Der Straelener Übersetzerpreis 2021 der Kunststiftung NRW

geht an Helga van Beuningen und Anna-Nina Kroll

Red.

Helga von Beuningen - Foto: privat
Der Straelener Übersetzerpreis 2021
der Kunststiftung NRW
 
geht an Helga van Beuningen und Anna-Nina Kroll
 
Der Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW wird in diesem Jahr der Literaturübersetzerin Helga van Beuningen zugesprochen. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert und wird von der Kunststiftung NRW in Kooperation mit dem Europäischen Übersetzer-Kollegium in Straelen vergeben.

Helga van Beuningen erhält den Preis für ihre Übersetzung aus dem Niederländischen von Marieke Lucas Rijnevelds Roman Was man sät (erschienen 2019 im Suhrkamp Verlag). Der Preis würdigt zugleich van Beuningens übersetzerisches Lebenswerk.
Den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis zum Straelener Übersetzerpreis 2021 der Kunststiftung NRW erhält Anna-Nina Kroll für den aus dem Englischen übersetzten Roman Milchmann von Anna Burns (erschienen 2020 im Tropen Verlag / Klett-Cotta).
Der renommierte Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW gehört zu den höchstdotierten Literaturpreisen im deutschsprachigen Raum und wird seit 2001 im niederrheinischen Straelen vergeben.
 
Weitere Informationen auch unter: www.kunststiftung-nrw.de - www.euk-straelen.de
 
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Vitae
Helga van Beuningen
Helga van Beuningen, geboren 1945, studierte Englisch, Niederländisch und Recht am Institut für Übersetzen und Dolmetschen (IÜD) der Universität Heidelberg. Nach Abschluss des Studiums als Diplom-Übersetzerin war sie 15 Jahre lang als Lektorin für die Studienrichtung Niederländisch – Deutsch am IÜD tätig. Seit 1984 lebt und arbeitet sie als freiberufliche Literaturübersetzerin in Schleswig-Holstein.
Zu den von ihr übersetzten Autorinnen und Autoren gehören unter anderen H. M. van den Brink, Jan Brokken, A. F. Th. van der

Anna-Nina Kroll Foto © Markus Laghanke
Heijden, Marcel Möring, Margriet de Moor, Cees Nooteboom, F. Springer sowie, ganz neu, die jungen Autor:innen Marieke Lucas Rijneveld, Lize Spit und Niña Weijers.
Für ihre Arbeit wurde sie mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter dem Martinus-Nijhoff-Preis (1992), dem Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein (1992), dem Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis (2004) und dem Else-Otten-Preis (2004).
Anna-Nina Kroll
Anna-Nina Kroll, 1988 geboren, studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf und Cádiz und übersetzt seit 2012 Romane, Sach- und Kinderbücher aus dem Englischen. Zuletzt unter anderem Werke von Carmen Maria Machado, Donal Ryan und Anna Burns. Ihre Heimatstadt Essen verläßt sie gern für kurze Zwischenspiele in anderen Städten und Ländern, kehrt aber hinterher umso lieber zurück. 2020 war sie Translator in Residence am renommierten Trinity College Dublin.
 
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Die Begründungen der Jury:

Der Straelener Übersetzerpreis 2021 der Kunststiftung NRW wird an Helga van Beuningen für ihre meisterhafte Übersetzung von Marieke Lucas Rijnevelds Roman Was man sät aus dem Niederländischen vergeben, erschienen 2019 im Suhrkamp Verlag und ausgezeichnet mit dem International Booker Prize 2020. Der Preis würdigt zugleich van Beuningens Lebenswerk, zu dem u. a. Übersetzungen von Autor:innen wie Cees Nooteboom, Margriet de Moor und A. F. Th. van der Heijden gehören.
In Was man sät betreten wir eine enge bäuerliche Welt, die durch den Tod des ältesten Sohns aus dem Gleichgewicht geraten ist. Der 10-jährigen Protagonistin Jas verleiht Helga van Beuningen die Sprache eines Kindes, das seine Umwelt gnadenlos genau wahrnimmt. Die Verwirrung der Kinder, die von den Erwachsenen in ihrer seelischen Not alleingelassen werden, schlägt um in Grausamkeit: Mit einer geradezu furchtlosen Genauigkeit übersetzt Helga van Beuningen die verstörenden Szenen und die oft drastische Metaphorik. Mit bewundernswertem Einfühlungsvermögen hat sie den Roman von Marieke Lucas Rijneveld, geboren 1991, glaubwürdig ins Deutsche gebracht.
 
Den Förderpreis zum Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW erhält für das Jahr 2021 Anna-Nina Kroll für Anna Burns‘ Roman Milchmann, erschienen im Tropen Verlag 2020 und ausgezeichnet mit dem Man Booker Prize 2018. Der Roman spielt in einer parabelhaft fiktiven, höchst realistischen Welt des nordirischen Bürgerkriegsalltags. Anna-Nina Kroll trifft in ihrer Übersetzung ausgezeichnet den Ton einer jungen Ich-Erzählerin, die mit viel Witz und sprachlicher Experimentierfreude gegen Terror und Verrohung anredet, gegen die Tabus und die Sprachlosigkeit ihrer Gesellschaft. Die Übersetzerin gestaltet diesen eigenwilligen Redefluß auf den 450 Seiten des Romans einfallsreich und stilsicher.
 
Die Juroren des Straelener Übersetzerpreises der Kunststiftung NRW für das Jahr 2021 sind Paul Berf, Sieglinde Geisel, Michael Kegler, Christiane Körner und Luis Ruby.