"Love is in Sie Er"

Herbert Knebels Affentheater dröselt das Rätsel Weib auf - oder auch nicht

von Frank Becker
 
Das Rätsel Weib
 
Herbert Knebels Affentheater
mit „Love is in Sie Er“

 

Auch Fans müssen zugeben: Herbert Knebel alleine ist schon eine Marter für Auge, Zwerch­fell und guten Geschmack. Ein Abend mit ihm und seinen Kollegen Ozzie "das Tier", filigraner Meister an den Gitarren, Hel­mut-Kohl-Verschnitt (in schlank) Ernst am hammergeilen (Entschuldigung, aber es ist einfach so) E-Baß und "Trainer" am gefühlvoll behandelten Schlag­zeug ist zwar eine echte optische Anforderung – aber ebenso ein Rock- und Blues-Knaller von Gnaden. Man kann mit Fug und Recht behaupten, daß „Herbert Knebels Affentheater“ die beste Coverband zwischen Hamborn und Steele, Herten und Mintard ist, zwischen Ruhr und Rhein-Herne-Kanal. Das perfekte musikalische Kohlenpott-Kabarett gastierte am 30. August mit der Vorpremiere seines neuen Porgramms "Love is in Sie Er" vor ausverkauftem Haus im Remscheider Forum Hackenberg. Die vier Vollblut­musiker hatten nach dem Einmarsch mit der Marseillaise, die ja auch „All you need is love“ von Lennon/McCartney einleitet, unter dem Motto „Viva lamur!“ vom ersten Riff an ihr Publikum hunderprozentig „im Sack“.

Die Spaßvögel gaben sich jede Mühe, alles andere als schön zu sein - ihre Ausstattung mit dicken Hornbrillen und Dralon-Hosen der 60er/70er-Jahre, fettigen Haaren und aus der Hose rutschenden Nyltest-Hemd ist grauenhaft. Die Mühe trug Früchte. Dabei bekannten sie sich zur Liebe im Alter, der „Themattick von den ganze Abend“, wobei sie das Rätsel Weib aufzudröseln versuchten und – wie auch anders – damit scheitern mußten. Das Ganze war ein Riesenspaß - das merkte man auch den vieren auf der Bühne an, die mitunter selber so über sich lachen mußten, daß Extemporés nötig wurden. Doch als alte Bühnenhasen - seit 20 Jahren sind sie unterwegs - ist das für sie kein Problem.

Originalgetreu instrumentiert und mit Walsumer Text-Transkriptionen gaben die brillanten
Hit-Adaptionen u.a. von „Baby Love“, „Bridge over troubled water“, Chuck Berrys „Memphis Tennessee“, von „Lola“, „I´m a believer“, einem Blues von Muddy Waters, bei dem Herbert auch an der Blues-Harp glänzte und einem Medley aus „All you need ist love“ (Nur die Liebe zählt)/ „Im Wagen vor mir“ (Henry Valentino) der Sache die Würze eines veritablen Rock-Konzerts. Klasse!  Und "Love is in the air"? - Gibts nicht, das finden die Jungs schlicht zu scheußlich.  

Als nach zwei Stunden das Ende drohte, erklatschte sich das begeisterte Publikum noch drei Zugaben, bei denen mit Cindy und Berts „Fahrende Musikanten“ Scherz getrieben und im scharfen Kontrast bei „Highway to hell“ (Au´m Heimweg zu schnell) noch einmal richtig die Sau rausgelassen wurde. „Living next door to Alice“ (Elli) setzte den Ohrwurm-Schlußpunkt unter einen wunderbaren Abend. Herrlichen Blödsinn lassen die vier in ihrer Show vom Stapel. Lachen ist ja so gesund! Wußte Ihr Arzt, daß Sie bei Herbert Knebels Affentheater waren? Den nächsten Besuch dort gibt es ja vielleicht auf Krankenschein.

Den hätte übrigens Herbert Knebel selber augenblicklich nötig: derzeit müssen viele Auftritte wegen einer Stimmband-Erkrankung abgesagt werden. Wir wünschen gute Besserung!

Weitere Informationen unter: www.herbertknebel.de