Die Musenblätter-Undinen-Wochen (13)

An die Nymphe des Paulinenborns

von Wilhelm Genth

Foto © Andreas Eckert

An die Nymphe des Paulinenborns

Holde Nymphe, o Najade dieser Quelle, laß das Gaukeln,
Nicht mehr kann ich, wie ein Jüngling, mich auf deiner Woge schaukeln.
Gibst du nur, worauf ich hoffe, neue Stärke diesen Gliedern,
Preisen will ich dann, o Holde, dich in meinen schönsten Liedern.

Spare all' die süßen Zauber, all' dein Schmeicheln und Gekose,
Denn nach mir zu deinem Borne kommt die schönste Maienrose,
Wie der Schwan die Purpurfüße und das blendende Gefieder,
Taucht sie bald in deine Wogen ihre morgenschönen Glieder.

Ruht sie dir im Arm, o Nymphe, o dann aus den tiefsten Tiefen
Rufe alle Geister, die von Paradieses Wogen triefen.
Alle Wonnen, die im feuchten Bett des Meers verzaubert liegen,
Sollen sich um ihre Glieder, an den reinen Busen schmiegen.

Ich derweil will dort im Haine, wie sie mir im Herzen keimen,
Zur Verklärung ihres Namens liebliche Gedichte reimen.
Hörst du den Gesang, so lasse deine Wogen sanfter rauschen,
Dann vielleicht, wenn auch nur flüchtig, wird sie meinen Liedern lauschen.
 
Wilhelm Genth