figur machte. Der Film funktionierte damals, als das Fernsehen noch in den Kinderschuhen steckte, auch noch als Transportmittel für Schlager - dementsprechend waren ihre Filmhits auch Spitzenreiter der Schlagerparaden. „Ganz Paris träumt von der Liebe“ sang Caterina 1954, Claudia Schill brachte 2010/11 damit ihr Publikum zum Träumen und ließ mit „I´ve got you under my skin“ (1963) auch die einzigartige (und oft vernachlässigte) Jazz-Seite der Valente aufschimmern. Immerhin hat sie in den 60ern mit Ella Fitzgerald, Chet Baker, Louis Armstrong und vielen andern Jazzgrößen gesungen. Kurt Edelhagen hatte 1953 ihre phantastische Jazz- Stimme erkannt, aber trotz brillanter Aufnahmen entschied sich Caterina Valente für den Schlager.

In den Schlagerparaden zu Hause
 

© Polydor, Archiv Musenblätter
Bis in die 60er Jahre war sie erfolgreich und stets in den deutschen Top Ten präsent, oft mit ihrem ebenfalls multitalentierten Bruder Silvio Francesco im Duett , denken wir an
„Club Italia“, „Club Madison“, „Club Indonesia“etc. und an den „Club Honolulu“, mit dem die beiden die deutsche Twist-Welle ritten und u.a. den Super-Hit „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honululu Strand Bikini“ hatten. Ein weiterer Auszug aus Caterina Valentes Hitliste: „Istanbul“, „Spiel noch einmal für mich, Habanero“, „Malaguena“, „Steig in das Traumboot der Liebe“, „Bonjour Catherine“,  „Wo meine Sonne scheint (Island In The Sun)“, „Du bist Musik“, „Eventuell, eventuell“,  „Musik liegt in der Luft“, „Haiti Cherie“, „Popocatepetl-Twist“ und „The Breeze And I“. „Quando, quando, quando“ war 1962 ein Hit mit Silvio, in der Show temperamentvoll tänzerisch und mit 1a Band gegeben, und auch der „Peppermint Twist“ (1962) wurde wieder zum umjubelten Erfolg. Als Zugabe kam nach 2½ Stunden das ersehnte „Wo meine Sonne scheint“, 1957-58 für fünf Wochen auf Platz 1 der deutschen Hitparaden und heute noch in aller Ohren.

Foto © Frank Becker
 
Unerreicht
 
TV- und Broadway-Erfolge der Valente in den USA folgten, eigene Fernsehshows in Deutschland (u.a. „Bonsoir Kathrin“), später regelmäßige Auftritte in allen großen Unterhaltungssendungen des deutschen Fernsehens. Die Kurzsichtigkeit der föderalen Kulturpolitik Baden-Württembergs verhinderte die bereits lange geplante und ihr versprochene Artisten-Hochschule in Stuttgart, die Deutschland weltweit zum zentralen Standort circensischer und Show-Kunst hätte machen können. Mit Caterina Valente an der Spitze hätte diese Hochschule und damit Deutschland Weltgeltung im Showbusiness bekommen. 

Ihren ganz großen, unvergessenen und bis auf den heutigen Tag untrennbar mit ihrem Namen verbundenen Erfolg aber hatte sie 1954 schon in den ersten Tagen ihrer Weltkarriere mit „Ganz Paris träumt von der Liebe“ und der B-Seite „Wenn es Nacht wird in Paris“. Ein romantisches Stück der Welt- und Güteklasse 1, das niemand bisher besser hat machen können.


Foto © Frank Becker

Danke, Caterina Valente!

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