Der verhüllte Arc de Triomphe

Jeanne-Claude und Christo posthum

von Gilles Audren und Johannes Vesper

Foto © Gilles Audren

Jeanne-Claude und Christo posthum:

Der verhüllte Arc de Triomphe
 
Von „großartig“, „abscheulich“ bis „infam“ urteilt man in Paris. „Unverständlich“ sei es, wie eine solche Installation über der ewigen Flamme für den unbekannten Soldaten genehmigt werden konnte. Das sehen bei weitem nicht alle so. Die Positionen von Befürwortern und Gegnern konnte man in Le Monde lesen. Der verpackte Triumphbogen entfacht wie schon die früheren Aktionen des Ehepaars Jeanne-Claude und Christo erneut ästhetische wie politische Diskussionen um Kunst im öffentlichen Raum. Wird die Ehre der Grande Nation durch Christos Verpackung des Arc de Triomphe verletzt? Die Verhüllung des Berliner Reichstags war ein großes Fest der eben wieder vereinigten Nation und schuf Bilder, die noch heute begeistern. Seit der Verhüllung des Pont Neuf 1984 hat man in Paris Erfahrungen mit temporärer Aktionskunst.  Jetzt geht es also um den  Altar des Vaterlandes.  Der Arc de Triomphe, die Krönung der Champs Elysees, wurde zur eigenen Apotheose ursprünglich geplant und zunächst aus Holz und Gips von Napoleon I. aufgestellt und erst 1836 zu Ehren der Soldaten der französischen Revolution und der napoleonischen Armeen vom Bürgerkönig Louis Philippe fertig gestellt. Nach der Katastrophe des 1. Weltkrieges mit seinen insgesamt knapp 10 Millionen Toten wurde aus dem Ehrenmal des Triumphbogens ein Mahnmal, liegt doch seit 1918 das Grabmal des unbekannten Soldaten mit seiner ewigen Flamme unter ihm. Jetzt ist er, unter 25.000 Quadratmetern eines silbrig grauen Gewebes nur noch in Umrissen sichtbar, ein posthumes und grandioses Zeichen wohl auch des Dankes von Christo (1935-2020) an Frankreich, das ihn nach seiner Flucht aus Bulgarien 1956 aufgenommen hatte, und wirkt ästhetisch wie politisch. Bis zum 3.10. 2021 bleibt der Triumphbogen verhüllt. Auf den Bildern unseres Fotografen Gilles Audren vom 16.09.21 ist die Installation noch in Gang.            
 

Foto © Gilles Audren


Foto © Gilles Audren


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