Die Tage der Rosen

von Otto Roquette


Foto © Frank Becker

Die Tage der Rosen

Noch ist die blühende goldene Zeit,
O du schöne Welt, wie bist du so weit!
Und so weit ist mein Herz
und so blau wie der Tag,
Wie die Lüfte, durchjubelt
von Lerchenschlag.
Ihr Fröhlichen singt,
weil das Leben noch mait:
Noch ist die schöne,
die blühende Zeit,
Noch sind die Tage der Rosen!

Frei ist das Herz,
und frei ist das Lied,
und frei ist der Bursch,
der die Welt durchzieht,
Und ein rosiger Kuß
ist nicht minder frei,
So spröd und verschämt
auch die Lippe sei.
Wo ein Lied erklingt,
wo ein Kuß sich beut,
Da heißt's: Noch ist die
blühende goldene Zeit,
Noch sind die Tage der Rosen!

Ja im Herzen tief innen
ist alles daheim,
Der Freude Saaten,
der Schmerzen Keim.
Drum frisch sei das Herz
und lebendig der Sinn,
Drum brauset, ihr Stürme,
daher und dahin!
Wir aber sind allzeit
zu singen bereit
Noch ist die blühende goldene Zeit,
Noch sind die Tage der Rosen!
 
 
Otto Roquette