Die heilige Dreieinigkeit: Orgeln im Bergischen Land (2)

Die Teschemacher-Orgel von St. Laurentius

von Johannes Vesper

Teschemacher-Orgel, St. Laurentius - Foto © Johannes Vesper

Die heilige Dreieinigkeit:
Orgeln im Bergischen Land (2)
 
Unesco-Kulturerbe zwischen Wupper und Dhünn


Die Haus- und Kleinorgeln aus Elberfeld

Dort gründete Mitte des 18. Jahrhunderts Jakob Engelbert Teschemacher (1711-1782) seine Orgelbauwerkstatt. Später wurde die große Orgelbautradition Wuppertals geprägt durch die Firmen Ibach, Koch und Faust. Von den zehn Instrumenten, die allein die Orgelbaufirma Ibach zwischen 1844 und 1880 für Wuppertaler Kirchen gebaut hat, existieren in Teilen noch zwei (Prospekte der Wichlinghauser und der Cronenberger Kirche). Sechs verbrannten unter den Bomben des 2. Weltkriegs. Von Ibach stammte auch die erste Konzertsaalorgel auf dem europäischen Kontinent, die 1855 eingeweihte Ibach-Orgel des Konzertsaals „Concordia“ in Barmen. Die 1904 in der Nachfolge von Koch und Ibach gegründete Orgelbaufirma Faust baute bis 1953 260 Orgeln und erlosch 1982 als „Schwelmer Orgelbau“. Aus dieser Tradition heraus werden noch heute am Mettberg (Herzkamp) in der Firma „Bertold Prengel Orgelbau“ Orgeln gebaut, von denen eine Andreas Ladach kürzlich in Hatzfeld ab- und in Italien wiederaufgebaut hat. So setzt sich die Wuppertaler Orgelbautradition bis in der Trinitatiskirche am Arrenberg noch heute fort.
Aber zurück zu Teschemacher. Seine kleinen, einmanualigen Orgeln mit und ohne Pedal reichten für die in calvinistisch-reformierten Gemeinden weniger geschätzte Kirchenmusik aus, fanden ihren Platz aber auch in Privathäusern wie ehemals bei Pippin dem Kurzen. Als selbstbewußter Handwerker legte Teschemacher großen Wert auf Qualität. Hundert und mehr Jahre sollten bei guter Pflege seine Orgeln halten, was sie auch taten.

Größere Orgeln von ihm sind nicht erhalten. Eine ursprünglich für die Reformierte Gemeinde Wevelinghoven (heute Stadtteil von Grevenbroich) geplante Kleinorgel (elf Register) konnte 1767 nicht ausgeliefert werden, da der dortige katholische Ortspfarrer aus der Nachbargemeinde unter Einschaltung des Kölner Generalvikariats ein Verbot zur Aufstellung einer Orgel durchgesetzt hatte. So kam die Orgel nach Schwelm und wurde hundert Jahre später (1869) nach Schließung der Kirche dort in Dönberg aufgebaut, wo sie 1967 zugunsten einer neuen Orgel erneut abgebaut und der Stadt Wuppertal übereignet wurde. Heute bietet sie nach Restaurierung (Gebr. Oberlinger Windesheim) als Chororgel in St. Laurentius zu Wuppertal nicht mehr ganz den Originalklang Teschemachers, erhielt aber ein modernes Gebläse- und Pedalwerk. Die „Blind- und Bosheit“ der Wevelinger vor 250 Jahren ist vergessen. Insgesamt gibt es in Kirchen und Museen noch ca. 20 erhaltene Orgeln dieses bedeutendsten Orgelbauers des Bergischen Landes (u.a. in Köln, Brüssel, Antwerpen, Augsburg, Bethel College (North Newton, Kansas).
Aktuell ist in Wuppertal aus anderen Gründen wieder von Teschemacher die Rede. Der alte Teschemacher Hof an der Mirke, in dem sich auch die Orgelwerkstatt befunden haben soll, wird restauriert werden.


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Schumann-Orgel der Dorfkirche in Remlingrade.