Ugo Rondinone - Akt in der Landschaft

im Wiener Quartier Belvedere

Red.

Ugo Rondinone, Ausstellungsansicht - Foto: Johannes Stoll

Ugo Rondinone - Akt in der Landschaft
 
12. Dezember 2021 1. Mai 2022
im Wiener Quartier Belvedere

 
Die Arbeiten des in New York lebenden Schweizer Künstlers basieren oft auf Themen und Motiven aus dem Alltag, die durch Isolation, Erweiterung oder eine spezifische Materialbehandlung eine poetische Dimension erhalten.
Ideen der Romantik, des Erhabenen und der Vergänglichkeit klingen an wie auch Leitmotive, die Rondinones Werk bestimmen: Figuration und Abstraktion, Mensch und Natur, Tag und Nacht oder Raum und Zeit. Rondinones konzeptueller Ansatz macht Differenzen zwischen Dingen produktiv, bezieht Widersprüche ein und läßt sie ineinanderfließen. Durch die Kombination von Werkserien oder einzelnen Elementen entstehen im jeweils spezifischen Ausstellungskontext immer neue Bedeutungen, Lesarten und Narrationen. Auf diese Weise wächst ein dichtes Netz von Arbeiten, Themen, Zeitebenen und Verweisen in immer neuen Konstellationen, die miteinander in einem vielstimmigen Kosmos korrespondieren. Rondinones Kunst spricht sowohl „emotio“ als auch „ratio“ an und stößt kontemplative (Be-)Deutungsräume auf. In hochartifiziellen, Kunstgeschichte und Populärkultur zitierenden Installationen schafft der Künstler eindringliche Stimmungen, die das Lebensgefühl unserer Zeit einfangen.
 

Ugo Rondinone, Ausstellungsansicht - Foto: Johannes Stoll

Akt in der Landschaft ist Ugo Rondinones erste Einzelausstellung in einem Museum in Österreich. Mit den im Ausstellungstitel genannten Genrebegriffen „Akt“ und „Landschaft“ öffnet der Künstler einen weiten kunst- und kulturhistorischen Bedeutungsraum, der durch unterschiedliche Zeitebenen hindurch bis in die Gegenwart reicht.
Einem intimen Vorspann zur Ausstellung gleich stehen am Anfang sechzig gerahmte Papierarbeiten aus der Serie „poems“, die Rondinone 2003 begonnen hat und seit 2020 weiterführt. Auf diesen Auftakt folgt eine monumentale Setzung: „two standing landscapes with sunrise and sunset“ (2021) titelt die überdimensionale zweiteilige Arbeit, die Rondinone eigens für diese Ausstellung geschaffen hat. Diese über vier Meter hohen, 16 beziehungsweise 18 Meter breiten und mehrere Tonnen schweren „Wände“ sind sowohl als Bilder als auch als Skulpturen lesbar. Zwei in unterschiedlicher Höhe plazierte kreisrunde Ausschnitte markieren dabei einen Sonnenaufgang und einen Sonnenuntergang.
 

Ugo Rondinone, red clock, 2016 © Foto Stefan Altenburger, Courtesy of studio rondinone

In unmittelbare Beziehung zu den „landscapes“ treten 14 lebensgroße „nudes“ (2010/11): Wachsabgüsse von Tänzerinnen und Tänzern, festgehalten in einem Moment des Innehaltens und unbeteiligten Ruhens. Dem Material der Figuren aus bis zu zwanzig Einzelteilen sind Erdpigmente von verschiedenen Kontinenten der Welt beigemischt, woraus sich farbliche Abstufungen ergeben. Die Körper tragen auf diese Weise unterschiedliche Erdteile in sich und versinnbildlichen zugleich Individualität und Diversität.
Auch „winter cloud“ (2019) ist Teil dieses stimmungsvollen Settings. Das von Rondinone verwendete schwere, steinige Material steht der Vorstellung von einer schwebenden Wolke allerdings entgegen. Hinzu kommt eine Serie von Uhren ohne Zeiger: „red clock“ (2016), „blue clock“ (2016) und „yellow clock“ (2016). Ihre Farben könnten Hinweise auf die blaue Stunde, die Mittagssonne und den Sonnenuntergang sein. Eine Arbeit aus durchsichtiger grauer Folie auf der Glasfassade des Belvedere 21 mit dem Titel „when the sun goes down and the moon comes up“ (2021) lässt die Grenzen von Tag und Nacht, Innen- und Außenraum, Kunst und Natur verschwimmen. Die romantische Sehnsucht, einen bestimmten flüchtigen Augenblick festzuhalten oder vielmehr mit künstlerischen Mitteln an der Aufhebung der Zeit zu arbeiten, durchzieht die gesamte Ausstellung.
 

Ugo Rondinone, nude (xxx), 2010 © Foto Stefan Altenburger. Courtesy of studio rondinone

Ugo Rondinone, 1964 in Brunnen in der Schweiz geboren, studiert von 1986 bis 1990 an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien bei Oswald Oberhuber und Ernst Caramelle (davor hat er als Assistent des Wiener Aktionisten Hermann Nitsch auf Schloss Prinzendorf gearbeitet und kurz an der Akademie der bildenden Künste bei Bruno Gironcoli studiert). 1997 zieht er nach New York, wo er bis heute lebt und arbeitet. 2007 vertritt er die Schweiz auf der Biennale in Venedig. Heute befinden sich seine Arbeiten in musealen Sammlungen weltweit.
 
Ugo Rondinone - Akt in der Landschaft
12. Dezember 2021 bis 1. Mai 2022
Belvedere 21
Quartier Belvedere
Arsenalstraße 1
A - 1030 Wien

W: https://www.belvedere.at/bel_de/belvedere/belvedere_21