Eine Horror- / Blödel-Klamotte die funktioniert

„Freaky“ von Christopher B. Landon

von Renate Wagner

Freaky
USA / 2020

Drehbuch und Regie: Christopher B. Landon
Mit: Kathryn Newton, Vince Vaughn u.a.
 
Sicher, am Anfang wird nach allen Regeln der Kino-Slasher-Kunst gemordet und gekreischt. So, wie man es ja auch von „Halloween“ her kennt, wo man sich so schön fürchten und trotzdem lachen kann. Regisseur Christopher B. Landon, der auch am Drehbuch beteiligt ist und schon einige Horror-Erfahrung hat, hat die Teenie-Highschool-Welt nicht nur mit dem üblichen Serienkiller verquickt, sondern mit einem anderen alten Motiv des Kinos: Body-Switch, zwei Auserwählte landen jeweils im Körper des anderen.
Das spielte sich meist zwischen Alt und Jung ab (man wundert sich entsprechend, wie es war, jung zu sein – und, ach, so ist es, erwachsen zu sein?), meist dasselbe Geschlecht, manchmal Cop und Killer – aber ein 17jähriges Highschool-Girl und fieser Killer?
 
Was sich da an Komik ergibt, wird geerntet. Da ist Millie Kessler (Kathryn Newton), die mit ihrer armen Mutter, die sich gar nicht genügend demütig vor den Töchtern ducken kann) unfreundlich umgeht und bei ihrer Schwester (die ist ein Cop!) nur Kopfschütteln hervorruft. Sie geht in die Blissfield Valley Highschool, denn Filme dieser Art spielen gern in Kleinstädten. Und die haben – diesmal mit dem „Blissfield Butcher“ – ebenso gern auch ihren eigenen Serienkiller: Wenn er die Kopfmaske vom Gesicht nimmt, erkennt man unschwer Vince Vaughn.
Nicht fragen, wie es „magisch“ dazu kommt, daß die beiden (als der Butcher sich Millie als Opfer ausersieht) jeweils in den Körper des anderen schlüpfen, da steckt irgendein uralter Fluch und ein bestimmter Dolch dahinter, aber für die Zuschauer heißt es umdenken: Wenn wir Millie sehen, steckt der Killer in ihr und die hübsche Blonde verwandelt sich sozusagen zähneknirschend in den Mörder. Leichter ist es, in dem plötzlich so verschreckten Butcher nun den Teenager zu sehen, der sich gewaltig fürchtet und nicht weiß, was sie tun soll… Und vor allem muß sie ihre Freunde überzeugen, daß sie es ist, die in der Haut des fremden Mannes steckt. Nicht ganz einfach.
 
Der „Butcher“ hingegen nimmt in Millies Gestalt immer brutalere Züge an (eine bemerkenswerte schauspielerische Leistung der jungen Darstellerin) und merkt, daß er als „Millie“ gänzlich unverdächtigt morden kann. Die echte Millie (im Butcher-Körper) muß allerdings „sich selbst“ erstechen, sonst bekommt sie ihr altes Ich nicht mehr zurück… Das alles dreht sich immer wilder und ohne größeren Anspruch, und eine Pointe jagt die andere, wenn man meint, jetzt müßte es doch bald zu Ende ein, aber es kommt immer noch was. Bis zum Killing-Finale.
Sei’s so dumm, wie es will, es funktioniert. Auch die „Generation Bierdose“, wie man sie plötzlich nennt, also die fortgeschrittenen Teenager, haben ein Recht auf ihre Horror / Blödel-Klamotten, zumal, wenn sie ganz witzig ausgefallen sind so wie hier.
 
 
Renate Wagner