Sport und Gesellschaft

„Sport frei!“ - Geschichten von Volks- und Spitzensport in der DDR

von Frank Becker

Auf dem Umschlag: Bilder von Friedrich Gahlbeck, Gerd Rattei
(Läuferin), Wolfgang Kluge (Radsport)
Sport und Gesellschaft
 
Geschichten von Volks- und Spitzensport in der DDR
 
Gustav Adolf „Täve“ Schur (Radsport), Ingrid Krämer (Turmspringen), Helga Haase (Eisschnellauf), Heike Drechsler (Leichtathletik), Karin Balzer (Leichtathletik), Roland Matthes (Schwimmen), Katarina Witt (Eiskunstlauf), Jens Weißflog (Skispringen) … nur einige legendäre Sportler der DDR, deren Namen auch im Westen des geteilten Landes, ja international einen guten Klang hatten. Der kleinere der beiden deutschen Staaten brachte zwischen 1945 und 1989 etliche Sportgrößen hervor, schließlich erfuhr der Sport in der DDR eine besondere Wertschätzung: »Jedermann an jedem Ort - einmal in der Woche Sport« war die vom Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht 1959 ausgegebene Losung. Doch schon gleich nach Kriegsende 1945 legten die sowjetischen Besatzer und ihre Moskau-treuen ostdeutschen Erfüllungsgehilfen sehr viel Wert auf die körperliche Ertüchtigung ihrer Jugend, denn schnell war ein westliches Feindbild aufgebaut, dem man eine wehrhafte Bevölkerung entgegenzustellen hatte. Das Gesellschaftsbild glich, wie im militärischen, im schulischen, im Jugend- und Arbeits-organisatorischen so auch im sportlichen Bereich erstaunlich dem zu Recht verhaßten Vorbild des Dritten Reichs.
 
Die DDR-Führung setzte darauf, daß Erfolge im Spitzensport auch das internationale Ansehen des sozialistischen Staates steigern könnten. Talente wurden bereits in der Schule gesucht und gesiebt. Die Auserwählten wurden, solange sie sich zu den Prinzipien des Sozialismus bekannten, gefördert, bevorzugt und in staatlichen Sportschulen an ihre Spitzenleistungen herangeführt. Daß sie dabei auch in eine staatlich organisierte Doping-Maschinerie gerieten, war zunächst wenigen bekannt. Klaus Behling schneidet das wohl in allen Staaten des sozialistischen Lagers skrupellos angewendete System des Dopings ganz am Ende in einem mit sechs Seiten leider nur sehr knappen Kapitel an. Daß das staatliche Doping in der DDR nicht nur zu ungerechtfertigen „sportlichen“ Erfolgen führte, sondern die Gesundheit vieler Sportler und Sportlerinnen ruinierte, bedürfte einer größeren Aufarbeitung.
 
Doch auch der Volkssport wurde für jedes Lebensalter und in zahllosen Sportgemeinschaften in Schulen, Sport- und Werks-Vereinen sommers wie winters gefördert, stellte er nicht zuletzt eine allen zugängliche Freizeitbeschäftigung mit geringem finanziellen Aufwand dar. Was im Westen sträflich vernachlässigt wurde – ich darf gar nicht an meine zwei Stunden „Sport“ pro Woche (!) in der Schule denken – wurde im Osten Deutschlands gefördert und gepflegt.
Dieses Buch erzählt von der DDR als Nation von Sportlerinnen und Sportlern im Kleinen wie im Großen. So berichtet Uli Jeschke aus dem Leben eines Neulehrers, der in den 1950er Jahren den Sport in die Dörfer brachte. Die Geschichte des Kultvereins 1. FC Union Berlin schildert Frank Nussbücker. Frank-Rainer Schurich erzählt von seinem Weg zum Ausdauerläufer und Judoka Uli Jeschke von seinem „sanften Weg“. Und natürlich kommen auch Profisportler und Sportlerinnen wie Radfahrlegende „Täve“ Schur oder »das erste Covergirl des DDR-Sports« (in der westdeutschen Illustrierten BUNTE), die Wasserspringerin Ingrid Krämer-Gulbin, zu Wort. Eine andere erfolgreiche Sportlerin, die später zahllose Zeitschriften- und Herrenmagazin-Cover wahrlich zierte, war die schöne MfS-Mitarbeiterin Katharina Witt – aber das ist ein anderes Thema.
 
Mit Beiträgen von Alfred Seefeld, Uli Jeschke, Bettina Klemm, Frank-Rainer Schurich, Rolf Kremming, Anke Nussbücker, Daniela Grosch, Wolfgang Schüler, Wolfgang Helfritsch, Frank Nussbücker, Daniel Bergner, Manfred Hönel, Henner Kotte, Klaus Behling.
 
„Sport frei!“
Geschichten von Volks- und Spitzensport in der DDR
© 2021 Bild und Heimat, 175 Seiten, Gebunden - ISBN-13: 9783959582971
14,99 €
 
Weitere Informationen: www.bild-und-heimat.de