Die Musenblätter-Undinen-Wochen (17)

Fischer und Meerweib

von Hugo Lissauer

Foto © Andreas Eckert

Fischer und Meerweib
 
Komm’, Meerweib, an das Ufer,
Setze dich her zu mir,
Und gib mir deine Küsse
Und nimm die meinen dafür.

Du liebst der Wellen Kosen,
Die schwankende, bläuliche Flut,
Und deiner Augen Tiefe
Gefällt mir gar zu gut.

Zwar wird dein Herz nicht warm sein,
Du kalte Meeresbraut,
Doch hat manch’ kält’ren Busen
Die Liebe schon aufgetaut.

Laß rinnen die Wasserperlen
Von deinem Busen herab,
Mit deinem Haargewinde
Trocknen wir schnell sie ab.

Schling’ um die bebenden Glieder
Mir deinen wonnigen Arm
Und küsse von meinem Munde
Dir deine Lippen warm.

Und wenn an deinem Busen
Mein Herz sich ausgeruht,
O dann verschlinge uns Beide
Die nimmer endende Flut!
 
Hugo Lissauer