Der alte Mann und sein Hund (28)

von Erwin Grosche

Birken am Oyter See - Foto © Löwenzahn / pixelio.de

Der alte Mann und sein Hund
 
Der alte Mann ging mit seinem Hund spazieren. Die Sonne schien und beleuchtete den Birkenwald, dessen Kronen sich im Wasser spiegelten. Er war am Habichtsee und entdeckte viele Hundebesitzer, die mit ihren Lieblingen herumtollten und das Leben feierten. Er konnte sich nicht erinnern, daß es einmal im November so warm gewesen war. Er zog seinen Schal vom Hals und streifte seine Wollmütze ab. In der Sonne brauchte man keinen Kälteschutz. Sein kleiner Hund wurde freudig von drei Dackeln und einem Boxer begrüßt, die ihn ins Wasser lockten, wo schon ein Schnauzer und ein Mops auf sie warteten. Der alte Mann ging zu den Besitzern und frohlockte: „Wie schön sie alle sind.“ „Und wie finden sie unsere Hunde?“, fragte ein junger Mann, der zwischen zwei Frauen stand und es faustdick hinter den Ohren hatte. „Wie schön sie alle sind.“ Natürlich hatte der alte Mann damit die Hunde gemeint, aber es traf auch auf die Menschen zu. Er  nickte anerkennend und ersparte sich eine Antwort. Man mußte auch mal einen Witz stehen lassen können, ohne zu versuchen ihn zu übertrumpfen. Eine Frau lief mit ihrem Pudel auf ihn zu und sagte: „Mein Hund ist ein Rassehund. Er hat einen Stammbaum und heißt Wolf Uwe von Rexhoven.“ Der alte Mann streichelte den Pudel und sagte: „Da wird er sich mit meinem Zausel verstehen. Sein Name ist „Runter vom Sofa“ und der Stammbaum ist eine Kastanie.“ Die Besitzerin des adligen Pudels blickte der Hundemeute nach, die ihren Schatz zum Sandstrand entführt hatten. „Welcher ist denn davon ihr Hund?“, fragte sie den alten Mann. „Der schönste“, entgegnete er und verneigte sich. Die Frau kicherte und flüsterte: „Sie sind doch alle so schön.“ „Und wie finden sie unsere Hunde?“, fragte der alte Mann. Wie schön der Tag war, wenn man sich auf den Arm nehmen konnte. Hundebesitzer, gerade wenn sie kleine Hunde haben, wissen das.   
 
© 2021 Erwin Grosche