Die besten Reinemachwitze der Welt

von Erwin Grosche

Erwin Grosche - Foto © Frank Becker
Die besten Reinemachwitze der Welt
 
Viele scheuen den Frühjahrsputz in den eigenen vier Wänden. Außerdem, ein bißchen Schmuddel und Kuddelmuddel kann sehr gemütlich sein. Manchmal will man gar nicht wissen, wie es bei Hempels unterm Sofa aussieht. Das Leben ist zu kurz, um den zweiten Socken zu suchen. Ist es nicht oft der Staub, der uns daran erinnert, daß die Zeit vergeht? Ich sage immer: „Natürlich müßte ich mal die Fenster putzen, aber Privatsphäre ist auch wichtig.“ Ungeputzte Fenster bremsen das Sonnenlicht, das sich sonst dreist in unseren Räumen breit macht. Kein Wunder, daß man alles sauber machen will, wenn wir sehen, wie es rundherum aussieht. Viele Eltern besuchen gerne ihre studierenden Kinder und machen dort sauber. Das macht Spaß und man ist dort viel gründlicher zugange als in den eigenen vier Wänden.

Schmutz stört einen doch am meisten in den Zimmern der anderen. Könnte man daraus nicht ein Wechselspiel machen? Wie wäre es, wenn wir reihum sauber machen würden? Wir bilden eine Putzgemeinschaft. Meine Nachbarn, Familie Schmidtmann macht bei mir sauber, während ich mich in einem Haus weiter, bei Familie Polsterer, nützlich mache. So ziehen alle von Haus zu Haus und putzen was das Zeug hält. Zum Schluß trifft man sich auf der Bank unter dem Lindenbaum und feiert ein Fest. „Kannst Du zu mir kommen und sauber machen?“ „Geht nicht, bin in eine Polizeikontrolle gekommen. Lappen weg.“ Das muß nicht alles bemüht und anstrengend sein. Ich weiß, daß vielen ihr Image so wichtig ist, daß sie im Vorfeld anfangen ihre Wohnung total sauber zu machen, damit der nachbarschaftliche Aufräumdienst keinen Schrecken bekommt. Wäre nicht der Frühjahrsputz auch ein Fall für Udo Olschewski und seine Großreinemachtruppe vom Ordnungsamt? Das heißt doch nicht umsonst „Ordnungsamt“. Warum können die nicht mit gutem Beispiel vorangehen und Ordnung schaffen ohne Waffen? Also in meinem Arbeitszimmer würde man bestimmt manche Bombe entdecken, die nur von Spezialisten wie Meister Proper, dem General oder Udo Olschewski entschärft werden kann. Aber man muß aufpassen. Ich hörte jetzt von einem Putzeinsatz in Elsen, wo ein Jugendlicher beim Staubsaugen Kopfhörer getragen hat und erst, als er alle Räume tip top durchgesaugt hat, bemerkte, daß der Stecker vom Staubsauger nicht in der Steckdose steckte. Da kannste machen nichts, da mußte gucken zu.

Ich hörte jetzt sogar von einer Möglichkeit die Kinder in den Frühjahrsputz einzubeziehen. Man startet einen Kinderzimmeraufräumwettbewerb. Man sucht einfach, z.B. im Spiringsfelde, den besten Kinderzimmeraufräumer der Straße. Alle Kinder wären sofort mit Feuer und Flamme dabei und würden mit Vergnügen ihr Kinderzimmer in Rekordzeit aufräumen. „Auf die Besen, fertig los!“  Oder wie sagt man in Scharmede: „Die Arbeit läuft nicht davon, wenn du deinem Kind den Regenbogen zeigst, aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit dem Putzen fertig bist.“
 
 
© 2021 Erwin Grosche