Kaisermantel zum Schmetterling des Jahres 2022 gewählt

Seine Lebensräume werden immer kleiner.

von Andreas Rehnolt/Red.

Männchen des Kaisermantels - Foto © T. Laußmann

Kaisermantel zum Schmetterling des Jahres 2022 gewählt
 
Seine Lebensräume werden immer kleiner.
 
Der Landesverband NRW des Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND NRW) und die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen haben den Kaisermantel (Argynnis paphia) zum Schmetterling des Jahres 2022 gekürt. Der größte mitteleuropäische Perlmuttfalter ist zwar noch ungefährdet, doch seine Lebensräume werden immer kleiner.
 
Der Kaisermantel führt vor Augen, wie wichtig gesunde und naturnahe Wälder sind. Vielerorts beobachten die Umweltschützer einen Rückgang der Falterpopulationen. Triste Fichtenmonokulturen sind nicht nur für den Schmetterling des Jahres ungeeignete Lebensräume. Hier stehen die Bäume häufig so eng, daß nur wenig Licht auf den Waldboden fällt und kaum Pflanzen wachsen. Der Kaisermantel ist jedoch auf Bodenbewuchs angewiesen. Für den auffälligen Falter ist naturnaher lichter Mischwald der ideale Lebensraum. Zudem ist Mischwald wesentlich artenreicher und auch beständiger gegen Klimaphänomene.
 
Auf den Flächen mit abgestorbenen Fichten sollte daher künftig besser Mischwald wachsen. Im Sommer bewohnt der Kaisermantel Waldränder und Lichtungen, wo er häufig an Disteln, Glockenblumen oder Skabiosen saugt. Anders als die etwas blasser gefärbten Weibchen zeigen die satt orangefarbenen Männchen breite Striche auf den Vorderflügeln, sogenannte „Duftschuppen“. Damit locken sie die Weibchen an. Diese legen nach der Paarung ihre Eier in geringer Höhe an Baumrinde ab, aber nur an Bäumen, die in der Nähe von Veilchen wachsen. Im Spätsommer schlüpfen die Raupen, fressen aber zunächst nur ihre Eihülle. Dann verbergen sie sich in Ritzen der Baumrinde, um zu überwintern. Erst im Frühjahr krabbeln die Raupen herunter auf den Waldboden und ernähren sich von den Blättern verschiedener Veilchenarten.
 

Weibchen des Kaisermantels - Foto © T. Laußmann

Der Kaisermantel ist ein Tagfalter aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae) und gehört dort zu den Perlmuttfaltern. Der Name Perlmuttfalter bezeichnet ein gemeinsames Merkmal dieser Falter: die perlmuttartig schimmernden Flecken auf der Unterseite der Flügel. Gemeinsam ist den Perlmuttfaltern auch eine orangefarbene Oberseite mit einem Muster aus dunklen Flecken. Zur sicheren Artbestimmung ist bei Perlmuttfaltern außer der Oberseite meist auch ein Blick auf die Unterseite hilfreich. Der Kaisermantel macht mit gut sechs Zentimetern Spannweite und als größter mitteleuropäischer Perlmuttfalter seinem Namen alle Ehre. Mit der leuchtend orangefarbenen Flügeloberseite und dem schmalen, silbrig schimmernden Band auf der grünlichen Unterseite, der zu seinem weniger gebräuchlichen Namen „Silberstrich“ geführt hat, gehört er zu den schönsten und auffälligsten Tagfaltern im Hochsommer.