Kaum der Rede wert

Ingrid Noll – „Kein Feuer kann brennen so heiß“

von Frank Becker

Schwatzhaft
 
Ingrid Nolls neuer Roman ist kaum der Rede wert.
 
„Schön ist sie nicht, aber sie kann kochen und anpacken. Deshalb ist Lorina Altenpflegerin geworden und hat mit der Anstellung in der Villa Alsfelder das große Los gezogen. Hier geben sich attraktive Masseure die Klinke in die Hand, und Techtelmechtel entstehen, die besser geheim bleiben sollen. Für Aufregung sorgen ein aufgeschwatzter Pudel und ein zurückgelassenes Baby, die die alte Dame sichtlich neu beleben. Sehr zum Mißfallen ihres Großneffen, der aufs Erbe lauert.“
So weit der Klappentext des Verlages zu Ingrid Nolls neuem Roman „Kein Feuer kann brennen so heiß“.

Wer nun aber erwartet, einen pikanten, vielleicht sogar spannenden Plot vorzufinden, sieht sich arg getäuscht. Ingrid Noll hat zwar eine Protagonistin geschaffen, die besonders dem mitfühlenden Leser aufgrund ihres schweren und ungerechten Schicksals anfangs sogar ein bißchen Mitgefühl abluchst. Doch wie sie die quasi an den Haaren herbeizieht und dafür zudem ein Umfeld entwirft, das eine Mischung aus jeder je geschriebenen Schmonzette mit passend dazu ebensolchem Personal darstellt, ist allzu seicht. Die Geschichte um das häßliche Entlein Lorina wird recht bald so unerträglich langstielig, ja ausgesprochen langweilig, daß die mühselig herbeigedrehten, hanebüchenen Verwicklungen, schließlich von der Qualität eines Groschenromans, irgendwann überhaupt kein Lesevegnügen mehr vermitteln.
War man am Ende des 7. Kapitels angelangt bereits geneigt, die Lektüre einfach einzustellen, manifestiert sich mit dem 14. Kapitel eigentlich der Entschluß dazu. Doch
der tapfere Rezensent kämpft sich durch, es könnte ja wider besseres Gefühl noch interessant werden, um am Ende doch feststellen zu müssen: Da ist nichts originell, nichts wirklich mitnehmend, nichts spannend oder von literarischem Rang. Es ist - völlig anders als z.B. der brillante „Hab und Gier“ schlicht und einfach ein mißlungener, endlos schwatzhafter Roman. Oder war er als Satire gedacht? Die hätte dann aber auch nicht funktioniert. Aber der Schutzumschlag ist geschmackvoll, wenn auch unpassend gestaltet worden.
 
Ingrid Noll – „Kein Feuer kann brennen so heiß“
© 2021 Diogenes Verlag AG, 293 Seiten, Ganzleinen - ISBN-13: 9783257071153
24,- €
Weitere Informationen: www.diogenes.ch