Der Morgen treibt die Lämmer

von Hermann Claudius

Foto © Frank Becker

Der Morgen treibt die Lämmer,
die weißgeflockten aus.
Es leuchtet aus dem Dämmer
ihr lockiges Gekraus.
 
Die schimmernd-weiße Herde,
gedrängt nun dicht an dicht.
Mit zärtlicher Gebärde
umhütet sie das Licht.
 
Ich liege auf dem Rasen
und schaue ihnen zu
und seh die Lämmer grasen
in ihrer Himmelsruh.
 
Die schimmernd-weiße Herde -
wie sie mein Auge liebt!
Und daß es auf der Erde
noch immer Märchen gibt.


Hermann Claudius