Gegen das Vergessen

Ausstellungen über die NS-Vergangenheit

von Andreas Rehnolt


Ausstellung in Münster zeigt Objektgeschichten zur NS-Verfolgung
und -Täterschaft aus NRW-Gedenkstätten

Die Wanderausstellung im Regierungspräsidium ist ab heute
erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich
 
„Mehr als man kennt - näher als man denkt“ ist der Titel einer Wanderausstellung, die ab heute erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Die bis zum 1. Oktober angesetzte Präsentation in der Bezirksregierung Münster zeigt Objekte aus insgesamt 29 Gedenkstätten, die an nationalsozialistische Schicksale hinter den Greueltaten des Nationalsozialismus erinnern. Zusammengestellt wurde die Ausstellung von der Landeszentrale für politische Bildung in NRW zusammen mit dem Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Nordrhein-Westfalen.
 
Er freue sich, daß die Ausstellung „endlich von der Öffentlichkeit besucht werden kann. Wer sich mit den ausgestellten Gegenständen auseinandersetzt, entdeckt neue Perspektiven: Weg von dem ursprünglichen Nutzungszweck der Objekte hin zu den menschlichen Schicksalen, die mit ihnen verbunden sind,“ erklärte der Parlamentarische Staatssekretär im Kulturministerium NRW, Klaus Kaiser, vor der offiziellen Eröffnung. Unter den Exponaten ist auch eine Brotschneidemaschine, die die von den Nazis ermordete Grete Hertz vor ihrer Deportation in ein Konzentrationslager einem Nachbarn zur zwischenzeitlichen Verwahrung gab. Anlaß für die Macher der Schau ist, über das Vertrauen deutscher Juden in ihre Umwelt während der NS-Zeit nachzudenken. Ein anderes Exponat ist ein Fahrrad, das 1938 einem Mann vom Niederrhein zur Flucht vor den Nazis verhalf. Ein Gemälde aus der Sammlung der Villa ten Hompel in Münster führt den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung vor Augen, daß es auch Polizisten selbst waren, die nach den Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 NS-Verbrechen aufarbeiten wollten.
Die Ausstellung versammelt Objektgeschichten, macht die Verfolgungsgeschichten ihrer einstigen Besitzer konkret begreifbar und plastisch. „Stets lohnt der zweite und dritte Blick auf diese Artefakte und ihre Überlieferungsgeschichte. Wir sind eingeladen, uns berühren zu lassen und Fragen zu stellen. Zunächst oft trivial wirkende Alltagsgegenstände werden dann zu Kostbarkeiten für historische Erkenntnis“, so Axel Doßmann, der neue Leiter der Villa ten Hompel zum Start der Ausstellung.
Die Ausstellung ist nach Münster noch ab dem 27. Oktober in der Bezirksregierung Detmold und ab dem 30. November in der Bezirksregierung Köln zu sehen.

Die Ausstellung in Münster ist montags bis donnerstags von 9 bis 14.30 Uhr und freitags von 9 bis 14 Uhr geöffnet.
 
 

„HK anwesend“
 
Ausstellung über den Bochumer Widerstandskämpfer Heinrich König
 
Seit gestern ist im Kunstmuseum Bochum eine Ausstellung über das Schicksal des  Widerstandskämpfer Heinrich König zu sehen. Bei der bis zum  30. Januar nächsten Jahres geplanten Schau handelt es sich um ein Projekt von Arno Gisinger und Pierre Rabardel für das Museum. Es versteht sich als „symbolische Wiederkehr“ des Bochumer Kommunalpolitikers und Widerstandskämpfers Heinrich König (1886–1943), der nach zehn Jahren Exil in Frankreich 1943 von den Nationalsozialisten in seiner Heimatstadt ermordet wurde, hieß es zum Auftakt.

Fotografien, Objekte und reaktivierte Archivdokumente dienen als Erinnerungsfragmente, in denen der Widerschein dieses europäischen Schicksals aufgehoben ist. Die Künstler Gisinger und Rabardel schaffen mittels räumlich inszenierter Fotografien eine visuelle Topographie von Königs Biografie und stellen zugleich auch die allgemeine Frage nach dem Leben im Exil. Großformatige Fotografien greifen in die Museumsarchitektur und in den Stadtraum ein. Die Ausstellung mobilisiert Bilder, die ein historisches Schicksal exemplarisch lesbar machen und stellt Analogien zu anderen Exilgeschichten in Vergangenheit und Gegenwart her.
Die beiden Ausstellungsmacher unterstreichen in ihrer bewußt prozeßhaften gemeinsamen Arbeit das phantomhafte Potential fotografischer Bilder als „Widerstand gegen das Vergessen.“ Sie machen deutlich, daß Geschichte nie ein Ende kennt und nach neuen Interpretationen der in ihr angelegten Bildpotentiale verlangt.

Die Ausstellung ist dienstags, donnerstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr, sowie mittwochs von 12 bis 20 Uhr geöffnet.

Informationen: www.kunstmuseum-bochum.de