Der stille Grund
Der Mondenschein verwirret
Die Thäler weit und breit, Die Bächlein, wie verirret Geh'n durch die Einsamkeit. Da drüben sah ich stehen Den Wald auf steiler Höh, Die finstern Tannen sehen In einen tiefen See. Ein Kahn wohl sah ich ragen, Doch niemand, der es lenkt, Das Ruder war zerschlagen, Das Schifflein halb versenkt. Eine Nixe auf dem Steine Flocht dort ihr gold'nes Haar, Sie meint', sie wär' alleine, Und sang so wunderbar. Sie sang und sang, in den Bäumen Und Quellen rauscht' es sacht Und flüsterte wie in Träumen Die mondbeglänzte Nacht. Ich aber stand erschrocken, Denn über Wald und Kluft Klangen die Morgenglocken. Schon ferne durch die Luft. Und hätt' ich nicht vernommen Den Klang zu guter Stund’, Wär' nimmermehr gekommen Aus diesem stillen Grund. Joseph Freiherr von Eichendorff
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