Nachrichten vom Plattenmarkt

Eine neue Kolumne

von der Musenblätter-Redaktion

Foto © Frank Becker
Jazz-Nachrichten - kurz und kompakt


Verehrte Jazzfreunde,
hoch geschätzte Leserinnen,
 
fast täglich gehen in der Musenblätter-Redaktion Einsendungen mit CDs vieler interessanter Plattenlabels und hervorragender Künstler aus dem von uns so sehr geschätzten Genre Jazz aus dem In- und Ausland ein. Daß wir es nicht schaffen können, jede einzelne zu besprechen und Ihnen ausführlich vorzustellen, werden die Einsender und auch Sie sicher verstehen können.

Anstatt die Platten beiseite zu legen haben wir uns dazu entschlossen, damit Sie zumindest ein paar Anregungen aus der Fülle der Neuerscheinungen bekommen, Ihnen in unregelmäßiger Folge in bunter Mischung und ohne Bewertung mit einer kurzgefaßten Liste einige der Alben mit Bild und kurzem Label- bzw. Agentur-Text zu präsentieren. Sicher lohnt es sich für Sie, sich das eine oder andere genauer anzuschauen, anzuhören - und vielleicht sind einige der Alben ja auch genau das, was Sie mögen.

„LA NUÉE“ (English: the flock)
© 2021 Umland Records
Founded in 2017, the Brussels based saxophone collective is researching the various possibilities of sound-production on the instrument, as well as different modes of interaction in group improvisations. The results are then structured into compositions.
credits
released July 16, 2021
Johannes Eimermacher – composition, alto saxophone
Audrey Lauro, Frans Van Isacker – alto saxophones Sylvain Debaisieux – tenor saxophone
Hanne De Backer – baritone saxophone
João Lobo - drums
Recorded and mixed by Caroline Profanter and Daniel Perez Hajdu
at KC Nona, Mechelen (BE), 2020 / 2021.
Mastered by Christophe Albertijn.
Weitere Informationen: www.umlandrecords.de

 
Bört – „Hana“
© 2021 Berthold Records
Eine äußerst vielversprechende Nachwuchsband: Die Kompositionen von BÖRT verströmen  Vitalität, Dynamik und Qualität „Mir gefiel einfach die Idee, meiner Band eine Art Eigennamen zu geben. Als ob sie ein lebendiges  Wesen wäre, das uns Geschichten erzählt“, erinnert sich der Kölner Kontrabassist Lukas Keller.  „Gleichzeitig lassen Klang und Gestalt dıë Namens Raumjie Fantasie spielen zu lassen.“ Keller und seine Mitmusiker Theresia Philipp (Saxofon und Klarinette), Jonathan Hofmeister  (Klavier) und Jan Philipp (Schlagzeug) gehen ihre Musik „mit kindlicher Neugier“ an, „stets auf der  Suche nach dem Unerwarteten. Vier Stimmen im Spannungsfeld zwischen Individualismus und  Gemeinschaft, Aktion und Reaktion, zwischen blindem Vertrauen und gegenseitiger  Schonungslosigkeit”, so erklärt der Bandleader die musikalische Philosophie von BÖRT.  
Die vier Musiker aus der dichten Kölner Szene sind ein Paradebeispiel dafür, was im jungen europäischen Jazz aktuell möglich ist. Spielerischer Umgang mit dem Bestehenden, überraschende Ideen, eine Prise Humor und selbstverständliche Virtuosität. Die Neugier nach dem Anderen, nicht Gehörten bringt die vier zu neuen Ufern. Und treibt sie an, musikalisch nie stehenzubleiben.
Weitere Informationen: www.berthold-records.de

 
Gisela Berndt & Band – „Bilder“
© 2021 Gisela Berndt
Das Entstehungsjahr dieser CD war wohl für die meisten Musiker herausfordernd. Die kreative Arbeit an diesem Album war meine Weise, damit umzugehen. Das neue Album soll persönliche BILDER hör- und sichtbar machen; gemeint sind die äußeren und inneren Bilder, die wir uns von der Wirklichkeit machen, Bilder die uns begleiten und die es uns ermöglichen, Geschichten zu erzählen und uns zu erinnern. Die Musik gibt diesen Bildern lebendigen Ausdruck, deutet sie klangvoll in den Arrangements, den Improvisationen und in der Rhythmik.
Mein Dank geht an die Musiker, die sich bei der Entstehung dieses Albums so engagiert eingebracht haben, und an die, die mich in meinem Vorhaben ermutigt und unterstützt haben. Insbesondere geht mein Dank an Gero Körner, der mit seinem Engagement bei den Kompositionen und mit seinem Pianospiel das Album wesentlich mitgeprägt hat.
Weitere Informationen: https://giselaberndt.de
 

