Und man will durchaus den zweiten Teil...

„Dune“ von Denis Villeneuve

von Renate Wagner

Dune
USA 2021

Regie: Denis Villeneuve
Mit: Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Oscar Isaac, Charlotte Rampling, Zendaya u.a.
 
Die wahren Sci-Fi-Fans kennen ja schon den Roman von Frank Herbert in- und auswendig. Wer „nur“ ein Filmfan ist, hat „Dune“ jedenfalls in der Version von David Lynch (1984) in Erinnerung. Ein Klassiker, ohne Zweifel, was die alte Frage aufwirft, warum man immer wieder versucht, dergleichen neu zu machen, wenn die Latte doch evident zu hoch liegt.
Nichtsdestoweniger ist Regisseur Denis Villeneuve (der sich ja schon am „Blade Runner“-Remake versucht hat) immerhin gelungen, den wirkungsvollen Mix adäquat auf die Leinwand zu bringen – zuvörderst die Wüste, die gewissermaßen in allen Farben und Formen schillert, dann die Sci-Fi-Story aus fremden Welten, die mittelalterliche Kostüme mit modernen Kampfanzügen zusammen bringt, eine Menge Krieg, eine Menge Magie und eine Coming of Age-Story für den jugendlichen Helden.
 
Da muß man allerdings gleich zu Beginn hinzufügen, daß dieser „Dune“-Film, ohne es anzukündigen, nur der halbe ist. Es braucht einen zweiten Teil, um die Geschichte, die hier in der Mitte ziemlich abrupt aufhört (das schöne Mädchen für den Jungen ist auch gerade erst erschienen), zu einem Ende zu führen. Also in absehbarer Frist noch einmal die zweieinhalb Stunden, die sich der erste Film Zeit nimmt?
Wenn Romane eigene Welten kreieren, wie es bei „Dune“ der Fall ist (man denke nur, was man bei „Star Wars“ oder „Herr der Ringe“ alles wissen muß!), dann tun sich Laien im Publikum schwer – allerdings wer mag, wenn er nicht ein Afficionado ist, schon einen Vorbereitungskurs darüber absolvieren, wer auf diesem Wüstenplaneten jetzt genau wer ist? Klar ist immerhin, daß es um den jungen Paul Atreides geht, Sohn des Herzogs, der den Wüstenplaneten Arrakis beherrscht, dessen Vater (Oscar Isaac, eindrucksvoll trotz schlecht aufgeklebten Bartes) aber von der Handlung ziemlich schnell geopfert wird, damit der Junge allein seinem Schicksal gegenüber steht.
Das  heißt, nicht ganz allein, denn er hat eine intensive Mutter an seiner Seite, die ein bißchen eine Hexe ist (und von Rebecca Ferguson erstaunlich farblos verkörpert wird). Und wenn die Bösen kommen, müssen die Guten fliehen, was ein wenig ein Wüsten-Road-Movie aus der Geschichte macht.
 
Man gibt es besser gleich zu – während man im Kino von der gewaltigen Musik von Hans Zimmer geradezu umrauscht wird –, daß man mit dem Who is  Who der Handlung nicht ganz mitkommt. Die erste Stunde des Films verläuft auch eher ruhig, wenn nicht eine alte Hexe (unter dem Schleier lauert Charlotte Rampling) daher kommt und den jungen Paul einer ziemlich schlimmen Prüfung unterzieht. Er besteht sie gerade noch, aber mit einem gewissen Kopfschütteln – und daß der Junge kein stürmischer Möchtegern-Held ist, sondern ein nachdenklicher junger Mann, das macht Timothée Chalamet in dieser Rolle so sympathisch. Trotz der Locken nicht als Teenager-Schwarm ausgelegt, sondern als Figur.
Im Kampf um – nein, nicht das  Goldene Vlies, sondern „Spice“, das Zaubermittel in dieser Welt, die Droge, die ungeahnten Fähigkeiten verleiht, treten nun allerlei düstere Gestalten auf (denen man schon ansieht, daß sie es sind – zur Vereinfachung). Gekämpft wird mit Karacho  und  Feuer, geflogen wird mit ganz eleganten Hubschraubern mit libellenartigen Flügeln. Die Ausstattung läßt (auch in den Kostümen) nichts zu wünschen übrig.
Viel Wirbel um Kampf und Flucht, da bleibt man dem Publikum an Schauwerten nichts schuldig, bis Paul und seine Mutter bei den Wüsten-Ureinwohnern landen, wo es auch die schöne Chani (Zendaya) gibt, die in diesem Film nur zweifelnd schauen darf (mit den blauen Augen, die der Spice-Genuß gewährt!), während es in der Fortsetzung für sie sicher noch mehr zu tun gibt.
 
Clou bei David Lynch waren ja die Wüstenwürmer, das Wurm-Surfing, das hier erst ganz am Ende vorkommt, riesige, rätselhaft, bedrohlich. Dann ist man allerdings schon fast am Ende, wenn Paul sein erstes letales Duell ausfechten muß. A man’s gotta do what a man’s gotta do – auch in unseren neuen Zeiten, wo Männer gar nichts mehr dürfen, scheint diese alte John-Wayne-Moral noch zu funktionieren. Bewährung durch Töten. Die Story will’s.
Und man will durchaus den zweiten Teil. Er wird wohl nicht allzu lange auf sich warten lassen. Das Internet versichert schon, daß er schnellstmöglich ins Kino kommen soll. Aber erst einmal muß der erste Teil seine programmierten Hunderten von Millionen Dollar einspielen…
 
 
Renate Wagner