Popcorn-Kino mit Krach und Krawall

„Godzilla vs. Kong“ von Adam Wingard

von Renate Wagner

Godzilla vs. Kong
USA 2021

Regie: Adam Wingard
Mit: Alexander Skarsgård, Rebecca Hall, Demián Bichir,
Kaylee Hottle u.a.
 
Es gab Zeiten, da reichte ein Godzilla, da reichte auch ein King Kong für sich allein, um einen Blockbuster zu kreieren. Wenn es ein bisserl mehr sein darf, dann kombiniert man die beiden Monster nun in einem Film und läßt sie auf einander los. Das bringt ja noch mehr, als wenn sie nur isoliert Städte und Menschen zerstören. Wo soll sich allerdings das Publikum hier positionieren? Es ist schon so, daß einem im Zweifelsfall das Säugetier, sprich, der Riesenaffe, lieber ist als die Riesenechse, weil dem Menschen bekanntlich schon seit der Schlange in der Bibel eine instinktive Scheu davor mitgegeben ist.
Natürlich ist die finale Schlacht der Titanen das, worauf ein Popcorn-Publikum wartet und ein Anrecht hat, aber bevor die digitalen Künste explodieren, gibt es noch ein paar Menschen. Ein Team befaßt sich mit Kong – Rebecca Hall als Ilene Andrews betreut ihn auf Skull Island, und, als besonders „rührendes“ (oder wenn man will: kitschiges) Element, ist da ihre Adoptivtochter, ein taubes kleines Mädchen mit den asiatischen Gesichtszügen (Kaylee Hottle), das mit dem Affen in der Taubstummensprache kommuniziert.
Parallel wütet Godzilla tödlich in den USA herum und erinnert sich daran, daß die Japaner ihn erfunden haben, weshalb er sich in Richtung Tokio aufmacht: Das sorgt schon dafür, die Lust an der Zerstörungswut teilweise zu befriedigen. Die ganze „Menschen-Handlung“, in der noch Dr. Nathan Lind (Alexander Skarsgård) und Walter Simmons (Demián Bichir) wichtige Rollen spielen, ist eigentlich eher retardierend, weil das Publikum natürlich auf die Action wartet.
 
Aber da müssen erst einmal die (Kino-)Vorgeschichte der Monster erzählt, seltsame Theorien aufgebaut und Intrigen und Geheimorganisationen wie „Monarch“ oder der Konzern Apex eingeführt werden. Außerdem muß man wissen, daß eigentlich eine Reise zum Mittelpunkt der Erde geplant ist… Das nimmt doch einen großen Teil der fast zwei Stunden Spieldauer ein, die allerdings in den Schauplätzen opulent inszeniert sind und Terror und Entsetzen der Menschen ausreizt, die dann begreifen, daß sie Monster Kong brauchen, um Monster Godzilla auszuschalten.
Die beiden geraten mehrfach unter verschiedenen Bedingungen mit Geheule und Gewalt an einander. Wie gut, daß so ein Riesenaffe auch ein paar Kinnhaken zur Verfügung hat… Das Finale bietet angeblich (man hat nicht auf die Uhr geschaut, aber man glaubt der Information) 18 Minuten ununterbrochenen Kampfes. Mehr kann man nicht verlangen.
 
Alles in allem bietet der Film, der ja nun keinerlei intellektuellen Anspruch hat, sondern nur laut und spannend sein soll, in der Regie von Adam Wingard das, was das dafür spezifische Publikum an Krach und Krawall erwartet. Im übrigen ist filmgeschichtlich interessant (ja, auch so etwas ist Filmgeschichte!), wie gewisse Fixpunkte des unterhaltsamen Gewalt- und Horror-Genres immer neu (und dabei letztendlich immer alt) kombiniert werden.
 
 
Renate Wagner