Leben ist Verschwendung

von Erwin Grosche

Erwin Grosche - Foto © Frank Becker
Leben ist Verschwendung
 
Ist es nicht komisch, daß man sofort an Uri Geller denken muß, wenn man einen Löffel sieht? Wie kann das Verbiegen von Löffeln einen solch Eindruck hinterlassen? Sagt es nicht mehr über die Qualität der Löffel, als über die Fähigkeiten von Uri Geller aus? Wenn er wenigstens Gewehrläufe verbiegen könnte, dann könnte man ihn jetzt brauchen. Auch wenn er der einzige Mensch auf der Welt ist, der Löffel verbiegen kann, ist es doch  schön, daß es Menschen gibt, die keine Löffel verbiegen können. Wenn alle das gleiche können, wird  das Leben erst durch sein Scheitern interessant. Es wäre auch langweilig, wenn wir alle aus Bielefeld kommen würden. Es muß doch auch Menschen geben, die aus Paderborn kommen. Zu Paderborn kann jeder was sagen, so wie auch jeder was über das Wetter sagen kann. Sobald ein Extremschwimmer aus Paderborn kommt, tritt seine Leistung immer ein wenig in den Hintergrund, weil er aus Paderborn kommt. Man vergißt aber, daß er gerade in der Paderstadt ideale Trainingsmöglichkeiten vorfindet. Zum Thema „Paderborn“ hat jeder was zu sagen: „Paderborn kenne ich gut, da war ich mal zur Kur in Bad Lippspringe.“ oder „Da gibt es doch diese Autobahnabfahrt wo immer „Paderborn Zentrum“ gesperrt ist?“

       Bärenputz Müller hat sich aus meiner Straße zurückgezogen. Wie gern ging ich morgens an einem der lustig beklebten Autos vorbei und brummte „Brum Brum“, wenn ich einen der Bären auf den Transportern entdeckt habe. Ein Bär macht immer gute Laune, außer man begegnet ihm in echt.
Im Mai sitze ich gerne auf einer Bank im Haxtergrund und lese Romane. Oft frage ich mich: Wieso kommen Filme, die einen dicken Bestseller umsetzen, mit 45 Minuten aus, während sich ein Leser drei Wochen  an der Vorlage abquälen muß? Ich brauchte mal vier Monate um einen dicken Wälzer durchzuarbeiten, dessen Verfilmung auf ARTE als Kurzfilm lief. Warum konzentrieren sich Schriftsteller nicht auf das Wesentliche? „Der Mann war tot, sein Schwager hatte ihn erschossen.“ Punkt aus, nächstes Buch. Man könnte sich bei den Personenbeschreibungen auch auf bekannte Personen beziehen, um die Phantasie des Lesers nicht zu überfordern. Wie hilfreich wäre ein Satz wie „Der Mann, der aussah wie Jürgen Vogel, zwang den Bärenputzfahrer die Abfahrt „Paderborn Zentrum“ zu nehmen. Sie kamen niemals an.“ Der Augenblick der Perfektion ist nie von Dauer. Perfektion täuscht und ist verdammt anfällig. Ich war mal kurz perfekt, habe mich aber dafür zu sehr geschämt. Einmal kaufte ich mir ein Brötchen zu viel, auf das ich aber Hunger gehabt hätte, wenn ich mir ein Brötchen weniger gekauft hätte. Leben ist Verschwendung.
       Ich hatte mal einen Traum: Ein Floh hatte fettiges Haar. Zum Glück stand noch Flohshampoo im Bad. Es gehörte eigentlich dem Hund, aber er hatte nichts dagegen, daß man es für den Floh einsetzte. Gepflegtes Flohhaar kommt ja auch ihm zugute. Lassen wir uns festhalten: Im Grunde hilft einem jeder gerne, außer man hat Probleme mit dem Computer.
 
 

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