„Sympathy for the devil“
Balladen über das Elend der Welt
mit Max Christian Graeff und Christov Rolla
Viel zu schade als „nur Rahmenprogramm“ für den Mrozek-Einakter „Striptease“ auf der „Insel“ im Wuppertaler Café Ada lieferten Max Christian Graeff (gewaltiger Vortrag) und Christov Rolla (verstimmtes Klavier), bekannt als das Duo „Canaille du jour“ am vergangenen Freitag vor begeistertem Publikum einen Chanson-Abend von Rang ab: „Chansons perdues“.
Nach seuchenbedingter fast einjähriger Auftrittspause boten Sie ein Weltschmerz-Programm, nicht ohne historisch-literarische Seitenhiebe auf das corona-verwässerte Engels-Jahr, das die Wuppertaler Offiziellen so gerne groß gefeiert hätten.
Daß gelegentlich extemporiert und vom Blatt gesungen werden mußte, störte keinen der hingerissen lauschenden Gäste im ausverkauften Saal, zumal Max Christian Graeff das Extemporé aus dem ff. beherrscht.
Erlesen das Liedgut, auf bekannte Melodien okuliert, besonders in Erinnerung blieben Elvis Presleys „Heartbreak Hotel“, in dessen deutschem Ableger der Chansonnier mit dem Leben hadert oder George Harrisons „While My Guitar Gently Weeps“ vom legendären White Album der Beatles, das zu „Wenn mein Klavier leise weint“ wurde – und tatsächlich schlug Christov Rolla hier leise Töne an, wo er sonst brachial in die Tasten schlug, um mit dem Urschrei Graeffs mithalten zu können.
Das war ein Abend, den die Zuhörer so schnell nicht vergessen werden – ein knallbuntes Erwachen aus dem Dornröschenschlaf der Corona-Pandemie. Merci!
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