Sehr spannend ist das nicht

„Chaos Walking“ von Doug Liman

von Renate Wagner

Chaos Walking
USA 2021

Regie: Doug Liman
Mit: Tom Holland, Daisy Ridley, Mads Mikkelsen u.a.
 
Anfangs, wenn ein Junge durch den Wald läuft, könnte man meinen, man sei irgendwo auf unserer Welt. Aber sobald andere Menschen auftauchen und plötzlich alles voll von gemurmelten Geräuschen ist, weiß man – da stimmt etwas nicht. Denn in der Luft schweben, für alle hörbar, die Gedanken aller… Man befindet sich auf einem neuen Planeten, einer Außenstelle der Welt, genannt New World. Und schnell stellt sich heraus, was sonst noch ungewöhnlich ist in „Prentisstown“, wo „the Noise“ (als sichtbare „Klangwolke“) das Leben der Menschen beherrscht. Hier, wo man den jungen Todd Hewitt kennen lernt und wo David Prentiss als Bürgermeister mit „Gemeinschafts“-Phrasen das Regiment führt: Es gibt keine Frauen. Im Laufe der Handlung wird ein wenig über die Vergangenheit erzählt, daß man im Kampf gegen einheimische, alienartige Wesen, „Spackle“ genannt, alle Frauen verloren hat. Und noch später erfährt man, was wirklich geschehen ist…
 
Das ist Science-Fiction aus dem Jugendbuch, im vollsten Wortsinn, denn die Geschichte basiert auf einer Jugendbuch-Serie von Patrick Ness, dies ist der filmische Teil 1. Und obwohl die Kritiken in den USA nicht berauschend waren, kann man sich gut vorstellen, daß die weiteren Teile folgen werden – bei ähnlichen Projekten (wie etwa „Die Tribute von Panem“) hat man genau so mit der Mehrteiligkeit agiert. Mit diesen zielgerecht auf jüngere Teenager ausgerichteten Geschichten ist viel Geld zu machen, ein bißchen Coming of Age durch Herausforderung, ein bißchen Entdecken der Gefühle, von Regisseur Doug Liman auf schmalem Pfad balancierend erzählt: einerseits für die Jungen, andererseits doch auch ein Film, den Erwachsene sich ansehen können.
 
Alles spielt also in dystopischer Zukunft, für den junge Todd Hewitt (Tom Holland kann mit seinem realen Alter von 24 Jahren durchaus noch als Teenager durchgehen) läuft in seiner Welt alles in normalen Bahnen. Bis ein abgestürztes Raumschiff als einzige Überlebende ein weibliches Wesen entläßt: und die junge, blonde, durchaus kämpferische Viola Eade (Daisy Ridley, die schon in „Star Wars“ ihr Sci-Fi-Abzeichen erworben hat) ist den erwachsenen Männern ein Dorn im Auge. Grund genug, daß Todd sich ihrer annimmt, das Wrack ihres abgestürzten Raumschiffes zu suchen, damit sie mit ihren Leuten Kontakt aufnehmen kann.
Gemeinsam auf der Flucht, da nähert man sich notgedrungen an, Todd kommt nicht gut dabei weg, er kann nicht lesen, auch plaudert er brav nach, was ihm gesagt worden ist, was die junge Frau zu seinem Erstaunen hinterfragt.
 
Sehr spannend ist das nicht, und so richtig dramatisch wird es auch nicht, wenn die Männer des Dors sich auf die Pferde schwingen, um die beiden zu jagen, obwohl Mads Mikkelsen als Mayor Prentiss natürlich eine starke Persönlichkeit abgibt (und sich doch von den Frauen herunterputzen lassen muß – die Welt ist nicht mehr dieselbe wie noch im vorigen Jahrtausend…) „Ohne Frauen geht es nicht“, ist ohnedies das unausgesprochene Motto des Films.
Die jungen Hauptdarsteller werden noch gebraucht, schließlich muß es noch zwei Teile geben, und man kann nur hoffen, daß Viola die Gelegenheit benützt, dem schon in sie verliebten Todd Unterricht im Lesen und Schreiben zu geben…
 

Renate Wagner