Fünf bedeutende Gemälde im Wuppertaler Von der Heydt-Museum...

...dank Ernst-von-Siemens-Kunststiftung restauriert

Red./Bec.

Die Restauratoren Sarah Vortler, Andreas Iglhaut und Sabine Hermes (v.l.) in dem Atelier von Sabine Hermes vor dem „Lofotenbild“ (1937) von Ernst Wilhelm
Nay - Foto: Sabine Hermes


Fünf bedeutende Gemälde im Wuppertaler Von der Heydt-Museum
dank Ernst-von-Siemens-Kunststiftung restauriert
 
Fünf Gemälde der Künstler Moritz von Schwind, Heinrich Hoerle, Asger Jorn, Ernst Wilhelm Nay und Eduard Bargheer aus der Sammlung des Von der Heydt-Museums Wuppertal sind dank einer Förderung der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung aufwendig restauriert worden. Alle Bilder befanden sich in einem nicht ausstellungsfähigen Zustand und stehen jetzt wieder für hausinterne Projekte oder Ausleihen zur Verfügung.
Dr. Roland Mönig, Direktor des Von der Heydt-Museums Wuppertal: „Die fünf Gemälde, die nun restauriert werden können, schlagen einen Bogen von der Romantik zur Nachkriegsavantgarde. Es handelt sich sämtlich um Werke von hohem Rang, die aber aufgrund ihres Zustands noch nie oder lange nicht mehr ausgestellt werden konnten. Sie werden echte Entdeckungen für unsere Gäste sein – und die außergewöhnliche Dichte und Tiefe der Sammlung des Von der Heydt-Museums eindrucksvoll unterstreichen.“
„Daß diese fünf Gemälde durch ihre Restaurierung der Öffentlichkeit wieder zugänglich sind, ist ein großer Gewinn für das Museum und seine Besucher. Herausragend ist die kunsthistorische Relevanz der Werke, die Höhepunkte in der Sammlungsgeschichte des Museums sowohl des 19. als auch des 20. Jh. darstellen. Das Projekt ist exemplarisch für die Corona-Förderlinie der Kunststiftung, denn es generiert Aufträge für freiberufliche Restauratorinnen und macht Kunstwerke wieder erlebbar“, freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.
 
Der Schwerpunkt der Sammlung des Von der Heydt-Museums liegt auf Gemälden des 19. und 20. Jahrhunderts. Auch in der Kunstgeschichte der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg spielt Wuppertal eine wichtige Rolle. Denn so offen wie sich die Wuppertaler Bürger bereits an Anfang des 20. Jahrhunderts gegenüber neuen Kunstströmungen erwiesen hatten, so zeigten sie sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg als höchst interessiert an allem Neuen. Die Galerie Parnass beispielsweise war der – heute legendäre – Treffpunkt für alle: Künstler, Kritiker, Sammler. Auch die Direktoren des Städtischen Museums, das seinen Namen Von der Heydt-Museum erst 1961 bekam, öffneten das Haus der neuen Malerei.
Die Sammeltätigkeit der 1950er und 1960er Jahre bezeichnet folglich einen Schwerpunkt der Museumsgeschichte; auch in zukünftigen Sammlungspräsentationen wird dieser in großem Umfang sichtbar sein. Einige Hauptwerke, die in dieser Zeit angekauft wurden, können allerdings erst nach restauratorischen Maßnahmen wieder der Öffentlichkeit gezeigt werden. Dazu gehören die Gemälde von Asger Jorn „Du Hund“ (1965) und von Ernst Wilhelm Nay „Nordlandfjord: Lofotenbild“ (1937).
 

