Wie Münchhausen ...

„Massive Talent“ – von Tom Gormican

von Renate Wagner

Massive Talent
The Unbearable Weight of Massive Talent - USA 2022

Regie: Tom Gormican
Mit: Nicolas Cage, Pedro Pascal u.a.

Okay, Nicolas Cage hat einen „Oscar“ als „Bester Hauptdarsteller“ (1996 für „Leaving Las Vegas“), aber als erfahrener Filmfreund wäre man kaum je auf die Idee gekommen, im Zusammenhang mit ihm unbedingt von „massivem Talent“ zu sprechen. In der Originalfassung des Films wird dieses Talent noch zur „unerträglichen Last“. Kurz, man hat es mit einer Parodie, einer Selbstparodie eines Schauspielers zu tun, der mittlerweile ein Endfünfziger ist und dessen Karriere bei weitem nicht mehr ist, was sie einst war. Es gab eine Zeit, wo der Sproß aus der großen Coppola-Familie in der Action-Welt fest verankert war, sogar das eine oder andere Anspruchsvolle drehte und dann mit schlichten Abenteuerfilmen viel Geld lukrierte. Das alles ist vorbei, Er mag noch immer Filme machen, aber man erinnert sich an keinen.
 
Nun, das „massive Talent“ komischer Prägung, das Nicolas Cage in seinem jüngsten, von Tom Gormican turbulent inszenierten Film beansprucht, erweckt zumindest Interesse. Denn der Star spielt sich selbst, also Nicolas Cage – am Ende der Karriere, verschuldet, vor sich hin philosophierend, schlecht gelaunt und grantig, weil er sich selbst eingestehen muß, daß die goldenen Zeiten lange vorbei sind. Aber offenbar hat er doch noch Fans – immerhin ist der Milliardär Javier Gutierrez (Pedro Pascal) breit, eine Million Dollar springen zu lassen, wenn Cage bei seiner Geburtstagsparty in Mallorca (gedreht allerdings in Kroatien) auftritt. Warum nicht, auch andere Prominente lassen sich mieten… schon gar bei solch üppiger Gage.
Aber es gibt nichts geschenkt, die CIA (verkörpert von Tiffany Haddish und Ike Barinholtz) findet, Cage solle dem Staat dienen und Gutierrez, der ein berüchtigter Waffenhändler ist, bei dieser Gelegenheit ausspionieren. Wenn dann noch – es soll eine Freude sein, mitnichten – seine Ex-Frau Olivia (Sharon Horgan) und seine entfremdete 16jährige Tochter Addy (Lily Sheen) auftauchen, gibt es genug Material für eine Action Komödie, in der ein Star sich darüber lustig macht, was herauskommt, wenn Fans Image und Realität verwechseln.
Denn plötzlich soll Nicolas Cage (ja, der echte Nicolas Cage) nicht nur den Helden spielen, sondern dieser auch sein. Eine unerträgliche Last… da muß er sich sogar in sein jüngeres Ich verdoppeln (hat er in seiner Karriere nicht immer wieder solche Rollen gespielt?).
 
Ja, wenn man auf keine andere Art wieder ein bißchen Beachtung der Medien finden kann, als über sich selbst zu lachen und lachen zu machen… dann ist so ein Schmäh von Gangsterfilm, der meist wirkt, als ständen alle Beteiligten unter Alkohol oder  Drogen, nicht die schlechteste Lösung. Vielleicht hat er ja doch Talent, der Nicolas Cage, echt oder scheinbar echt. Da hat er sich doch wie Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Schlamassel eines Karriere-Endes herausgezogen.
 
 
Renate Wagner