Lucky Luke 75

Der Vorzeige-Comic-Cowboy schießt auch mit 75 Jahren immer noch schneller als sein Schatten

von Andreas Rehnolt

© Ehapa Egmont
Lucky Luke schießt auch mit 75 Jahren
immer noch schneller als sein Schatten
 
Der Vorzeige-Comic-Cowboy kämpft auch im Rentenalter
nach wie vor für das Recht und das Gute im Wilden Westen

Nothing Gulch - Die Geschichte mit dem Titel „Arizona 1880“ war im Dezember 1946 die Geburtsstunde der Westernlegende Lucky Luke. Der Vorzeige-Cowboy, der jetzt seinen 75. Geburtstag feiert, schießt auch im hohen Alter immer noch schneller als sein Schatten und kämpft zudem nach wie vor für das Recht und für das Gute im texanischen Comic-Wilden Westen, wo ihn sein Erfinder Morris beheimatet hat. Zwar trug Lucky Luke damals noch nicht seine schwarze Weste, aber seine Figur ist schon mehr oder weniger ausgeprägt. Dem ersten Auftritt folgten bis heute viele weitere Abenteuer.
 
Ab 1947 erschien Lucky Luke regelmäßig in der Zeitschrift „Spirou“. In den ersten Alben verfeinert der Autor die Eigenarten der Figuren und entwirft bis ins Detail die Welt seiner Westernparodie, für die Lucky Luke steht. Nicht selten fügt er einen bekannten Schauspieler als „Bösewicht“ oder Nebenfigur in seine Geschichte ein. Jack Palance als Hauptfigur in dem Abenteuer „Phil Steel“ war die erste von über 50 karikierten Berühmtheiten. In der Geschichte „Der einarmige Bandit“ rund um die ersten Glücksspielmaschinen hat Louis de Funès eine tragende Rolle, In „Calamity Jane“ scheitert der Brite David Niven in der Rolle eines Benimm-Lehrers am Umgangston der Westernikone, die ihre Gäste mit vorgehaltener Waffe dazu zwingt, die von ihr gebackenen Kekse zu essen.
 
1948 treffen sich zwei Giganten des Comic in Amerika. Morris ist dort, um die Orte, an denen mögliche Lucky Luke-Abenteuer spielen können, selbst kennenzulernen. Dort trifft der Zeichner Morris den Texter Goscinny, und ab 1955 werden sie Geschichten um den legendären Cowboy gemeinsam planen und entwickeln. „Die Eisenbahn durch die Prärie“ ist der erste große, gemeinsame Erfolg des Autorenduos. In den folgenden 20 Jahren veröffentlichen beide ein bis drei Alben mit Abenteuern von Lucky Luke und seinem treuen Pferd und Begleiter, Jolly Jumper. Der kam übrigens zeitgleich mit dem Cowboy in die Comic-Welt.
 
Der hochintelligente Apfelschimmel Jolly Jumper kann unter anderem Kaffe kochen, Seilchen springen, zählen, klettern, Schach spielen oder Cola trinken und ist immer da, wenn es gilt, Lucky Luke aus der Klemme zu helfen. Und auch nach 75 Jahren hört er stets unverdrossen zu, wenn der Cowboy am Ende eines jeden Abenteuers im allerletzten Bild auf der allerletzten Seite sein Lied mit den Worten anstimmt „I'm a poor lonesome cowboy and a long way from home...“ und dabei in die untergehende Sonne reitet. In den siebeneinhalb Jahrzehnten hat der charmante Westernheld einige kleine Veränderungen durchlaufen. Über viele Jahre war er selbstdrehender Kettenraucher, bevor er 1983 dem Glimmstengel entsagte und seitdem einen Grashalm im Mundwinkel trägt. Und ganz am Anfang war er recht rundlich, was er aber sehr früh abgelegt hat.
 
Weltweit hat Lucky Luke einen hohen Wiedererkennungs-Wert. Dafür sorgen seine Markenzeichen - weißer Hut, rotes Halstuch, gelbes Hemd, schwarze Weste und blaue Jeanshosen. Zum Comichelden gehören auch so wichtige Charaktere wie die vier dumm-dreisten Gangster-Brüder Dalton, der vertrottelte Gefängnis-Wachhund Rantanplan, die Schauspielerin Sara Bernhardt, der Richter Roy Bean oder auch Bösewichte wie Jesse James und Billy the Kid. Seine Erzfeinde sind die Daltons. Joe, Jack, William und der ewig hungrige Averall, denen immer wieder die Flucht aus einem Gefängnis glückt und die so sicher wie das Amen in der Kirche stets von Lucky Luke eingefangen und wieder hinter Gitter gebracht werden.
 
Die Comic-Geschichten handeln von Indianerstämmen, berühmt-berüchtigten Wildwest-Legenden, der Kavallerie, verfeindeten Clans, schwierigen Siedlern, hitzköpfigen Dampfschiffern, von Eisenbahnen, Postkutschen, vom Öl- oder Goldrausch, von Saloons, Planwagenfahrten, Frauentrecks und von Kopfgeldjägern. All das, was man in Westernfilmen fand und manchmal immer noch findet, sieht und erliest man sich auch in Abenteuern des Cowboys, der auch als Schrecken aller Viehdiebe und Falschspieler gilt.
Manchmal verläßt der rast- und heimatlose Held auch sein Texas. Dann sorgt er in anderen US-Staaten, in Mexiko, Kanada oder auch mal in Frankreich für Recht und Ordnung.
 
Neben den Comicbänden - allein in Deutschland sind bislang über 30 Millionen Bände verkauft worden, sind vor allem die Zeichentrickserien erfolgreich. Es entstanden zwei Serien mit jeweils 52 Folgen. Beliebt waren auch die vier Zeichentrickfilme mit Lucky Luke. Während die Realverfilmung 1991 mit Terence Hill als Hauptdarsteller ein Riesenerfolg war, geriet ein 2004 gedrehter Streifen mit Til Schweiger als Lucky Luke zum völligen Flop. Der Verlag Egmont-Ehapa hat im Jahr des 75. Geburtstags von Lucky Luke bereits mehrere Sonder-Hefte auf den Markt gebracht. In „Die Ursprünge von Western - Gestern“ trifft der Cowboy auf sein frühes Selbst der Jahre 1946/47, in „Wanted“ muß sich Lucky Luke drei hübscher Schwestern erwehren.
 
Und dann gibt es auch noch ein Kochbuch, in dem der Held selbst auf 144 Seiten und in 50 Rezepten doch tatsächlich nur ein einziges Mal seine Kochkunst präsentiert, die sich auf das Kochen einer Kanne schwarzen Kaffees beschränkt. Eindeutig zu wenig für eine Geburtstagsfete. Doch rechtzeitig zum 75. Geburtstag des Western-Helden hat der Verlag nun ab dem 5. November noch ein großes Lucky Luke-Lexikon in die Buchhandlungen gebracht -  mit insgesamt 1.650 Stichworten rund um die Comic-Legende des Wilden Westens.
 
Informationen: www.lucky-luke.de