„Die schönste Farbe ist jene, die dich kleidet.“ (Coco Chanel)

Zum Filmstart heute: „Coco Chanel - Beginn einer Leidenschaft“ - "Chanel" - Ein Dokumentar-Film von Eila Hershon und Roberto Guerra

vorgestellt von Sabine Kaufmann
No. 5

Selbst wenn alle Kleider der Mode-Ikone "Coco" Chanel vergessen, von Motten zerfressen oder in irgendwelchen Design- Museen verstaubt sein sollten (was nicht zu erwarten ist), die schlichte Bezeichnung No. 5 wird geblieben sein - und jede Frau, jeder Mann wird wissen, daß das der klassische Duft der Düfte ist, das Parfum, welches für Eleganz, Extravaganz und klaren Stil steht. Der zeitlose, seit 1921 unveränderte Kubus der Chanel No. 5 - Flasche ist ebenso zum Muster großer Design-Kunst geworden wie das "Kleine Schwarze" zum Topos der internationalen Mode.

Zu ihrem 125. Geburtstag erinnert das Label ARTHAUS mit einer 1986 erstmals veröffentlichten Film-Dokumentation an die Frau, deren Mode-Entwürfe für die Eleganz des 20. Jahrhunderts und die Selbständigkeit der Frau nach der Belle Epoque stehen: Gabrielle Bonheur Cha(s)nel (19.8.1883-10.1.1971), genannt "Coco". Aus kleinsten Verhältnissen stammend, im Waisenhaus aufgewachsen und durch Fleiß, Zielstrebigkeit und gezielte Liaisonen an die Spitze der Gesellschaft, zu Reichtum und Ansehen gelangt, ist Coco Chanel zum Inbegriff weiblicher Schaffenskraft und Mode-Macht geworden. In ihrer Dokumentation portraitieren Eila Hershon und Roberto Guerra eine Frau, deren Zielstrebigkeit und Härte beinahe erschreckend sind, deren Rückschläge Bedauern wecken, deren Erfolge grenzenlos waren.
"Mode ist ein Ausdruck einer Epoche", wird Chanel zitiert. Sie selbst war eine Epoche, nachwirkend bis heute. Karl Lagerfeld, ihr Nachlaßverwalter und Erbe, der den Film kommentierend begleitet, bringt es auf den Punkt: "...neben Blue Jeans der berühmteste Look der Welt!". Sie in einen Nimbus zu hüllen, vermeidet der Film, indem er deutlich genug neben ihren modischen Verdiensten auch ihre Orientierung zur Macht zeigt. Ob es der Wechsel der Partner zur rechten Zeit war oder die Wahl des entsprechenden Lebensgefährten nach Stand, Macht und Portefeuille, Coco Chanel lag fast immer richtig: Jean Cocteau, Salvador Dali, Sergej Diaghilew, Igor Strawinsky, Pablo Picasso, Sidonie Colette, Max Jacob, Misia Sert und Jean Renoir gehörten zu ihren Freunden. Liebesbeziehungen zu Cocteau, zu Großfürst Dmitri Pawlowitsch Romanow (Neffe des Zaren), Hugh Richard Arthur Grosvenor, Herzog von Westminster und reichster Mann Englands scheiterten. Paul Iribe, ihre letzte große Liebe starb früh. Zu einer Ehe kam es in Coco Chanels 87-jährigem Leben nie.

Dagegen stach sie ihre großen Konkurrenten wie Paul Poiret oder Elsa Schiaparelli aus, schuf ein Mode-Imperium mit mehr als 6000 Angestellten. Sie führte im mondänen Badeort Deauville tragbare sportliche Kleidung ein, hob den Rocksaum über den Boden und setzte dem Plüsch und Pleureusen leichtere Eleganz entgegen. erfand das "Kleine Schwarze", das die Zeitschrift "Vogue" in Anspielung auf die Tin Lizzy als "Ford der Mode" bezeichnete, befreite die Frauen der Belle Epoque vom Korsett und führte Modeschmuck als tragbar ein.
1939 löste sie angesichts des drohenden Krieges die Firma entgegen harscher gewerkschaftlicher Proteste auf - es sei "nicht die Zeit für Mode" , entließ alle Angestellten und zog sich in ihr Appartement im Pariser "Hotel Ritz" zurück. Im Luxus des weltberühmten Hotels, das von den Nazis beschlagnahmt worden war, überdauerte sie die deutsche Besetzung als Geliebte des Sonderbeauftragten des Reichspropagandaministeriums in Frankreich, Hans Günther von Dincklage. Als General De Gaulle 1945 Paris einnahm, mußte sie als Kollaborateurin ins Schweizer Exil fliehen. Die Rückkehr 1953 und eine erste neue Kollektion 1954 wurden zum Fiasko. Doch noch in den 50er Jahren kam der erneute Durchbruch in Konkurrenz zu Christian Dior. Bis zu ihrem Tod am 10.1.1971 ging jeder Entwurf ihres wieder riesigen Imperiums durch ihre Hände.
Heute setzt Karl Lagerfeld als Chef-Designer des Hauses Chanel die Erfolgsgeschichte fort. Chanels Linie wird verfolgt, Lagerfeld hat sie der Zeit und der eigenen Kreativität unterworfen. Seine Kommentare aus dem Jahr 1986, ein spätes Interview mit Coco Chanel und die Musik von Erik Saties "Gymnopédie" begleiten den fesselnden Film über die faszinierende,  widersprüchliche Frau Gabrielle Bonheur Chanel, die als "Coco" zur Ikone der Mode-Geschichte wurde. 

126 Jahre nachdem Coco Chanel geboren wurde, widmet sich Regisseurin Anne Fontaine dem Leben der Pariser Designerin in einem Film, der die Geschichte des Waisenkindes auf dem Weg zur legendären Modeschöpferin nachzeichnet. Heute, 13.08.2009 läuft der Film "Coco Chanel – Beginn einer Leidenschaft" deutschlandweit in den Kinos an. Die Hauptrolle übernimmt dabei die französische Schauspielerin Audrey Tautou, die zugleich das Gesicht der neuen Werbekampagne von Chanel No. 5 ist.
 
Beispielbild
Cover-Foto © Boris Lipnitzki/Roger-Viollet

Coco Chanel
Dokumentation 1986

Ein Film von Eila Hershon
und Roberto Guerra

2008 Arthaus Musik DVD

61 Minuten -
Sprache: Englisch/Deutsch
ca. 19,90 €

Weitere Informationen unter:
www.arthaus-musik.com