Verbrecher im Sozialismus

Berndt Marmulla – „Mord im Rosenpark“

von Frank Becker

Verbrecher im Sozialismus
 
Sechs Kriminalfälle aus der DDR
 
Ob im kapitalistischen Westen oder im sozialistischen Osten Deutschlands, das Verbrechen machte und macht bis heute keinen Unterschied in bzw. vor den politischen Systemen. Diebe, Räuber, brutale Schläger, Fälscher und Mörder wird es immer und überall geben. Der einzige Unterschied war zwischen 1945 und 1990, daß es im „vorbildlichen“ sozialen System der DDR aus Gründen der Staatsraison keine schweren Verbrechen geben durfte, denn der sozialistische Mensch hatte ehrlich und staatskonform zu sein.
 
Der ehemalige DDR-Kriminalist Berndt Marmulla hat aus dem Nähkästchen seiner jahrzehntelangen Praxis für das Buch „Mord im Rosenpark“ sechs höchst unterschiedliche Kriminalfälle, an deren Aufklärung er als Ermittler beteiligt war, aufgezeichnet – drei davon, eine Einbruchsserie, einen Kindermord und eine Fälscherkarriere in interessanter Ausführlichkeit, die drei übrigen, darunter die Titelgeschichte, dazu die eines gefährlichen Sexualtäters und die eines Einbruchs mit kurioser Spurenlage eher anekdotisch im Schnelldurchgang.
Unterhaltsam, detailgenau und mit einem interessanten Täterprofil erzählt Berndt Marmulla die Tatserie des David F., der sich auf Einbrüche in Versicherungsbüros spezialisiert und reichlich Beute gemacht hatte. Mit Erstaunen nimmt man die seinerzeit (in den späten 80er Jahren) marginalen Sicherungsvorkehrungen zur Kenntnis, die es dem Täter leicht gemacht haben. Ähnlich mit hochgezogenen Augenbrauen liest man, wie einfach es für den „Hobbyfälscher“ Heinz R. ebenfalls noch in den 80er Jahren gewesen ist, amtliche Dokumente zu fälschen und damit ordentlich Reibach zu machen. Aber die Kriminalpolizei war auch in der DDR nicht von Pappe, was schließlich zur Überführung und Verhaftung beider Serientäter führte.
Besonders erschütternd ist jedoch der gräßliche Sexualmord an dem 10jährigen Markus Nolte im Sommer 1986, der der Anfang einer unaufgedeckten Mordserie hätte werden können, wenn sich ein Jahr später nicht ein anderer kleiner Jungen dem Mörder durch Gegenwehr hätte entziehen können. Hier war die MUK (Morduntersuchungs -Kommission) über ein Jahr lang ohne Erfolg geblieben. Auch in diesem Fall ist das nur angerissene Täterprofil von hohem Interesse.
 
Berndt Marmulla macht deutlich, daß es im wesentlichen Menschen (hier nur Männer) aus dem scheinbar  „bürgerlichen“ Milieu sind, die zu Tätern werden, sei es aus krimineller Veranlagung, finanzieller Gier, aus krankhafter Persönlichkeit oder momentaner Aufwallung.
 
Berndt Marmulla – „Mord im Rosenpark“
und fünf weitere authentische Kriminalfälle aus der DDR
© 2021 Bild und Heimat, 156 Seiten, Broschur – ISBN: 9783959583084
9,99 €

Weitere Informationen: www.bild-und-heimat.de