Der Wald

von Johann Gottfried Herder

Foto © Frank Becker

Der Wald
 
Komm, o komm in meine Schatten,
In der Ruhe Aufenthalt,
Wanderer der heißen Straße,
Wo Dein Herz unruhig wallt.
 
Meine frischen Zweige wehen
Lebenskraft dem Matten zu,
Und mein Athem duftet Balsam,
Neuen Muth und süße Ruh.
 
Schöner geht die Sonne nieder
Hinter meiner grünen Nacht;
Schöner kommt der Morgen wieder,
Wenn der Vögel Chor erwacht.
 
Schöner blinkt in mir die Quelle
Und der einsam stille See,
Wo die treue Turteltaube
Girret Deines Herzens Weh.
 
 
Johann Gottfried Herder