18 Monate

Bei der Fahne - Dienen in der NVA

von Frank Becker

18 Monate
 
... in denen du dem Staat gehörtest
 
Die DDR (1949-1990), ein vergleichsweise kleiner, jedoch bis an die Zähne bewaffneter Staat auf deutschem Boden mit zuletzt ca. 16,7 Millionen Einwohnern, verfügte jedoch über einen enormen Militärapparat – die Nationale Volksarmee (NVA) von etwa 170.000 Soldaten verschiedener Waffengattungen, nicht eingerechnet die Grenztruppen, die Kasernierte Volkspolizei, das Stasi-Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ und die Kampfgruppen der Arbeiterklasse. Bis zum Ende der DDR und damit auch der NVA dienten über 2,5 Millionen DDR-Bürger für 18 Monate in der NVA, waren „bei der Fahne“ (oder auch: bei der Asche).
 
Die Nationale Volksarmee
 „Zur Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit und der Sicherheit der DDR wurde durch Gesetz der Volkskammer im Januar 1956 die Nationale Volksarmee (NVA) geschaffen und das Ministerium für Nationale Verteidigung gebildet. Aus dem gleichen Grund wurde im Januar 1962 durch Gesetz der Volkskammer die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Die Dauer des Grundwehrdienstes beträgt 18 Monate. Während des Wehrdienstes bleiben die staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten, wie zum Beispiel das aktive und passive Wahlrecht. die Zugehörigkeit zu Parteien, für die Angehörigen der NVA in Kraft.
Die Aufgabe der Nationalen Volksarmee ist es, den militärischen Schutz der sozialistischen Errungenschaften zu gewährleisten und die Unantastbarkeit der Staatsgrenzen zu sichern. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung der historischen. moralischen und völkerrechtlichen Pflicht des deutschen Volkes, dafür zu sorgen, daß von deutschem Boden nie wieder ein Krieg ausgeht.
Die DDR ist Mitglied des Warschauer Vertrages seit dessen Abschluß im Mai 1955. Dadurch ist die NVA in brüderlicher Freundschaft mit den Streitkräften der Sowjetunion und der anderen sozialistischen Länder verbunden, die unter einem Vereinten Kommando der Mitgliedstaaten des Warschauer Vertrages zusammengefaßt sind. Der Verteidigungsminister der DDR ist einer der stellvertretenden Oberkommandierenden der Truppen des Warschauer Paktes.
Die Nationale Volksarmee ist mit den modernsten Waffen ausgerüstet. Sie besteht aus Land-, Luft- und Seestreitkräften. Die soziale und politische Zusammensetzung des Offizierskorps beweist ebenso wie ihre Aufgaben, daß sich die NVA grundlegend von allen bisherigen deutschen Armeen einschließlich der westdeutschen Bundeswehr unterscheidet. 88 Prozent aller Generale und Offiziere sind ihrer sozialen Herkunft nach Arbeiter: 54 Prozent aller Generale und Admirale sind anerkannte Kämpfer gegen den Hitlerfaschismus. Ein beträchtlicher Teil von ihnen war schon vor 1933 in der Arbeiterbewegung organisiert. Viele Offiziere der NVA haben in den internationalen Brigaden in Spanien oder an der Seite der Sowjetarmee gegen den Faschismus gekämpft.“ (Zitiert aus: „Die DDR stellt sich vor“, Verlag Zeit im Bild, Dresden 1971)
 
Auch im Westen gab es lange eine Wehrpflicht, und die jungen Männer, die „beim Bund“ waren, haben das sicher ebenso wenig vergessen wie ihr Landsleute in der DDR. Für die einen war es ein ungeliebtes Kapitel in ihrem Leben, für die anderen ein zeitweiliger oder lebenslanger Beruf. Für jeden der dabei war, knüpfen sich sehr persönliche Erinnerungen an diese Zeit. Ein neuer Band des Verlags Bild und Heimat aus der Reihe über Leben und Alltag in der DDR  widmet sich in Artikeln und Erinnerungen von Uli Jeschke, Wolfgang Schüler, Walter Graupner, Frank Nussbücker, Rolf Kremming, Lucas Ackermann, Alexander Stingl, Klaus Behling, Frank-Rainer Schurich und Henner Kotte der NVA.
Wie sah der Alltag eines Soldaten in der NVA aus? Welche Besonderheiten hatte ein Grenzsoldat zu beachten? Wie verhielt es sich mit der stets deklarierten Freundschaft zur Sowjetarmee? Was hatte es mit streng geheimen Auslandseinsätzen (z.B. in Afrika) der NVA auf sich? Was bedeutete es, als Christ oder Pazifist den Dienst als Bausoldat anzutreten? Wie wurden die Soldaten in der Öffentlichkeit und propagandistisch dargestellt? Und was geschah zur Wende 1990 in den Kasernen? Wir erfahren, daß Dienst und Ausbildung bei der Armee kein Zuckerschlecken waren, sondern durchaus gefährlich, daß die NVA Verbrechern Rückzugsraum bot und daß sie ein Unsummen verschlingender Apparat gewesen ist. Dennoch knüpft sich auch, trotz vieler widriger Schicksale wie überall auf der Welt, manche gute Erinnerung an die Wehrzeit, vor allem an Freundschaftsbande. Wer bei der Fahne war, wird dieses Buch sicher verschlingen.
 
Bei der Fahne - Dienen in der NVA
© 2921 BEBUG / Bild und Heimat, 158 Seiten, gebunden, mit vielen Original-Fotografien - ISBN-13: 9783959582841
14,99 €
 
Weitere Informationen:  www.bild-und-heimat.de