Endlose Weiten …

Alex Gerassimez + Signum Saxophone Quartet – „Starry Night“

von Frank Becker

Endlose Weiten …
 
… Klänge, die nie ein Mensch zuvor gehört hat
 
Das All ist ein stiller, völlig geräuschloser Raum, insofern ist es ein Wagnis, es musikalisch zu beschreiben, auszuloten. Was dem Komponisten bleibt, ist die visuellen Eindrücke, die phantastischen Gedanken, die sich an Bilder und Träume von Reisen durchs Universum knüpfen, in Klängen zu illustrieren. Der Perkussionist Alexej Gerassimez ist nicht der erste, der sich diesem Versuch stellt, wie die Zusammenstellung seines gemeinsam mit dem Signum Saxophone Quartet aufgenommenen Albums zeigt. Die schlägt nämlich einen Bogen vom musikalischen Impressionismus über die klassische Moderne und Filmmusiken bis zur experimentellen Moderne, die sich hier durch Gerassimez selbst und John Psathas einbringt.
 
Gerassimez eröffnet den Klangreigen mit den beiden Sätzen „Exploring chaos“ und: „A vision of purpose“ seiner bisher noch nicht aufgeführten Komposition „Rebirth“. Damit nähert er sich äußerst subtil der Stille des Alls, die er geradezu delikat auflöst und in das Chaos der Schöpfung führt, bevor er die phantasievoll inszenierte Akustik sensibel wieder auflöst und in die Stille zurückführt.
John Psathas ist da in „Connectome“ wesentlich kompromißloser – er entfesselt transzendentale Klangspektakel auf Pfaden hinduistischer Mythologie, fleischlicher Entsagung und römischer Sinnenlust, von den fünf Musikern mitreißend umgesetzt. Zwei Kino-Gassenhauer von John Williams mit hohem Unterhaltungswert folgen: Das Flugthema aus „E.T.“ und das turbulente Kneipenthema aus „Star Wars“, eine der kuriosesten Szenen de Films.
 
Klassisch wird es mit drei Auszügen aus Gustav Holsts Meisterwerk „Die Planeten“. Interessant die Auswahl aus den sieben Stücken der Orchestersuite und die Reihenfolge: Auf Uranus, den temperamentvollen Magier folgt Venus, die Schönheit und Sanftheit verströmende Friedensbringerin, und Jupiter, der Freudenbringer darf den positiven Reigen fast überbordend fröhlich beschließen.
Den ästhetischen, ja ätherischen Höhepunkt erreicht das Album mit dem gefühlvoll an den Schluß gestellten „Clair de lune“ aus Claude Debussys „Suite bergamasque“. Alexej Gerassimez verzaubert vor dem weichen Klang des Saxophon-Quartetts mit dem zärtlich schwebenden Hauch seines Vibraphons das ohnehin zauberhafte Stück noch einmal. Da schmilzt der Hörer wie Butter in der Sonne. Wunderschön! Eine Empfehlung der Musenblätter.
 
Alex Gerassimez + Signum Saxophone Quartet – „Starry Night“
Werke für Percussion & Saxophonquartett (CD)
© 2021 Berlin Classics / Südwestrundfunk / Edel Germany
Signum Saxophone Quartet (David Brand, Blaz Kemperle, Alan Luzar, Erik Nestler) - Alexej Gerassimez (perc)
Stücke:
Alexej Gerassimez (geb. 1987): 1. Rebirth: Exploring chaos - 2. Rebirth: A vision of purpose – John Psathas (geb. 1966): 3. Connectome: Pashupatastra  4. Connectome: Farewell to the flesh  5. Connectome: Rom in space – John Williams (geb. 1932): 6. E.T. (Filmmusik) (Auszug: Flying theme (bearb. für Perkussion und Saxophonquartett von Alexej Gerassimez) – 7. Star Wars Episode (Filmmusik) (Auszug: Cantina band (bearb. für Perkussion und Saxophonquartett von Oran Eldor) – Gustav Holst (1874-1934): The Planets (Die Planeten) op. 32 (bearb. für Perkussion und Saxophonquartett von Hugo van Rechem) (Auszug): 8. Uranus – 9. Venus  10. Jupiter – Claude Debussy (1862-1918): Suite bergamasque (Auszug): 11. Clair de lune (bearb. für Perkussion und Saxophonquartett von Alexej Gerassimez und Oran Eldor)
Gesamtzeit:  59:25