Die Restauratoren Sabine Hermes und Sarah Vortler (v.l.) bei der Retusche von Moritz von Schwinds Bild
„Ritterliches Liebespaar“ von 1824 - Foto: Sabine Hermes

Der Däne Asger Jorn gründete 1948 die internationale Gruppe COBRA. Gemeinsam war den Mitgliedern eine abstrakt-expressionistische Malweise, die sowohl von der „écriture automatique“ der Surrealisten wie auch von der Spontaneität der „Art Brut“ inspiriert war. Jorns fantastische Bildwelt wurzelt tief in den Erzählungen nordischer Mythen. Die Welt der Trolle und Dämonen gewinnt durch heftige Farben und kraftvolle Gestik eine Steigerung ins Poetische.
Das „Lofotenbild“ von E.W. Nay stammt aus dem Jahr 1937, aus einer Zeit also, da der Maler mit Mal- und Ausstellungsverbot belegt war. Den Sommer des Jahres hatte er auf Vermittlung des Museumsleiters Carl Georg Heise auf den norwegischen Lofoteninseln verbracht. „….die Gegend ist hier schwer heroisch“, schrieb Nay an Alfred Henzen. Die elementare Kraft der Natur bringt er in einer abstrahierten, dynamischen Formsprache zum Ausdruck. Nacktes Gestein in Grau und von Wiesen überzogene Felsen in Grün umschließen einen tiefblauen Fjord. Das Bild wurde 1957 für das Wuppertaler Museum erworben.
Einen anderen Aspekt deutscher Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg zeigt das Konvolut an Zeichnungen und Aquarellen des Hamburgers Eduard Bargheer, welches das Von der Heydt-Museum im Laufe der Jahre erwarb. Bargheer ist ein typischer Vertreter der vielen zwischen Deutschland, Italien und Ischia pendelnden Maler, die in den l960er und l970er Jahren die Sehnsucht der BRD-Bürger nach Fernreisen in den Süden Europas befeuerten. Im Zusammenhang mit einer Ausstellung im Von der Heydt-Museum 2005 konnte das Selbstbildnis dieses bedeutenden Künstlers erworben werden, das er 1940 malte. Für Bargheer war dies ein entscheidenden Jahr: Eine Ausstellung mit seinen Werken in einer Hamburger Galerie wurde geschlossen, da Bargheer als „entarteter Künstler“ galt, und er entschloß sich, endgültig nach Forio auf Ischia zu gehen. Bisher konnte dieses Gemälde aufgrund seines Zustandes nicht ausgestellt werden.
 

Asger Jorn, Du Hund (1965) - Foto © Frank Becker

Ein weiterer Schwerpunkt der Sammlung des Von der Heydt-Museums liegt bei den sogenannten „Kölner Progressiven“. Neben dem berühmten Bild „Denkmal der unbekannten Prothesen“ (1930) von Heinrich Hoerle besitzt das Museum das Werk „Mann und Frau“ (1932). Aus einer antikapitalistischen und am einfachen Menschen interessierten Haltung heraus, ist Hoerle künstlerisch der Neuen Sachlichkeit und dem Konstruktivismus verbunden. Während die Einzelschicksale der Malerfreunde um Hoerle auch heute noch bewegen, ist sowohl sein malerisches Konzept als auch das Thema „Mann und Frau“, das die prekäre Situation der 1930er Jahre transzendiert, existentiell und zeitlos. In Publikumsgesprächen über die Bedeutung von Kunst spielt der Maler Hoerle immer wieder eine wichtige Rolle, weshalb dem Museum auch die Präsentation dieses Bildes besonders am Herzen liegt.
Zu den besonderen Preziosen der Sammlung gehört das Bild „Ritterliches Liebespaar“ (1824) des Spätromantikers Moritz von Schwind. In den nordrhein-westfälischen Museen sind seine Werke selten anzutreffen. Das Bild ist wie eine Zusammenfassung dessen, was als romantisch gilt: der aufrechte Ritter, die zärtlich liebende Frau, die Burg auf dem Felsen. In Komposition und Farbigkeit orientiert sich von Schwind, ebenfalls typisch für die Romantik, an der Malerei der Dürerzeit. Das Gemälde ist ein Höhepunkt der exquisiten Sammlung zur Malerei des 19. Jahrhunderts.
 
Weitere Informationen: www.von-der-heydt-museum.de