Mammut, Eiszeit, Mr. N.

25. Museums-Geburtstag des Neanderthal-Museums

von Andreas Rehnolt

©Neanderthal Museum

Neanderthaler zum 25. Museums-Geburtstag
nun mit dunkler Hautfarbe
 
Das multimediale Erlebnismuseum im Tal der Düssel zwischen Erkrath und Mettmann zeigt zum Jubiläum jetzt auch die lebensechte Rekonstruktion eines Mammutmabys und informiert über die Unterschiede des Klimawandels in Eiszeit und Gegenwart 
 
Fünfundzwanzig Jahre nach dem Einzug des Neanderthalers in eine neue museale Höhle feiert das Museum im Tal der Düssel im Kreis Mettmann bei Düsseldorf das Jubiläum mit zahlreichen neuen Exponaten. Highlight ist sicherlich der lebensgroße „Protagonist“ des Hauses, „Mr. N.“, der nicht mehr hellhäutig ist, sondern von den niederländischen Künstlern Adrie und Alfons Kennis nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen als dunkelhäutige Rekonstruktion angefertigt wurde, wie die Direktorin des Museums, Bärbel Auffermann erklärt. „Noch nie wurde eine Neanderthalerfigur mit einem dunklen Hautton rekonstruiert“, so die promovierte Archäologin, die unter anderem Ur- und Frühgeschichte sowie Ethnologie studierte.
 

Foto: Stammbusch ©Neanderthal Museum

Zu den Neuheiten im seit seiner Gründung vielfach ausgezeichneten Museum gehört weiter ein lebensgroßen Mammutbaby. Das flauschige Wollhaarmammut „Tinka“ ist unter fachlicher Beratung des Mammutexperten Dick Mol angefertigt worden. Gleich nebenan präsentiert ein gläsernes Herbarium die Vielfalt der nacheiszeitlichen Pflanzenwelt. An einer rund neun Meter langen, von der Hamburger Künstlerin Uta Röttgers illustrierten Klimawand wird zudem der Wandel der Flora und Fauna in der Kalt- und Warmzeit aufgezeigt. Der Bereich „Klima“ wurde zum Jubiläum neu geschaffen.
 
Das Klima hat unsere menschliche Entwicklung schon immer maßgeblich. Mit ansprechenden Exponaten wird vermittelt, wie man das Klima der Vergangenheit rekonstruieren kann, welche Auswirkungen Klimaschwankungen auf Bevölkerungsgruppen hatten und wie sich der Klimawandel in der Eiszeit vom heutigen Klimawandel unterscheidet. Zum Jubiläum ziehen auch weitere, neu geschaffene hyperrealistische Rekonstruktionen unserer Vorfahren in das 1996 eröffnete Museum ein, die über Audiotexte ihre persönlichen Geschichten aus entscheidenden Etappen der Human-Evolution erzählen. Insgesamt neun Neanderthaler-Rekonstruktionen und fünf weitere Urmenschen sind jetzt in der Dauer-Schau.
Natürlich wird - wie bislang schon - auch darüber informiert, warum der Neanderthaler als unser genetischer Verwandter vor rund 40.000 Jahren im eiszeitlichen Europa ausstarb. Die neuen Exponate, die die Dauerausstellung des Museums bereichern, wurden mit finanzieller Unterstützung der NRW-Stiftung, des Landsschaftsverbandes Rheinland und der Neanderthaler-Gesellschaft möglich. 
 

Australopithecus afarensis - Lucy mit Mädchen Fundort Hadar / Äthiopien, Foto ©Neanderthal Museum

Arbeiter hatten im August 1856 in einer Grotte im Tal der Düssel die 16 Knochen gefunden, die als Skelett-Reste eines eiszeitlichen Menschen identifiziert wurden. Nur wenige hundert Meter vom Fundort dieses Neanderthalers entfernt, wurde 1937 ein geschichtliches Museum eröffnet, das aber eher heimatkundlich konzipiert war. Dieses Museum war den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge, so daß es kurz nach der Eröffnung wieder schließen mußte. Die im Museum dargestellte Verwandtschaft von Affen und Menschen paßte nicht zur Rassen-Ideologie des Dritten Reiches.
 
1996 öffnete das neue Museum, das rund 17,5 Millionen D-Mark gekostet hatte, seine Pforten. Seitdem bietet das Haus aus japanischem Glas und Beton Einblicke in die Steinzeit. „Spannend, verständlich, aber auch wissenschaftlich“, wie der erste Museumsdirektor Gerd-Christian Weniger schon damals betonte. In den jetzt 25 Jahren seines Bestehens konnte das auch international anerkannte Museum nach eigenen Angaben über 3,7 Millionen Besucher aus aller Welt begrüßen und „Menschheitsgeschichte am weltberühmten Fundort des Neanderthalers“ vermitteln. Die Fundstelle selbst steht seit 2002 den Besuchern als „archäologische Erinnerungslandschaft“ offen.
 

Homo erectus,Turkana Boy - Fundort Nariokotome/Kenia - ©Neanderthal Museum

55 Sonderausstellungen im Untergeschoß des Museums hat es seit der Eröffnung. Zudem wurden zahlreiche Forschungsprojekte initiiert und viele Preise und Auszeichnungen entgegengenommen, darunter schon 1998 der Europäische Museums-Preis als eines der zehn besten Museen Europas für seine außergewöhnliche multimediale Präsentation. Nicht viele Besucher wissen übrigens, daß das Originalskelett des Neanderthalers nicht etwa im nach ihm benannten Museum in Mettmann ausgestellt wird, sondern schon seit 1877 fester Bestandteil der Dauerausstellung des Landesmuseums Bonn ist.
Das Museum in Mettmann hat sich längst auch als außerschulischer Lernort etabliert. Hinzu kommt der Bereich der Erlebnisarchäologie, der mit Workshops und Mitmachaktionen für Erwachsene und Kinder immer weiter ausgebaut wurde. Nicht zuletzt deshalb gehört das Neanderthal-Museum mit seinen bis zu 170.000 Besuchern im Jahr zu den am stärksten frequentierten Museen deutschlandweit. In der Steinzeitwerkstatt gibt es jährlich rund 1.500 Veranstaltungen mit Programm für bis zu 30.000 Kinder und Jugendliche. Die Wissenschaftler des Museums führen zudem Ausgrabungen und Forschungsprojekte im Rheinland, in Frankreich, Spanien, Portugal, Italien und Marokko durch und arbeiten in internationalen Forschungskooperationen mit zahlreichen Universitäten.
 
Das Neanderthalmuseum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Neanderthal Museum - Talstraße 300 - 40822 Mettmann - Tel: 02104-9797-0 
Weitere Informationen: www.neanderthal.de