Festtags-Neuigkeiten

Aus dem Tagebuch

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Festtags-Neuigkeiten
 
Von Wolfgang Nitschke
 
23.12.21
Und es begab sich ...
Ja, und so kann‘s kommen:
Der Nervtöter und Schwurbelsänger Xavier Naidoo hatte 2017 gegen eine Referentin der Amadeu Antonio Stiftung geklagt, die ihn in einem wissen­schaftlichen Vortrag über „Reichsbürger“ als Antisemit bezeichnet hatte. Das Nürnberger (!) Landgericht verbot daraufhin der Ange­klagten im Namen des Volkes, den extrem populären Anti­semiten Xavier Naidoo weiterhin als Antisemiten zu bezeichnen.
Nun hat das Bundesverfassungsgericht aber anders entschieden und das Nürnberger Urteil in die dafür vorgesehene Sondermülltonne gekloppt. Demnach darf er jetzt zumindest in einem wissenschaftli­chen Vortrag als Antisemit bezeichnet werden.
Was heißt ‘n das? Fazit:
76 Jahre nach Auschwitz muß man sich in Deutschland immer noch bis zum Bundesverfassungsgericht durchklagen, ehe man einen er­klärten, offen­sichtlichen Antisemiten ungestraft einen Antisemiten nennen darf. In einem wissenschaftlichen Aufsatz.
Frohe Weihnachten
 
 
25.12.21
Eine deutsch-polnische Weihnachtsgeschichte
Wenn kleine Männer – oder formulieren wir etwas genauer – wenn sehr kleine Männer in hohe Positionen gelangen, kann es – das lehrt die Lebenserfahrung – unter Umständen recht unangenehm werden. Und wenn so einer dann Jarosław Kaczyński heißt und als polnischer Vizeregierungschef und international anerkannter Antisemit in ganz Europa sein Unwesen treibt, dann gehen hier in den Hauptquartie­ren der EU sehr schnell die Lampen an.
Die deutsche Presseagentur meldet heute, Herr Jarosław Kaczyński hätte Deutschland vorgeworfen, die EU in ein „Viertes Deutsches Reich“ umwandeln zu wollen. Es gebe Länder, die „nicht begeistert von der Aussicht sind, ein Viertes Deutsches Reich auf der Grund­lage der EU aufzubauen.“ So wortwörtlich der Herr Kaczynski in seiner Funktion als Chef der rechtsnationalistischen Regierungspar­tei PiS in einem Interview mit der rechtsextremen polnischen Ta­geszeitung "GPC".
Das alles ist natürlich nicht die feine europäische Art von heute. Doch sollten wir Deutschen, wenn es sich eben machen läßt, nicht vergessen, daß unsere Vorfahren - vor gar nicht mal so langer Zeit - vor allem in Polen sämtliche Pläne des damaligen Reichskanzlers restlos umgesetzt hatten. Oder anders ausgedrückt mit den Worten des damaligen deutschen Reichsgou­verneurs und 'König von Polen', Hans Frank:
„Wir müssen die Juden vernichten, wo immer wir sie treffen. Was … mit den Polen, Ukrainern und was sonst noch hier herumläuft, gemacht wird, ist mir gleichgültig. Meinetwegen kann Hackfleisch aus ihnen gemacht werden.“
Und so wurd‘s dann auch praktiziert.
Und heute?
Für unsereins ist es doch recht schwierig, eine finstere Figur wie diesen Kaczynski zu verstehen. Aber umgekehrt wahrscheinlich völlig unmöglich.
Ich wollt‘ jedenfalls kein deutscher Außenminister sein.
Und noch ist Polen nicht verloren.