Bücher über Paderborn die geschrieben und nicht geschrieben wurden

von Erwin Grosche

Erwin Grosche - Foto © Frank Becker
Bücher über Paderborn
die geschrieben und nicht geschrieben wurden

Das Buch über den Paderborner Humor ist sehr dünn. Heute traf ich zwei Dörenhagener, die mich baten, positiver über ihre sympathische Gemeinde zu berichten. Ich habe natürlich gleich mit dem Kästner-Zitat gekontert: „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.“ Man muß die Kirche im Dorf lassen. Ich habe doch erst kürzlich über die Neugestaltung der Dörenhagcner Todeskreuzung berichtet und es gibt ja auch noch Scharmede. Gibt es eigentlich noch Scharmede? Gibt es dann schon einen Reiseführer über Scharmede? Das müßte ein Bestseller werden. Es ist doch auch irgendwie langweilig, daß wir wieder zum Friseur gehen können. Ein Vorher/ Nachher-Fotoband über unsere Coronafrisuren könnte für rührende Begeisterungstürme sorgen. Karsten Stracks Lektora Verlag hätte das Buch sicher verlegt. Apropos, als ich jung war, das ist gar nicht so lange her, wollte ich einen Erziehungsratgebcr schreiben: „So räumen Kinder gerne ihr Zimmer auf“. Doch leider fand ich meine Ideensammlung nicht wieder, die noch im Kinderzimmer meiner Tochter lag und in dem Tohuwabohu verschwunden blieb. Wo ist eigentlich meine Tochter? Das Buch „15 Apfelkuchen, die genauso gut schmecken wie der Apfelkuchen von Frau Weyher“ kam auch nicht zustande. Frau Weyher ist einfach unangefochten die Beste.

Früher, das stimmt wirklich, fuhren die Architekturstudierenden aus Kassel nach Paderborn, um am Beispiel des Königsplatzes zu lernen, wie man Bausünden vermeiden kann. Heute kommen sie wieder auf einen Sprung vorbei. Das Buch „Die schiefen Laternen - Die besten Bausünden aus Paderborn“ geht bereits in die dritte Auflage. Man muß manchmal damit leben, daß man die Wirklichkeit nicht verbiegen kann. Auch mein Buch: „Gebete in Extremsituationen“, welches im BonifatiusVerlag erschienen ist, wurde kein großer Erfolg. Ich habe dafür extra ein Gebet geschrieben, das man beim Finden einer Bombe zu sprechen hat. Der Gottesbrief wäre doch in Paderborn im Dauereinsatz: „Lieber Gott, ach, gib mir Nerven,/ um die Bombe zu entschärfen/ Laß mich meine Angst besiegen,/ mir nichts um die Ohren fliegen./ Hilf mir, meinen ]ob zu machen,/ denn dann hört man es nicht krachen.//“ Was sagte das Kind, das von seiner Oma aufgefordert wurde: „Du darfst dir von mir ein ganz tolles Buch wünschen“? - „Fein, dann wünsche ich mir dein Sparbuch? Später bot es dann überteuerte Computerkurse für Senioren an.

Wirklich gespannt bin ich auf das neue Buch der Paderborner Autorin Stephanie Katerle, welches am 20. August im emons-Verlag erscheinen soll. Sie verfaßte den Reiseführer: „111 Orte in Paderborn, die man gesehen haben muß“. Also ich habe nachgedacht und nachgedacht, und ich kam bei allem Wohlwollen nur auf vier Orte, die man gesehen haben sollte, und da war die Todeskreuzung von Dörenhagen schon mit dabei.
 
© 2022 Erwin Grosche
aus:
Erwin Grosche – „Grosches Gedanken“
106 Zeitungs-Kolumnen in Buchform
© 2022 Lektora GmbH, 187 Seiten, Broschur, Fotos: Wolfgang »Kalle« Noltenhans
ISBN-13: 9783954612277
 
Erwin Grosches Web-Seite: www.erwingrosche.de