Absoluter Vernichtungswille
Männer töten Frauen
Wann, wenn nicht heute, am Weltfrauentag, an dem verlogene Politiker und weichgespülte Aktivistchen Blumen an Frauen verschenken, sollte, nein muß man darauf aufmerksam machen, daß trotz einiger scheinbarer Erfolge bei der Gleichstellung von Frauen in unserer Gesellschaft noch immer die Männer am Drücker sind. Sie bekommen (verdienen tun sie es nicht) mehr Geld für gleiche Arbeit, sitzen in den Schlüsselpositionen der Macht und unterdrücken im Privatleben nur allzu häufig noch immer ihre Frauen. Mehr noch üben sie in erschreckendem Maß körperliche und seelische Gewalt gegen Ehefrauen und Töchter aus und entscheiden nicht selten in selbstherrlicher Macht über deren Leben oder Tod. Männer vergewaltigen und töten Frauen. Ihre Frauen. Und das im Besonderen - von unserer Justiz schamhaft und ängstlich mit einschleimender Milde betrachtet - in der sich von der Gesellschaft immer mehr abschottenden muslimischen Gemeinde. In unsere liberale Gesellschaft vor dem Druck in ihren Heimatländern geflüchtete Männer, die ihre steinzeitlichen Vorstellungen von Familie und Ehe mitgebracht haben, scheren sich einen Dreck um deutsche Gesetze. Sie töten „ihre“ Frauen, wenn die sich von ihnen trennen, um durch einen solchen Mord ihre „Ehre“ wieder herzustellen. Väter, Brüder und Vettern töten ihre Töchter und Schwestern, wenn die durch ihre in unserer Gesellschaft mühsam erkämpfte freiheitliche Lebensweise „Schande“ über ihr männliches Macho-Bild gebracht haben. Welcher Idiot hat eigentlich das Wort „Ehrenmord“ in der deutschen Sprache zugelassen?
Aber daß das nur ein Teil der männlichen Gewalt-Dominanz ist, wissen wir alle. Nur wird es nicht ernst genommen – allzu oft nicht von der Polizei als erste Anlaufstelle nach an Frauen verübter brutaler Gewalt, später dann ebenfalls nicht von Gerichten. Verprügelte, gestalkte, gedemütigte, vergewaltigte Frauen, die Hilfe suchen haben geringe Chancen. Platzverweise werden zwar oft an Ort und Stelle ausgesprochen und Annäherungsverbote mitunter (nach endlos langen Prüfungsverfahren) gelegentlich gerichtlich erlassen, doch mißachtet der Mann sie – die Erfahrung in der täglichen Praxis belegt es -, hat er kaum Folgen zu fürchten. Wenn dann eine Frau blutig geschlagen, völlig demoralisiert oder gar tot am Boden liegt, heißt es, man habe nichts dagegen tun können, aber jetzt schon. Das ist der blanke Hohn. Und daß sich dann auch noch obskure Rechtsanwälte und sehr oft sogar Anwältinnen dafür nicht zu schade sind, solche Bestien „im Sinne der Rechtspflege“ zu verteidigen, indem sie die Schuldzuweisung umkehren - womit sie wiederum oft vor Gericht durchkommen -, muß die letzte Hoffnung für gequälte Frauen zerbrechen lassen.
Merke: Eine geschlagene, vergewaltigte, seelisch mißhandelte, gar getötete Frau kann nicht „mitschuldig“ an dem an ihr begangenen Verbrechen sein. Schuldig ist allein der Täter, der nämlich, der die Hand oder die Faust zum Schlag hebt, der seinen Schwanz nicht unter Kontrolle hat, der eine Frau erschlägt, erwürgt, ersticht, erdrosselt, erstickt, zertritt, verbrüht, verbrennt oder erschießt. Denn das alles machen Männer mit Frauen. Immer wieder. Wann begreift das die (männliche) Justiz endlich? Ein kurzer Rock, ein Dekolleté, ein Blick sind keine Rechtfertigung für sexuelle Gewalt. Ein „Nein“ muß genügen. Sich als Frau (Ehefrau, Partnerin, Tochter) nicht unterzuordnen ist kein Freibrief für Männer, körperliche oder seelische Gewalt auszuüben. Wer das nicht begreift, muß hinter Gitter. Lange. Wann endlich versteht die Rechtsprechung, daß eine Vergewaltigung einem Mord nahezu gleich kommt? Eine andere Meinung zur Lebensführung, zur persönlichen Freiheit zu haben, kann nicht als Grund für Mord und Totschlag „anerkannt“ werden. Wer das nicht begreift, muß hinter Gitter. Für immer.
Im vergangenen Jahr veröffentlichte der Antje Kunstmann Verlag das Buch „AktenEinsicht – Geschichten von Frauen und Gewalt“ von Christina Clemm. Die Strafverteidigerin und Opfer-Anwältin schildert darin in acht exemplarischen Fällen schlimme Gewalt-Straftaten gegen Frauen; schwer zu verdauende Lektüre, aber wohl notwendig, um die anscheinend in seliger Ignoranz ruhende Gesellschaft wachzurütteln. Die Tatsache, daß jede dritte Frau bereits Gewalt erfahren hat, ist unerträglich. Unfaßbar zu wissen, daß gewisse Bundestagsabgeordnete sich 1997 gegen die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe ausgesprochen haben. Christina Clemms Forderung, Gewalt gegen Frauen tatsächlich allumfassend zu ächten, bedarf keines Kommentars.
Ebenso verhält es sich mit dem jüngst erschienenen Sachbuch von Laura Backes und Margherita Bettoni „Alle drei Tage – Warum Männer Frauen töten und was wir dagegen tun müssen“. Die beiden engagierten Journalistinnen berichten über authentische Kriminalfälle, bei denen Frauen zum Opfer explosiver männlicher Gewalt wurden und schreiben über den „absoluten Vernichtungswillen“ mit dem die Opfer ohne jede Gnade konfrontiert wurden. Besonders scheußlich und unbegreifbar sind die unter anderem geschilderten Fälle Kader K., Raina Idrissi und Stefanie K., deren schonungslose Darlegung die Menschenverachtung der (meist milde bestraften) Täter zeigt. Nicht ohne Grund liest man am Anfang des Buches die Warnung: „Das folgende Buch enthält Schilderungen sexualisierter Gewalthandlungen, die belastend und retraumatisierend wirken können.“
Wie mögen die Taten wohl auf die Opfer gewirkt haben? Wir dürfen nicht nachlassen, auf das fortbestehende Problem hinzuweisen, darauf zu drängen, seine gesamtgesellschaftliche Relevanz ernst zu nehmen und eine neue, härtere Rechtsprechung zu fordern.
Christina Clemm – „AktenEinsicht“
Geschichten von Frauen und Gewalt
© 2020 Verlag Antje Kunstmann, 206 Seiten, gebunden – ISBN: 978-3-956114-357-1
20,- €
Weitere Informationen: www.kunstmann.de
Laura Backes / Margherita Bettoni – „Alle drei Tage“
Warum Männer Frauen töten und was wir dagegen tun müssen
© 2021 Deutsche Verlags-Anstalt /Random House, 204 Seiten, gerbunden – ISBN: 978-3-421-04874-5
20,- €
Weitere Informationen: www.dva.de
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