Die Kaffeemaschine
Seitdem ich die unendlichen Möglichkeiten meines Computers entdeckt habe, empfinde ich den Aufgabenbereich meiner Kaffeemaschine doch als sehr überschaubar. Sie macht halt Kaffee - tropf, tropf, tropf, tropf: „Ja! Hihihi“. Ich meine, was tut sie denn schon? Sie steht herum, röchelt und beschäftigt sich mit der Mischung von Kaffeepulver und Wasser. Kinderspiele. Tropf, tropf, tropf, tropf. Wie schlicht ihr Gemüt und einsam ihr Dasein. Sie steht einfach rum, wie ein Glashausbüro. Zum Glück weiß ich stets, wo ihr Filter dann hin muß, es ist dort, wo das Känguruh seinen Beutel hat. Hinten das Wasser und vorne der Zeiger, zeigt an, wenn es dann überläuft. „Gleich geht es los!“.
Sie gibt stets nur ab, auch wenn sie bekommt, gibt stets sie nur ab, auch wenn sie bekommt. Allein die Geräusche künden von Arbeit, vom Abfinden und auch von zu großem Selbstmitleid:
„Leben ist Geben und Verwandlung. / Wasser zu Kaffee, das ist die Handlung!“.
Ihr Stöhnen und Seufzen beim Tropfen und Mischen läßt uns erahnen und wie sie zischen: „Ich brauch einmal Pause, ich brauche Entfaltung, / ich brauche mal Urlaub, ganz sicher Entkalkung“.
Ich sage ganz ehrlich, ich habe Verständnis. Ich bin gern auch mal schlicht, und so teil´ ich ihr Leid. Doch daß sich ihr AN, daß ist auch ihr AUS Knopf, nicht selbständig ausstellt, das will mir oft morgens nicht in meinen Kopf. Eine moderne Kaffeemaschine sollte sich im Computerzeitalter von selbst ausstellen können, das wäre hilfreich für alle Vergeßlichen und Zerstreuten und würde ihr einen Platz in der Moderne sichern.
Das finde ich echt. / Das kann man erwarten habe ich Recht?
„Leben ist Geben und Verwandlung. / Wasser zu Kaffee, das ist die Handlung.“
Na ja, vielleicht doch nicht. Unglaublich, wie naiv sie ist. Die würde sogar Tee mit sich machen lassen.
© Erwin Grosche - Erstveröffentlichung in den Musenblättern am 14.1.2007
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