Der dänische Ausnahme-Bassist starb am 20.4.2005 im Alter von 58 Jahren an Herzversagen
Ein schmerzlicher Verlust für die Musik und den internationalen Jazz

Es gibt wohl international keinen Bassisten mit so viel Herz und Gefühl, soviel Jazz und Lyrik in den Fingern und einer so weltumspannenden Wirkung wie den am 27.5.1946 in Ørsted geborenen Dänen Niels-Henning Ørsted Pedersen. NHØP wurde zum Markenzeichen, sein Sound unverkennbar. Wenn NHØP seinen Kontrabaß singen, wispern, swingen ließ, konnte man die Welt um sich herum vergessen. Für Live-Konzerte standen seine Fans gerne stundenlang an, denn ihn zu erleben war etwas Besonderes. Wie soeben aus Dänemark gemeldet wird, ist NHØP gestern im Alter von nur 58 Jahren in seiner Heimat überraschend einem Herzversagen erlegen.

Seine CD-Neuerscheinungen waren schneller vergriffen, als sie in die Läden kamen und man zahlte jeden Preis, um die Scheibe sofort zu besitzen und hören zu können. NHØP hat uns mit seiner Musik beschenkt. Er war selbst ein Beschenkter, ein Wunderkind, Sohn einer Kirchenmusikerin. Er spielte als Autodidakt am Kontrabaß schon mit 14 Jahren in dänischen Bands, studierte später Klavier. Mit 17 wollte ihn Count Basie für seine Big Band haben und als er mal grade knapp 20 war, trat er schon mit Sonny Rollins und Roland Kirk auf, tourte mit Bill Evans.

Im Oscar Peterson Trio ersetzte NHØP bis Mitte der 80er Jahre den genialen Ray Brown, er gehörte zum renommierten dänischen Rundfunkorchester und nahm noch bis zur Jahrtausendwende CDs mit Peterson auf. Die Labels von Pablo über Pladekompagniet, enja, Stunt, Steeplechase, Polygram, Caprice und Milestone bis Verve rissen sich um Aufnahmen mit ihm, der trotz internationaler Angebote und Erfolge der Heimat und den großartigen dänischen Kollegen wie Ulf Wakenius, Alex Riel, Ole Kock Hansen, Palle Mikkelborg, Lars Møller, Thomas Clausen und den Weggefährten Philip Catherine und Kenny Drew (†1993) treu blieb.

NHØPs Vermächtnis ist enorm. Er liebte die Volkslieder seiner Heimat. Viele Titel hat er zärtlich und sanft neu arrangiert und interpretiert: „Jeg gik mig ud en sommerdag“ oder „En yndig of frydeful sommertid“ gehören dazu wie „Befæl du dine veje“. Seine Plattenaufnahmen werden seinen Namen bewahren, wie es die Jazzwelt ohnehin tun wird. Es wird andere sehr gute Bassisten geben, die in seine immens großen Fußstapfen treten, aber es wird keinen Ersatz für ihn geben. Niels Henning Ørsted Pedersen läßt einen unbesetzten Platz zurück. Eines seiner schönsten Alben entstand 1998 - es trägt den Titel „This Is All I Ask“ und hat als schönstes Stück „I Skovens Dybe Stille“, ein dänisches Volkslied aufgenommen. Das mag als Schlußwort stehen bleiben.