Eine freundliche Demontage

Joachim Klinger – „Wie sah Goethe aus? What did Goethe look like?“

von Frank Becker

Eine freundliche Demontage
 
Joachim Klinger zeichnet Goethe
 
 
Er ist von mittlerer Größe, trägt sich steif
Und geht auch so. Sein Gesicht ist verschlossen.
Friedrich Schiller (1788)
 
Gedenktage werden ja gerne mit Publikationen verbunden. Als im Jahr 2012 Altmeister Goethes 180. Todestag gedacht wurde, taten die Musenblätter das von März bis August 2012 mit einer Serie von Karikaturen unseres Freundes Joachim Klinger.
Die damaligen Zeichnungen und etliche mehr – insgesamt sind es 53 - hat Joachim Klinger nun zu einem Buch zusammengefaßt, das uns Johann Wolfgang von (das ihm vom Weimarer Hof verliehene von führte er seit 1882 - und das gerne) mit Augenzwinkern vorführt. Joachim Klinger fragt: „Wie sah Goethe aus?“ Bei der Antwort hält er sich nicht an die historischen Vorgaben. Abseits der berühmten Goethe-Porträtisten Johann Daniel Bager, Joseph Stieler, Angelika Kauffmann, Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und Karl Josef Rabe führt Joachim Klinger uns den Privat- und Staatsmann, den Schürzenjäger und Greis nebst einigen seiner Zeitgenossen vor. Es ist eine freundliche Demontage.
Nun suchten wir noch nach einem Aufhänger, einer runden Jahreszahl, passend zu 2021. Das Ergebnis war mager: Weder der „Faust“ noch „Die Leiden des jungen Werthers“, nicht einmal der „Erlkönig“ entstanden in einem Jahr mit einer 1 am Schluß. Machen wir unseren kleinen Bericht also am „Heidenröslein“ fest, das Goethe 1771 aus der Feder floß und am Beginn der Arbeit an Goethes autobiografischer Dichtung „Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit“ im Jahr 1811. Daß der Druck von „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ im Jahr 1821 geschah, sei unser drittes Standbein.
 
„Joachim Klinger ist der Frage nicht als Wissenschaftler nachgegangen, sondern als zeichnender Humorist. Er bezieht das Zeugnis der Zeitgenossen in seine Zeichnungen ein und bereichert sie mit Persönlichkeiten der Goethe-Zeit, die er als Karikaturen auftreten läßt. Außer Schiller und Herzog Carl August begegnen wir Napoleon und Metternich, Beethoven und Heine. Dazu erfindet Joachim Klinger Szenen mit Frau von Stein, Humboldt und Wieland und läßt uns sogar einen Blick auf den Dichter tun, den so wohl nur Frau Christiane riskieren durfte“, schreibt der Verlag dazu. Schauen Sie sich einige Goethe-Karikaturen Joachim Klingers → → hier an.


© Joachim Klinger

Joachim Klinger ist 1932 in Dortmund geboren. Als promovierter Jurist arbeitete er in der öffentlichen Verwaltung, 30 Jahre lang im Kultusministerium Nordrhein-Westfalen (bis 1994). Veröffentlichung von Gedichten im Grupello Verlag Düsseldorf. Ausstellung von Zeichungen und Aquarellen in verschiedenen Städten. Das Wilhelm-Fabry-Museum in Hilden / Rheinland besitzt eine Sammlung von Bildern (Schenkung des Künstlers). Seit 2007 regelmäßige Mitarbeit in den Musenblättern. Er lebt in Berlin.
 
Er ist jetzt ein schwacher, abgelebter Gott, den es verdrießt,
daß er nichts mehr erschaffen kann.
Heinrich Heine (1824)
 
Joachim Klinger – „Wie sah Goethe aus? What did Goethe look like?“
53 Zeichnungen / 53 sketches - Übersetzung ins Englische: Nadja Murphy
© 2021 Verlag Königshaus & Neumann, 115 Seiten, Broschur, 53 z.T. farbige Illustrationen, Sprache: deutsch/englisch
- ISBN: 978-3-8260-7391-5
14,80 €
 
Weitere Informationen: www.verlag-koenigshausen-neumann.de