Ulf Meyer & Lars Hansen – „Scenes“
© 2021 Laika Records
Zuhören. Eine Tugend, die in Corona-Zeiten umso wertvoller ist. Und die ganz besondere musikalische Momente entstehen lässt. Das beweisen der Gitarrist Ulf Meyer und sein Flensburger Kollege Lars Hansen (E-Bass) auf ihrem neuen Album »Scenes« auf eindrücklichste Weise.
Wenn die beiden Ausnahmemusiker im Duo spielen, vergeht nicht eine Sekunde, in der sie einfach nur nebeneinander her spielen. Indem sie sich pausenlos zuhören und in Windeseile auf den Partner reagieren, erzeugen sie eine Dynamik voller Interaktion. Eine Kunst, die die beiden Saitenvirtuosen vorzüglich beherrschen.
In songorientierten Stücken, die aus allen musikalischen Ecken kommen können. Obendrüber - in der Improvisation über dem Songgerüst - liegt aber vor allem eines: eine Prise feinster Jazz!
Weitere Informationen: www.laika-records.com

 

Christian Pabst – „Balbec“
© 2021 Jazzsick Records
produced by Christian Pabst
Executive producer Philipp van Endert & André Nendza
Christian Pabst – piano & rhodes
André Nendza – double & electric bass
Erik Kooger – drums
Italy-based German pianist and composer Christian Pabst loves to travel to imaginary places.
 This time, he goes to Balbec – the famous city that you won’t find on any map and the literary inspiration for the new exhilarating abum.
Together with German bassist and Jazz Echo – Winner André Nendza as well as Dutch drummer Erik Kooger, Pabst explores new musical horizons. Framed by the hopeful spirit of the energetic opening and closing songs, a poetic story emerges that evokes a wide range of fulfilling emotions. 
 On two pieces you can also hear the warm sounds of Rhodes and electric bass.
With Balbec, Christian Pabst confirms his artistic identity by exhibiting an impressive command of the piano, a melodic sensibility and rhythmical fireworks that make you want to travel with him to one of those secret imaginary places right away.
Weitere Informationen: www.jazzsick.com

 
Hans Feigenwinter – „The Edge“
© 2019 TCB The Montreux Jazz Label /Callenge Records
Hans Feigenwinter (p) – Bänz Oester (b) – Norbert Pfammatter (dr)
Not too long ago, the jazz piano trio was more likely to elicit a yawn than a chill from discerning audiences. Despite frequent outstanding solos, for the listener, there was often little sense of real interaction (for the musicians, it may have been different), or it faded into conventionality. In general, excitement and even magical moments were as rare as imitative attempts to approximate role models were common, with the result that the trios seldom made the standards their own. Granted, this portrayal may be an exaggerated, subjective generalization, but the fact remains that the „classic” piano trio had lost its sparkle.
... Die drei Schweizer Jazzkoryphäen verwandeln alte Melodien und bekannte Harmonien in atemberaubende Jazzmusik, die ihren Reiz aus der Gleichzeitigkeit von Alt und Neu erhält, deren Swing-Flow zwischen Anmut und Rasanz oszilliert...
Weitere Informationen: www.challengerecords.com

 
Ezra Weiss Big Band – „We Limit Not The Truth Of God“
© 2019 OA2 Records
Portland-based composer/pianist Ezra Weiss has composed and arranged for many albums, musicals and multi-media events and released six albums as a bandleader over the last 16 years, but had yet to present his own large ensemble recording. „We Limit...“ marks that debut while offering a timely, impassioned statement concerning the times we live in, addressed to his young children. Through emotionally expressive compositions performed by a stellar ensemble, with his own narration interspersed between, it's both a loving message passed down from father to children as well as a profound and deeply felt plea for togetherness and empathy. The brilliant 17-piece big band includes such distinctive soloists as saxophonists John Nastos, Rob Davis, Renato Caranto and Mieke Bruggeman; trumpeters Farnell Newton, Derek Sims and Thomas Barber; trombonists Stan Bock and Jeff Uusitalo; and flutist John Savage. The album was recorded live in the resonant Alberta Abbey, a historic church turned performance space in Portland, Oregon.
Weitere Informationen: https://originarts.com
 
