Sport, Spaß oder zwanghafter Ehrgeiz?

A Woman's Place - Ein Postkarten-Buch

von Steffi Engler

Sport, Spaß oder Ehrgeiz?
 
Bergsteigerinnen auf Postkarten
 
Also, soviel gleich vorweg: Meins ist es nicht. Das Bergsteigen. Und ganz bestimmt plagt mich nicht der Ehrgeiz einen, geschweige denn alle Achttausender dieser schönen Erde zu bezwingen. Ich habe mich stets auch über die manisch angetriebenen Männer gewundert, die das unbedingt vollbringen wollten. Welche Defizite mußten sie damit ausgleichen? Und welcher bittere Ehrgeiz muß eine Frau antreiben es um jeden Preis den eitlen Kerlen gleichzutun? Wem es Spaß macht bitteschön! Aber das doch ist längst kein Spaß mehr.
 
Nichts gegen die Berge, in denen ich gerne auf sicheren Pfaden wandere. Aber ich muß mich nicht als Frau beweisen, indem ich es überall und in jeder Disziplin den Männer nachtun muß, die es vielleicht qua Physis besser können. Ich halte diese Form einer angeblichen Emanzipation für geradezu zwanghaft. Es gibt ja sogar Frauen, entnahm ich einmal einer Sportreportage, die sich in den traditionellen japanischen Männer-Sport des Sumo-Ringens für sich drängen (selbstverständlich unter Mißachtung der jahrhundertealten rituellen Kleidervorschriften). Das finde ich genauso albern, wie weibliche politische Strohpuppen ins deutsche Verteidigungsministerium zu setzen wie Ursula von der Leyen, Annegret Kramp-Karrenbauer oder aktuell Christine Lambrecht in unmittelbarer Folge. Keine Ahnung vom Geschäft, Hauptsache Ministerinnen-Quote erfüllt. Wir sehen ja, was das der Bundeswehr in nur knapp neun Jahren für einen desolaten Zustand eingebracht hat. Aber ich schweife ab.
 
Seit den Anfängen des Alpinismus sind natürlich auch Frauen in den Bergen unterwegs, Touristinnen und zumal jene, die dort leben. Wieso auch nicht. Sie besteigen Gipfel, halten ihre persönlichen Leistungen fotografisch fest und erzählen davon. „Dennoch sind ihre Geschichten in der Öffentlichkeit wenig bekannt und in der Sammlung des Alpinen Museums der Schweiz kaum dokumentiert“ beklagt Ingrid Runggaldier in „Auf Spurensuche in der Alpingeschichte“ und weiter: „Während ab den 1950er Jahren immer mehr Frauen in den Bergen anzutreffen waren, blieb ihr Anteil in den extremeren Bereichen des Bergsteigens (extreme Routen und Höhenbergsteigen) begrenzt und pendelte sich bis heute auf etwa 5 Prozent ein.“ Warum wohl halte ich entgegen. Und: Na und? Muß es denn immer gefährlich sein, und haben Frauen Anspruch auf 50% davon?
„Die großen Ausnahmen wurden berühmt“, schreibt Ingrid Runggaldier: „Wanda Rutkiewicz etwa, die 1978 als erste Europäerin den Gipfel des Mount Everest bestieg (nachdem die Japanerin Junko Tabei und die Tibetanerin Phanthog ihn 1975, im internationalen Jahr der Frau, bereits erreicht hatten) und der es in der Folge gelang, neben zahlreichen Gipfeln in der Tatra, in den Alpen, im Kaukasus, im Hindukusch, in den Anden und im Himalaya weitere sieben Achttausender zu besteigen, bevor sie 1992 am Kangchendzönga tödlich verunglückte.“ Ob da wohl auch eine gewisse Todessehnsucht eine Rolle spielt? „Das Wettrennen um die Besteigung aller 14 Achttausender gewann 2010 schließlich die Koreanerin Oh Eun Sun, knapp gefolgt von Edurne Pasaban (2010), Gerlinde Kaltenbrunner (2011) und Nives Meroi (2017)“, bilanziert Ingrid Runggaldier. Toll.

Einen originellen Einblick in das Frauenbergsteigen gibt das neueste der beliebten Postkartenbücher aus dem Verlag Scheidegger & Spiess. Vierzig Fotografien aus diversen Museums-Beständen des Alpinen Museums der Schweiz zeigen mutige Frauen im Mittelpunkt alpinistischer Praxis vom frühen 20. Jahrhundert bis in die 1970er-Jahre. Die Bilder erzählen von der Schönheit der Berge, von der Freude an der Natur und zeigen die Entwicklung der Bergsteigerinnen-Kleidung. Man beachte, bis 1910 tragen die Damen beim Aufstieg noch Röcke! Vier informative Begleittexte reflektieren das Thema Frauen im Alpinismus mit einem aktuellen und historischen Fokus.
 
A Woman's Place
Ein Postkarten-Buch
Fundstücke von Bergsteigerinnen aus der Sammlung des Alpinen Museums der Schweiz
© 2021 Scheidegger & Spiess, 24 Seiten Text, 40 farbige und s/w Postkarten (12 x 16,5 cm)
zum Heraustrennen - ISBN-13: 9783039420391
24,- € / 24,- sFr
 
Weitere Informationen: www.scheidegger-spiess.ch/