 
Yelena Eckemoff -  „Adventures Of The Wildflower“
© 2021 Yelena N. Eckemoff
Die Pianistin und Komponistin Yelena Eckemoff entfaltet ihr bisher aufwändigstes und ambitioniertestes musikalisches Werk mit Abenteuer der Wildblume, das ihr eigenes Label L&H Production nun veröffentlicht. Wie der Titel schon andeutet, ist das Doppelalbum die Geschichte eines Lebens, von der Geburt bis zum Tod (und der Wiedergeburt), einer anthropomorphen Akelei-Blüte. Seine Geschichte wird durch die inspirierte Arbeit von Eckemoff und einem finnischen Ensemble erzählt, dem der Saxophonist Jukka Perko, der Multiinstrumentalist Jarmo Saari, der Vibraphonist Panu Savolainen, der Bassist Antti Lötjönen und der Schlagzeuger und Perkussionist Olavi Louhivuori angehören.
Eckemoff ergänzt ihre Originalmusik durch ein 18-teiliges erzählerisches Gedicht (ein Teil für jede Komposition), das die Geschichte von Columbine erzählt. Obwohl nuanciert, ist die Erzählung auf einer ernsthaften Einfachheit aufgebaut, wie eine Kindergeschichte. Die Musik hingegen ist viel komplexer. Die verschiedenen Melodieebenen in „Home by the Fence“ oder „Children Playing with Seed Pods“ sind sowohl für das Ohr als auch für den Intellekt ein prächtiges Fest, während Stücke wie „Chickens“, „Butterflies“ und „Another Winter“ mit experimentellen, sogar psychedelischen Texturen gefüllt sind.
Mit Adventures of the Wildflower wollte Eckemoff ihrer Wahlheimat ein Angebot an eine positive Stimmung machen. „Ich war bewegt, diese Aufnahme als Antwort auf unsere turbulenten Zeiten zu machen“, sagt sie. „Ich glaube, dass nichts wichtiger ist, als dass alle irdischen Wesen einen Weg finden, friedlich nebeneinander in der gleichen Gemeinschaft zusammenzuleben. Die Figuren in meiner Geschichte mögen zwar Meinungsverschiedenheiten miteinander haben, aber am Ende finden sie immer einen Weg, um gemeinsam auf demselben Grundstück zu koexistieren.“
Weitere Informationen: www.landhproduction.com

 
Noah Rott -  „Rewind“
© 2021 Noah Rott
Ein „Klaviertrio plus“: Bass, Drums, Piano und eine außergewöhnliche Stimme formen das Debütalbum von NOAH ROTT. Der seit 2017 zwischen Brooklyn und Deutschland pendelnde Pianist zeigt sich auf „Rewind“ mit einem klaren, ruhigen Modern Jazz mit Folk-Elementen. Melancholisch, und doch groove-basiert.
Zurückspulen, nur ein paar Sekunden lang - „Rewind“ ist Noah Rotts ganz eigenes Mixtape, voller lyrischer und musikalischer Momente, die die Persönlichkeit des Pianisten ausmachen. Zu NOAH ROTT am Piano sowie ALMOG SHARVIT (Bass) und JAKE SHANDLING (Drums), gesellt sich die kalifornische Sängerin AMBROSE GETZ. Sie schrieb die Texte zu den Kompositionen, poetisch, bild- und rätselhaft.
AMBROSE‘s glasklare, eindringliche Stimme und ein oft wortloser Gesang schwebt über diesen sieben sensiblen Kompositionen, zuweilen gedoppelt vom Piano. Die Stimme wird fast wie ein Blasinstrument eingesetzt. Der studierte Autodidakt (Hochschule für Musik und Theater Hamburg) fand in New York zu seinem reduzierten ruhigen Modern Jazz mit Folk-Elementen und erschuf ein intimes, sanftes, nachdenkliches Album.
Ein bemerkenswertes Debüt!
Weitere Informationen: www.noahrott.de  -  www.jazzlab.info